Melanie Eisenschmidt hat den kleinen Jakob im Tragetuch. Er ist sieben Monate alt und soll wie alle anderen Kinder am 1. Juli beim großen Regensburger Tauffest getauft werden. "Wir fanden die Idee, ein so großes Tauffest zu feiern, toll", sagt seine Mutter. Erst vor Kurzem seien sie aus Nordrhein-Westfalen nach Lappersdorf (Kreis Regensburg) gezogen. Dass nun die Taufe in großer Gemeinschaft stattfindet, habe sie und ihren Mann begeistert. Die Zusage sei ihnen nicht schwergefallen.

Offensichtlich kommt die Idee vielen Familien entgegen. Insgesamt 30 sind erschienen – mit 40 Kindern. Laut Pfarrer Klaus Weber von der Lukasgemeinde ist die Anzahl hoch. Allein aus seiner Gemeinde kämen acht Kinder. "Das ist ein Viertel aller Taufen eines ganzen Jahres bei uns", sagt er. Ähnlich sei es auch bei den anderen fünf Stadtkirchengemeinden Regensburgs.

Sechs Taufsteine

Für jede von ihnen wird am 1. Juli 2017 ein Taufstein in der Dreieinigkeitskirche aufgestellt werden, sodass die Pfarrer gleichzeitig an sechs Stationen taufen können. Dabei soll jedes Kind ein Kreuzzeichen auf der Stirn, seinen Taufspruch, die Taufe mit Wasser und Worten sowie den Taufsegen erhalten.

Anlässlich des Reformationsjubiläums will Regensburg nicht nur des ersten Abendmahls im Jahr 1542 gedenken, sondern auch des Sakraments der Taufe. "Wir wollen dies mit einer großen Gemeinschaftstaufe tun", sagt Pfarrer Roland Thürmel und teilt Zettel aus, auf denen die wichtigsten Punkte festgehalten sind. Jeder Gemeinde ist eine Farbe zugeteilt. "Sie wird Sie zum richtigen Taufstein leiten, zu Ihren Plätzen in der Kirche und später zu denen im Alumneum, wo wir gemeinsam feiern wollen."

60 Biertischgarnituren

Mit Taufkindern, Eltern, Paten und Gästen könnte die Dreieinigkeitskirche gut voll werden. Für das anschließende Fest plant Thürmel mit 60 Biertischgarnituren. Es wirkt, als sei es das, was viele Familien sich wünschen. "Normalerweise ist man bei einer Taufe ein kleiner, verlorener Haufen. Da ist es doch viel schöner und sympathischer, wenn es eine große Gemeinschaft ist", meint Jürgen Krall, der seinen neun Monate alten Laurenz taufen lassen will. Seine Frau, Daniela Schäfer, pflichtete ihm bei. Bei der Taufe des Großen sei alles "sehr förmlich" gewesen.

Die ersten Kinder machen sich in der Kirche selbstständig. Pfarrerin Christiane Weber hat nichts dagegen. "Lassen Sie die Kinder ruhig laufen. Sie sollen sich doch wohlfühlen", sagt sie. Inzwischen erklärt Thürmel den eigentlichen Ablauf. "Wenn Sie in der Kirche ankommen, spielt schon der Liedermacher und Pfarrer Johannes Matthias Roth und stimmt auf ein fröhliches Miteinander ein."

Auch die Pfarrer feiern zum ersten Mal ein großes Tauffest. Thürmel hebt den Premierencharakter hervor. Für Luisa Liebscher, 10 Jahre alt, war es der Anlass, ihren Eltern mitzuteilen, dass sie sich taufen lassen will. "Meine Mama und mein Papa wollten, dass ich selber entscheiden soll. Als dann der Brief kam, habe ich der Mama gesagt, dass es jetzt so weit ist."

 

ZAHLEN ZUR TAUFE

Im Donaudekanat gab es 2016 insgesamt 682 evangelische Taufen, davon waren 427 Kinder unter einem Jahr alt, 222 waren unter 15, es gab auch 33 Erwachsenentaufen. Bayernweit ließen sich 22 642 Menschen evangelisch taufen.