Reutter ist in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Der 54-Jährige ist verheiratet und hat vier Töchter. Nach dem Vikariat in Fürth arbeitete er als Theologischer Referent des Rektors der Diakonie Neuendettelsau sowie als Schwestern- und Brüderpfarrer und Gemeindeseelsorger an St. Laurentius. Später leitete er in dem Sozialwerk die Abteilung Krankenhauswesen mit rund 1.100 Mitarbeitern. Danach war Reutter Pfarrer in Weidenbach-Triesdorf, vor vier Jahren kam er nach Herrieden.

Was war Ihr erstes Gefühl, als Sie grünes Licht vom Wahlgremium des Dekanats bekamen?

Martin Reutter: Das erste Gefühl war natürlich Freude, aber gleichzeitig schwang auch etwas Wehmut mit. Man lebt mit einer Gemeinde, und ein Abschied oder auch schon dessen Bekanntgabe in Herrieden ist mir nicht so leicht gefallen. Auch wenn ich hier jetzt erst relativ kurz war, Wurzeln habe ich geschlagen. Aber der Abschiedsprozess gehört dazu und ich freue mich auf die neuen Aufgaben.

Sie waren sehr gerne Gemeindepfarrer…

Reutter: Da habe ich mich ganz bewusst für ein kleineres Dekanat entschieden. Denn ich bin zu 60 Prozent auch noch Pfarrer in Feuchtwangen mit über 6.000 Gemeindegliedern. Wir sind dort zu viert in einem Team im Pfarramt. Das wird für mich eine neue Erfahrung sein. Die Gemeindeanbindung ist mir schon sehr wichtig, und in dem kleineren Dekanat kann ich mein Herz für Gemeindeaufbau und meine pastoralen Fähigkeiten weiter verwirklichen.

Was wollen Sie zuerst anpacken?

Reutter: Nach dem Kennenlernen der Kirchengemeinden möchte ich versuchen, das Miteinander zu erspüren. Und mir liegt es sehr am Herzen, dass die Kollegen im Dekanat Feuchtwangen eine Mannschaft bilden. Die Pfarrer sollten nicht nur den berechtigten Blick auf ihre eigene Gemeinde haben, sondern miteinander zusammenarbeiten. Ein zweiter Schritt wird sein, in der Gemeinde Feuchtwangen selbst eine Teambildung zu starten. Denn zwei Pfarrer haben im Herbst neu begonnen. Ich komme frisch im März dazu, also wird sich ein ganz neues Team bilden müssen. Außerdem ist das Dekanat Erprobungsregion des landeskirchlichen Prozesses "Profil und Konzentration". Die Dekanate Feuchtwangen, Dinkelsbühl und Wassertrüdingen prüfen als Modelldekanate Umsetzungsschritte und dabei zu berücksichtigende Regelungen für diesen Prozess im ländlichen Raum. Ich bin gespannt, wie ich mich hier mit Ideen einklinken kann und welche Chancen der Prozess birgt.

Sie sind der Stellvertreter von Ansbachs Dekan Hans Stiegler. Welche Erfahrungen nehmen Sie davon mit?

Reutter: Ich bin sehr dankbar, dass ich im Dekanat schon weitgehend Führungsaufgaben übernehmen konnte bei Mitarbeiterjahres- und Dienstordnungsgesprächen sowie beim Führen von Haupt- und Ehrenamtlichen. Und wir haben in dem wirklich sehr großen Dekanat Ansbach mit 33 Kirchengemeinden die Regionalisierung geschafft. Das bedeutet: Die Gemeinden arbeiten in den Regionen schon in guter Art und Weise zusammen und nehmen sich gegenseitig Aufgaben ab. Das kann in Feuchtwangen zu einem kleinen Teil auch geschehen.

Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?

Reutter: Ich habe einen kooperativen Führungsstil. Wichtig sind die Beteiligung der Betroffenen, Transparenz, Information und auch ein situativer Führungsstil.

Was ist Ihnen sonst noch wichtig?

Reutter: Das, was ich die Geh-Struktur der Kirche nenne. Ich möchte nicht nur einladen und Angebote machen, sondern dahin gehen, wo die Menschen sind. Ich bin auch in Herrieden oftmals rausgegangen, habe Gottesdienste im Alltag der Menschen gefeiert, zum Beispiel in einem Schwimmbad. Aber ich möchte auch inhaltlich hinausgehen in die breite Öffentlichkeit mit den Themen, die für alle Menschen relevant sind.