Es sind genau 157 Stufen, vorbei an Glocken und niedrigen Balken, dann ist das Ziel erreicht: der höchste begehbare Balkon der Stadt, 34 Meter über der Altstadt. Er ist gar nicht so hoch – das Ulmer Münster ist fast dreimal so hoch –, aber der Blick ist attraktiv, »weil man Kontakt zur Dachlandschaft hat und trotzdem einen faszinierenden Rundblick über die schöne Altstadt«, sagt Klaus-Peter Rueß.

Er ist einer von etwa 20 Menschen, denen es zu verdanken ist, dass der Dreieinigkeitskirche aufs Dach gestiegen werden kann. Das Türmerteam hat am 1. April 2017 wieder seine Arbeit aufgenommen. Und der Aufstieg lohnt sich. Von oben sieht man zu den benachbarten Türmen, zu den Hängen des Oberpfälzer Juras bis in den Gäuboden hinein, der sich zu Füßen des Ruhmestempel Walhalla weitet. »Nur die Donau, die sieht man nicht. Sie verschwindet gleichsam hinter dem Häusermeer«, sagt Rueß.

 Das ehrenamtliche Türmerteam
Sechs Stunden am Tag, ein halbes Jahr lang: das ehrenamtliche Türmerteam macht den Weg zum Turmaufstieg frei.

Touristen aus aller Welt

Nach Meinung des katholischen Bischofs Rudolf Voderholzer ist das Schönste am Turm aber der Blick auf den Dom und natürlich auf die Neupfarrkirche, die davor ihre Türme in den Himmel reckt. Einige Hundert Höheninteressierte kommen am Tag. Beim Katholikentag im Mai 2014 waren es tausend am Tag.

Heinrich Bedford-Strohm erklomm den Turm eine Woche vor seiner Wahl zum Landesbischof. Wenig später kam er zurück und bedankte sich beim Türmerteam, weil der Ausflug in die Höhe so eine besondere Wirkung erzielt habe, erzählt er manchmal. Augenzwinkernd, versteht sich. Während der Sommerzeit besetzt das Team die Öffnungszeiten: sechs Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, ein halbes Jahr lang. »Man muss etwas Zeit mitbringen und bereit sein, Auskunft zu geben«, sagt Monika Müller, die wie die anderen ehrenamtlich arbeitet.

Die Touristen kommen von überall her, aus den USA wie aus China, Russland und Japan, um den Turm zu besteigen und den Rundblick zu genießen. Den wenigsten sei klar, »dass Regensburg einst eine protestantische Reichsstadt war«, sagt Rueß. Bei den Führungen werde besonders dies vermittelt.

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Heiratsantrag auf dem Turm

Manchmal gebe es aber besondere Anliegen, weshalb Menschen den Turm besteigen wollten. »Einmal hat mich ein Mann gebeten, außerhalb der Öffnungszeiten noch hinauf zu dürfen«, erzählt Monika Müller. »Dann hat sich herausgestellt, dass er oben auf dem Turm seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht hat.«  Neben solchen romantischen Motiven gibt es aber auch ganz profane. Fotografen schießen dort ihre besten Fotos. »Sie kommen, wenn der Mond zwischen den Domtürmen steht. Oder wenn die Sonne zwischen ihnen aufgeht.«

Auch darauf gehe das Türmerteam ein. Und während Klaus-Peter Rueß das erzählt, geht ihm auf, dass er den 50. Hochzeitstag mit seiner Frau im Mondschein auf dem Turm begehen könnte. Wenn dann auch noch die Glocke schlägt, die aus dem Jahr 1628 stammt und an der alle Besucher bei der Turmbesteigung vorbei müssen, »wäre die Stimmung perfekt«, sagt er

Die Dreieinigkeitskirche

Die Dreieinigkeitskirche wurde an der Schwelle zum Barock erbaut. Sie ist die erste Bürgerkirche Regensburgs. Der Turm ist in den Sommermonaten dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Aufstieg kostet zwei Euro, Familien erhalten einen Rabatt. Mehr Infos finden Sie hier.

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