Den Pferdevirus habe ich wohl schon von Anfang an im Blut, denn bereits im Alter von drei Jahren saß ich auf einem Pony", erzählt die sympathische und couragierte Frau und lacht. Klar, dass sie später eigentlich Tiermedizin studieren wollte, doch dann legte sie ihre berufliche Zukunft ganz in die Hände Gottes und sagte sich: "Wenn ich keinen Platz für Tiermedizin bekomme, studiere ich Theologie." Heute ist die 53-jährige Susanne Memminger Pfarrerin mit Leib und Seele in der Kirchengemeinde Bindlach bei Bayreuth und verbringt ihre Freizeit am liebsten bei ihren Pferden auf ihrem eigenen kleinen Gestüt bei Laineck.

Gemeinsam mit drei anderen Frauen kümmert sie sich um Pferde und Stall, reitet gerne, mäht mit einem kleinen Traktor den Rasen und beschäftigt sich seit einiger Zeit sogar mit der Zucht von Stuten. Ja, ein ungewöhnliches Hobby ist das für eine Pfarrerin schon, aber Susanne Memminger genießt die Auszeit in der freien Natur und sieht in dem, was sie in ihrer Freizeit tut, eben auch ein Stück Bewahrung der Schöpfung.

Mit Ponys auf der Kirchweih fing alles an

Geboren und aufgewachsen ist Memminger in Nürnberg, wo sie auch ihre Schulzeit absolvierte. Schon als kleines Kind ist sie am 27. Juli immer gerne auf die Peters-Kirchweih mitgegangen, weil es dort Ponys gab – doch das sollte nicht das einzige Wegweisende für die tierliebe Pfarrerin bleiben. Schon in ihrer Kirchengemeinde St. Peter "kam mir der Gedanke, später einmal etwas im kirchlichen Bereich zu machen", sagt Memminger, "und dann hat mich auch noch der Pfarrer gefragt, ob ich nicht Theologie studieren will."

Nach dem Abitur bewarb sie sich zwar für das Studium der Tiermedizin, bekam aber keinen Studienplatz. So studierte sie in Erlangen und Neuendettelsau Evangelische Theologie. Durch eine Mitarbeiterin der Augustana-Hochschule lernte sie die Erste Vorsitzende des Reitvereins kennen, sodass sie sich nach einer Auszeit endlich wieder den geliebten Pferden und dem Reiten widmen konnte. Ihr Vikariat absolvierte Susanne Memminger dann in ihrem Heimatort Nürnberg, ehe sie der Beruf anschließend nach Bindlach verschlug. Hier konnte sie sich endlich ihren großen Wunsch erfüllen und kaufte sich zunächst gemeinsam mit einem Kirchenvorsteher zwei Pferde, die sie auf seinem Hof versorgten.

Schritt, Trab, Told, Galopp und Pass

Nach und nach schlug das Herz der couragierten Pfarrerin und Reiterin für das Dressurreiten und ein entsprechendes Pferd. Doch es kam ganz anders: Im Jahr 2003 begleitete sie eine Freundin nach Kiel, die sich dort ein Pferd kaufen wollte. Diese aber entschied sich gegen das Tier, und kurzerhand kaufte Memminger die hübsche Flygsa, die sie – ebenso wie den Hengst Bjakur – heute noch auf einem großen Grundstück in Laineck mit ihrem eigenen kleinen Gestüt mit dem Namen "Flygsa-Stud" versorgt und reitet. Zudem absolvierte sie viele Kurse und Reitabzeichen und musste für ihr Gestüt sogar einen Sachkundenachweis erbringen.

Die Pfarrerin kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn sie von Flygsa und Bjakur erzählt, denn die Isländer seien eben auch eine ganz besondere Rasse. Sie sind robust, überaus freundlich und haben im Gegensatz zu anderen Pferden nicht drei, sondern fünf Gangarten: Schritt, Trab, Told, Galopp und Pass. Kein Wunder, dass sich Susanne Memminger im Lauf der Zeit entschloss, sich neben dem Reiten auch mit der Zucht zu beschäftigen. Sieben Pferde hat sie bis jetzt gezüchtet. Eines starb leider kurz nach der Geburt, ein anderes reitet sie inzwischen selbst, und eines hat gerade erst das Licht der Welt erblickt. Die anderen Stuten hat sie an Pferdeliebhaber verkauft. Doch damit nicht genug: Um das Grundstück zu pflegen und den Rasen zu mähen, schaffte sie sich bald einen eigenen Traktor an, den sie auch selbst mit Feuereifer bedient. Und in absehbarer Zeit sollen zumindest einen Teil dieses "Jobs" zwei Dahomey-Rinder übernehmen, die das Gras auf dem Lainecker Grundstück fressen.

Auf die Frage, wie denn eine Pfarrerin zu dem eher ungewöhnlichen Hobby kommt, antwortet Susanne Memminger: "Pfarrer haben sich eigentlich schon immer für die Natur interessiert, und auch ich bin schon von Kind auf ein echter Landmensch. Außerdem ist für mich das, was ich da auf dem Gestüt tue, auch ein Stück Bewahrung der Schöpfung." So ist Memminger froh und dankbar, dass sie Mitgenossinnen hat, die mit ihr die Pferde versorgen und auf die sie sich jederzeit verlassen kann. Denn alleine sei eine solche Freizeitbeschäftigung kaum möglich. Bei alledem verwundert es dann auch nicht, dass Susanne Memminger bereits einige Pferdegottesdienste rund um den Hubertustag gehalten hat und zudem eine Pflegestelle für Hunde in Not unterhält. Und für ihre Tiere verzichtet sie sogar schon mal auf einen Sommerurlaub.