Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die St.-Johannis-Kirche im Stadtteil Oeslau selber. Der Schlussstein des malerischen Gotteshauses trägt die Jahreszahl 1517, das Jahr der Reformation, des vermuteten Thesenanschlags von Martin Luther in Wittenberg. In Oeslau markiert dieser Schlussstein das Ende einer Bauphase.

Freilich ist diese Kirche dem Ursprung nach eigentlich schon älter. Magda Günther, langjährige Kirchenvorsteherin in St. Johannis, beschreibt als Ursprung eine nicht mehr vorhandene Wasserburg Ozzelin an einer Furt über die Röden und nahe einer schon damals gut frequentierten Handelsstraße zwischen Coburg und Neustadt. Das war ein strategisch guter Platz, um Mautgebühren zu kassieren, wie man es heute wohl neuzeitlich und freundlich ausdrücken würde.

Queen Victoria lässt Kirche renovieren

Das Adelsgeschlecht Rosenau wurde 1434 mit dieser Burg belehnt. Sie ließen die ursprüngliche Kirche im spätgotischen Stil erbauen. Später dann kamen die Wettiner ins Spiel. Magda Günther schreibt: »1603/04 ließ Herzog Johann Casimir die Kirche um Turm und Emporen erweitern, und reiche Stuckverzierungen verliehen ihr neuen Schmuck.« Am 16. März 1604 wurde die Kirche geweiht. Johann Casimir bestimmte Johannes den Täufer als Kirchenpatron – das war auch sein persönlicher Namenspatron.

Später spielten die Wettiner noch einmal eine große Rolle in der Baugeschichte der Johanniskirche. 1863 habe angeblich die britische Queen Victoria die zwischenzeitlich wieder baufällige Kirche auf Privatkosten herrichten lassen. Das nahe Schloss Rosenau gilt als ihr Lieblingsschloss und war der Geburtsort ihres Prinzgemahls Albert. Pfarrer Jörg Mahler wollte freilich nicht ausschließen, dass es sich bei der großzügigen Sponsorin nicht um die Queen selber, sondern um ihre gleichnamige Mutter gehandelt habe, die ja eine geborene Prinzessin von Sachsen-Coburg gewesen sei.

Gemeinde kauft Pfarrkirche für 768 D-Mark

Anders als die Johanniskirche ist die Kirchengemeinde selber noch recht jung: Sie wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Oeslau war durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Ostdeutschland stark gewachsen. Vorher waren die Oeslauer von den Pfarreien St. Marien in Einberg und noch früher von der einstigen Urpfarrei St. Michael und St. Kilian in Fechheim geistlich betreut worden.

1952 beschloss die Kirchengemeinde Oeslau, ihre heutige Pfarrkirche vom Freistaat Bayern zu erwerben. Sie kostete einigermaßen übersichtliche 768 Deutsche Mark. Da war um die Kirche herum auch noch genug Grund und Boden für eine notwendige Erweiterung dabei. 1974 und 1975 wurde die Johanniskirche wiederum einer umfangreichen Erneuerung unterzogen. Da wurden Figuren und Emporenreliefs in ihrer historischen farblichen Fassung wieder hergestellt. Auf den Reliefs kann man gelegentlich auch das Wasserschloss »Ozzelin« erkennen.

Pfarrer Anke sammelt Spenden für Herzkranke

Freilich ist vor allem bei theologischer Betrachtung Kirche nicht nur das Gebäude aus Stein. Kirche sind auch die Menschen, die dazugehören. Da sollte Pfarrer Fritz Anke nicht unerwähnt bleiben, Pfarrer in Oeslau von 1949 bis 1978. Er war als »Herzpfarrer« bekannt. Er sammelte Spenden für herzkranke Menschen, die damals durch das Raster der gesetzlichen Krankenversicherung gefallen waren. Das von Pfarrer Anke erzielte Spendenaufkommen machte damals in Deutschland nicht durchführbare Behandlungen an den Mayo-Kliniken in den USA möglich.

Nach Pfarrer Anke ist der älteste Kindergarten der Kirchengemeinde benannt, der ganz ursprünglich aus einem Betriebskindergarten des Annawerks hervorgegangen war. Die St.-Johannis-Gemeinde hat noch zwei weitere Kindertagesstätten, die in diesem Jahr Jubiläum feiern. Seit 30 Jahren gibt es das »Kinderhaus Tigerente«, und vor 25 Jahren wurde der »Kindergarten St. Johannis« gegründet. Und einen Behindertenclub, einst von der im Coburger Land quasi schon legendären Schwester Waltraud Keller vom Mutterhaus Neuendettelsau dort gegründet, gibt es auch. Kirche, das sind eben nicht nur Steine ...

 

Das Fest-Wochenende in St. Johannis in Rödental

Die St.-Johannis-Kirche in Rödental-Oeslau feiert ihr 500-jähriges Bestehen mit verschiedenen Aktionen und Angebote am 24. und 25. Juni 2017, darunter...

  • am 24. Juni um 18 Uhr: Festabend mit Kammerchor und Kammerorchester Sonneberg sowe Ansprache von Regionalbischöfin Dorothea Greiner
  • am 25. Juni um 10.30 Uhr: Festgottesdienst, danach Kinderprogramm, Tombola und Musik

Mehr Infos finden Sie hier.