Sogar der frostige April hat Andreas Kühn Freude bereitet. »Es gab einen richtig sonnigen Tag. Da hat die Anlage 40 Kilowattstunden geliefert«, erzählt der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Höchstädt. Kühn hat als Umweltbeauftragter der Kirchengemeinde mit dafür gesorgt, dass seit Anfang April eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Gemeindehauses täglich Strom liefert. »Wir wollen ihn vor allem für den Eigenbedarf nutzen«, erläutert er: »Unser Ziel ist ein Eigenverbrauch von 70 Prozent.«

Soll heißen: Gut zwei Drittel des auf dem Dach erzeugten Sonnenstroms will die Kirchengemeinde künftig selbst verbrauchen, um das Gemeindehaus mit Energie zu versorgen – und so die Stromrechnung zu drücken. Die Höchstädter sind damit Vorreiter. »Meines Wissens ist es die erste evangelische Kirchengemeinde in Bayern, die einen Teil des selbsterzeugten Stroms auch selbst verbraucht«, sagt Hans Köhler. Der in Regensburg ansässige Diakon ist einer von etwa 15 Umweltberatern in der Evangelischen Landeskirche in Bayern.

»Wir legen das Geld sozusagen auf dem Dach an.«

Köhler hat die Höchstädter Kirchengemeinde bei der Planung der Fotovoltaikanlage begleitet. Die Möglichkeit, den Strom aus einer Dach-Solaranlage selbst zu nutzen, gebe es bereits seit 2009, berichtet er. Die wenigsten Kirchengemeinden wüssten das jedoch, und auch  Privatleuten sei es kaum bewusst. Dabei mache gerade diese Möglichkeit die Fotovoltaik wieder attraktiver, betont der Umweltexperte.

Hintergrund: Bislang speisen die allermeisten Kirchengemeinden und privaten Erzeuger den Strom aus ihren Dachanlagen in das öffentliche Netz ein. Sie erhalten dafür Geld über das Erneuerbare Energiengesetz (EEG). Diese Einspeisevergütung ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Sie liegt derzeit bei 12,3 Cent pro Kilowattstunde Strom. Die Stromkosten für private Verbraucher betragen rund 25 Cent. Deswegen ist es deutlich attraktiver, den selbst erzeugten Strom auch selbst zu nutzen, erklärt Hans Köhler: »Jede Kilowattstunde, die ich nicht aus dem Stromnetz kaufen muss, erspart mir 25 Cent.«

Diese Rechnung hat auch die Kirchengemeinde Höchstädt aufgemacht. »Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir einiges an Reserven haben«, sagt Andreas Kühn. Bislang legte die Gemeinde diese als Festgeld auf der Bank an. »Das macht aber schon lange keine Freude mehr«, sagt Kühn, der von Beruf Unternehmensberater ist. Stattdessen entschloss man sich zum Bau der Solaranlage und zur Eigennutzung des Stroms. Nach Abzug aller Kosten verbleibe der Gemeinde bei derzeitigen Strompreisen eine Rendite von 3,5 Prozent. »Das kriegen Sie auf keiner Bank«, sagt Kühn: »Wir legen das Geld sozusagen auf dem Dach an.«

»Wir werden Elektrogeräte so einsetzen, dass sie mit selbsterzeugtem Strom betrieben werden können.«

Dass sich das rentiert, liegt vor allem an den gesunkenen Preisen für Solaranlagen. Deren Anschaffungskosten sind nach einer Studie des Fraunhoferinstituts für solare Energiesysteme seit 2006 um rund drei Viertel gefallen. Die Kosten für die Produktion einer Kilowattstunde Strom aus einer Fotovoltaikanlage lägen derzeit bei weniger als zehn Cent, sagt Umweltberater Köhler: »Selbst wenn man viel Strom einspeist, lohnt sich die Solaranlage daher.«

Tatsächlich kann man längst nicht den gesamten Strom aus der Anlage für den Eigenbedarf nutzen – zumindest, wenn man keine Speichermöglichkeit hat. »Die Sonne scheint ja nur zu bestimmten Zeiten, und das deckt sich oft nicht mit dem Verbrauch«, erklärt Köhler. Im kirchlichen Bereich lohne sich eine Anlage daher vor allem in Kindergärten und Pfarrhäusern, wo tagsüber ein hoher Anteil an Strom gebraucht werde. Der lässt sich bei entsprechender Sonneneinstrahlung direkt mit dem Strom vom Dach decken.

Im Höchstädter Gemeindehaus will man darauf künftig achten, meint Andreas Kühn: »Wir werden Elektrogeräte verstärkt so einsetzen, dass sie mit selbsterzeugten Strom betrieben werden können.« Außerdem denke man über einen Stromspeicher nach. So lasse sich der Eigenverbrauchsanteil noch erhöhen.