Ruhig und zurückhaltend stand Mike Pence bei der ersten Rede des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump neben dem Pult. Fast hätte der Milliardär den Polit-Profi bei der Danksagung vergessen. Im Juli hatte Trump den 57-Jährigen als Vizepräsidentschaftskandidaten vorgestellt. Pence erklärte, er wolle in einer Trump-Regierung mitwirken, um die Möglichkeiten, die Gott gegeben habe, umzusetzen. Im Januar wird der als konservativ geltende Pence nun in das Weiße Haus in Washington einziehen und dort - so hoffen viele evangelikale Christen in den USA - die biblischen Werte vertreten.

Mike Pence wuchs in einer irisch-katholischen Familie in Columbus (Bundesstaat Indiana) im Osten der USA auf. Die traditionelle Frömmigkeit der Eltern habe ihn positiv geprägt, betont er immer wieder. Trotzdem war er als Jurastudent auf der Suche nach einem tieferen Glauben. 1978 bekehrte er sich auf einem christlichen Musikfestival: »Ich habe mein Leben damals Jesus übergeben, und seitdem hat sich alles geändert.« Pence bezeichnete sich fortan als evangelikal und besuchte eine baptistische Megakirche. Seit 2012 sei die Familie aber auf der Suche nach einer Gemeinde, sagt er. Zuletzt hat man ihn öfter in einer evangelikalen Kirche in Indianapolis gesehen.

Nach seinem Studium wandte sich Mike Pence der Politik zu und trat der Republikanischen Partei bei. Zwölf Jahre lang saß er als Abgeordneter im Repräsentantenhaus, wo er zum Sprecher des konservativen Flügels aufstieg. Seit 2013 ist er Gouverneur von Indiana. Der christliche Glaube prägt seine Politik. 2002 beantragte er, die Evolution als Erklärung für das Leben auf der Erde in den Schulbüchern als eine Theorie neben anderen Möglichkeiten - wie der biblischen Schöpfungslehre - zu kennzeichnen. Ferner kritisiert er immer wieder die gleichgeschlechtliche Partnerschaft. Für Pence ist die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott festgesetzt: »Sie ist die Grundlage der amerikanischen Familie und der sicherste Ort, um Kinder großzuziehen.«

In seinem Bundesstaat wollte er ein Gesetz erlassen, das es Laden- und Restaurantbesitzern erlaubt hätte, Homosexuelle nicht zu bedienen. Nach lautem Protest änderte er die Vorschrift. Seitdem können nur Kirchen und angeschlossene Sozialeinrichtungen Entsprechendes ablehnen.

Ein weiteres wichtiges Thema für Mike Pence ist der Schutz ungeborener Kinder. Im März 2016 brachte er eine der strengsten Verordnungen in den USA auf den Weg: Abtreibungen sollten auch im Fall einer eventuellen körperlichen Behinderung des Kindes komplett untersagt werden. Bei der Unterzeichnung sagte Pence: »Ich unterschreibe dieses Gesetz mit einem Gebet, dass Gott diese wertvollen Kinder weiter schützen möge.« Das Vorhaben ist aber vorerst noch gerichtlich blockiert.

Ob Mike Pence Trump prägen kann? Einig sind sich die beiden nicht immer. Doch als Vizepräsident hat er großen beratenden Einfluss. Seine Einstellungen wird er dabei nicht opfern. Vor Kurzem erst erklärte er: »Ich glaube nicht daran, dass man bei Prinzipien Kompromisse machen kann. Aber ich glaube daran, dass man auf der Basis von ehrlichen Gemeinsamkeiten einen Weg nach vorne finden kann.«

Für den Fall jedenfalls, dass Trump in den nächsten vier Jahren aus irgendeinem Grund nicht mehr Präsident wäre, träte Mike Pence an seine Stelle.