Dieser Text wurde am 1. April 2017 veröffentlicht - und ist ein Aprilscherz!

Mit einer kleinen wissenschaftlichen Sensation kann das Diakoniedorf Rummelsberg bei Nürnberg zum Reformationsjubiläum aufwarten. Dank eines neu aufgetauchten Schriftstücks von 1518 lässt sich nämlich ein Aufenthalt Martin Luthers in dem Ort zweifelsfrei nachweisen. »Zu den drei bayerischen Lutherstätten Augsburg, Coburg und Nürnberg muss man jetzt eine vierte hinzurechnen, nämlich Rummelsberg«, sagt Thomas Greif, Leiter von Archiv und Museum der Diakonie Rummelsberg.

Entdeckung des Dokuments im Archiv

Entdeckt hat das Dokument Diakon und Heimatforscher Walter Stadelmann am Rande seiner Recherchen zur spätmittelalterlichen Geschichte der Weiler Rummelsberg, Mauschelhof und Fröschau. Im Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg ließ sich Stadelmann den Altbestand der Pfarrei Feucht Akt für Akt vorlegen. In den Unterlagen zu einem Rechtsstreit um einen Acker in Steinbühl, an dem die Pfarrei Feucht Lehensrechte besaß, stieß Stadelmann auf einen sogenannten ungebundenen Einlegezettel (sprich: Lesezeichen) aus dem Jahr 1518. Der Rechtsstreit wurde im frühen 18. Jahrhundert abgeschlossen und hat seither niemanden mehr interessiert. Das Dokument hat folgenden Wortlaut:

»An den verereten Magister Johann Rinckler hiero zu Feucht. Der Herr ist mir dir, Bruder in Christo, es ist unß angelegen dasz wir im wölln tancken darumb er ist zogen mit zween paraveredi fyrbas am tag des Heiligen Adalbero mit dem Martinus Luther de Wittenberge ex ordo eremit(arum) s (an) c(ti) Augusti von Rumetsberc gesellender Weis uf Suabach dermaßßen solcher nicht nur das gnedig geleit unßres Herrn Jesu Christi sondern auch selbiges des hochwollöblichen Magister und primissarius Johann Rinckler de Feucht hat beseßen und wölln im davor geben vor die geulen 14 pfennig rheinisch. Geben an sant Dionysii tag zu Nuremberck a.D. 1518, Anthonius Tucher.«

In modernen Worten: Anton Tucher (1458-1524), damals Pfleger des Heilig-Geist-Spitals, in dessen Obhut das Gut Rummelsberg lag, dankte dem Feuchter »Frühmesser« (Pfarrer) Johann Rinckler (um 1485-1532), dass dieser Luther zu Pferde von Rummelsberg nach Schwabach begleitet hatte und erstattete ihm die entstandenen Unkosten. Der Festtag des Heiligen Adalbert (von Würzburg) war der 6. Oktober. Der Brief wurde zwei Tage später, am Dionysiustag, geschrieben.

 

Das Lutherjahr 2017 wird im Diakoniedorf Rummelsberg bei Nürnberg nicht mit Glocken, sondern mit Hammerschlägen und einer kleinen wissenschaftlichen Sensation eingeleitet. Ein Archivfund beweist: Luther war in Bayern nicht nur nachweislich in Augsburg, Coburg und Nürnberg, sondern auch in Rummelsberg!

 

Martin Luther in Nürnberg

Tatsächlich ist Luthers Anwesenheit am 5. Oktober 1518 in Nürnberg seit langem belegt. Er war auf dem Weg nach Augsburg, wo er etwa eine Woche später durch Kardinal Thomas Cajetan verhört wurde. Luther übernachtete im Augustinerkloster und traf dort viele seiner Anhänger, unter ihnen offenbar Tucher, der ihn tags darauf zu einem Imbiss auf den von ihm verwalteten Herrensitz Rummelsberg einlud. Um den Zeitverlust auszugleichen, der durch den Umweg über Rummelsberg entstanden war, stellte Tucher Pferde zur Verfügung. »Bisher ging man davon aus, dass Luther auf der nächtlichen Flucht aus Augsburg zum ersten Mal auf einem Pferd saß«, resümiert Greif. Offenbar hatte er aber eine Woche zuvor bereits seine ersten Reitversuche machen können.

Über Luthers Reiseweg von Nürnberg nach Augsburg gab es bisher nur Vermutungen und vage Volksüberlieferungen. Nunmehr herrsche wenigstens für einen Teil der Reise Klarheit, freut sich Greif, der Luthers Besuch sogleich in die Präsentation der Rummelsberger Geschichte im Diakoniemuseum eingebaut hat. Die Zeitleiste, die bisher mit der Gründung der bayerischen Diakonenanstalt im Jahr 1890 beginnt, hat er gedanklich ins Jahr 1518 verlängert. Eine entsprechende Hinweistafel steht gegenüber des Diakoniemuseums.

Luther-Dokument in Rummelsberg

Das Luther-Dokument soll im Rahmen der Ausstellung »Kaiser, Kanzler, Rummelsberger« zu sehen sein. Sie wird am 23. Mai eröffnet und zeigt die erstaunlichen Verknüpfungen von Rummelsberg mit der »großen« deutschen Geschichte auf. Momentan wird der Tucher-Brief in einer Nürnberger Restaurierungswerkstatt vitrinentauglich gemacht. Wer das Schriftstück schon jetzt bestaunen will, kann es am Samstag, 1. April, ab 10 Uhr im Diakoniemuseum in Rummelsberg einsehen.

Ausstellung zur Geschichte Rummelsbergs: www.zu-gast-in-rummelsberg.de

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Achtung: Dieser Text ist ein Aprilscherz; er wurde am 1. April 2017 veröffentlicht.