Die Fastenzeit ist bald vorbei, Ostern steht vor der Tür, und Schokolade hat wieder Hochkonjunktur - ob als Tafel, Schoko-Ei oder in Hasenform. Die Zahl der Verbraucher, die darauf achten, dass die Schokolade unter fairen Bedingungen produziert wurde, steigt. Die Organisation TransFair e.V. rechnet für 2015 mit 13.000 Tonnen Fairtrade-Kakao, die für Schokoladenwaren in Deutschland eingekauft wurden - 70 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Grund für den enormen Anstieg ist ein Kakao-Programm, das neue Absatzwege fördert: Hersteller, die für ihre Produkte zwar den Kakao, aber nicht alle Rohstoffe über fairen Handel beziehen und damit das ursprüngliche Fairtrade-Logo nicht verwenden dürfen, können nun mit einem neuen Programmsiegel versehen werden, dessen Aufschrift lautet »Fairtrade Cocoa Program«.

Jährlich 400.000 Tonnen Kakao

Dennoch: Im Gesamtverhältnis ist der Anteil von fairem Kakao in Deutschland mit 3,25 Prozent marginal: Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) werden in Deutschland jährlich 400.000 Tonnen Kakao verarbeitet. Die meisten großen Hersteller setzen bisher nicht auf Fairtrade.

Die Firma Riegelein aus dem mittelfränkischen Cadolzburg (Landkreis Fürth) hat diesen Schritt jedoch gewagt. Der Saisonartikel-Hersteller, der für seine Oster- und Weihnachtsfiguren bekannt ist, ist der erste breit aufgestellte Markenartikler für Schokolade in Deutschland, der in Zukunft nur noch Fairtrade-Kakao verwendet.

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Ostern

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2011 kamen die ersten Figuren mit dem klassischen Fairtrade-Siegel auf den Markt, in denen neben dem Kakao auch Zucker und Vanille zertifiziert sind. Ab der kommenden Weihnachtsaison will der fränkische Schoko-Hersteller in allen Produkten der Marke nur noch Fairtrade-Kakao verarbeiten. »Wir wollen als Unternehmen die Augen vor der Situation in den Herkunftsländern nicht verschließen und dazu beitragen, dass sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Kakaobauern vor Ort verbessern«, sagt Wolfgang Raczek, Marketingleiter der Firma Riegelein.

Mindestpreise gegen Kinderarmut

Dass die Umstellung auch gut fürs Image ist, hat sich Anfang des Jahres gezeigt: Da wurde Riegelein mit dem Fairtrade-Publikumspreis ausgezeichnet. Wie die meisten deutschen Hersteller bezieht die Firma den Großteil ihres Kakaos von der Elfenbeinküste und aus Ghana. Aus Ländern also, in denen Millionen Kinder auf den Plantagen schuften müssen, Hunderttausende als Kindersklaven.

Um dem entgegenzuwirken, verpflichten sich die Partner von Fairtrade auf langfristige Handelsbeziehungen und zur Zahlung eines Mindestpreises und einer Prämie. »Die Kinderarbeit ist immer die Folge von Armut. Wir müssen diesen Teufelskreis durchbrechen, indem Bauern bessere Preise erhalten, geschult werden und langfristig planen können, damit sie nachhaltig von ihrem Kakaoanbau leben können«, sagt Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland.

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Bei Fairtrade zahlen die Kakaoexporteure pro Tonne Kakaobohnen 200 US-Dollar Fairtrade-Prämie an die Kooperativen. Mit diesem Geld werden zum Beispiel soziale Projekte vor Ort finanziert oder Bauern bei der Umstellung auf Bio-Anbau unterstützt. Die Zertifizierungsorganisation FLOCERT prüft in regelmäßigen Abständen, ob soziale und ökologische Standards auf den Kooperativen eingehalten werden und macht Stichproben bei den Bauernfamilien.

»Fairen Handel gibt es nicht zum Nulltarif«

Mehr als 750 Artikel müssen bei der Firma Riegelein umgestellt und mit dem neuen Label versehen werden. Dass Schokohase und Co. teurer werden, kann man da nicht verhindern. »Fairen Handel gibt es nicht zum Nulltarif, das wirkt sich natürlich auf den Preis aus«, sagt Wolfgang Raczek. Dennoch sieht er für das Unternehmen in der Umstellung auf Fairtrade auf Dauer die bessere Lösung. Denn der Rohstoff Kakao ist knapp. Die Nachfrage steigt. Viele Bauern kämpfen in Folge des Klimawandels mit Ertragsrückgängen und haben Nachwuchssorgen.

Raczek ist überzeugt: Durch fairen Handel trage man dazu bei, dass der Kakaoanbau für die Bauern attraktiv bleibt und Kakao in der Folge auch für die Hersteller bezahlbar bleibe. Das bestätigt auch Dieter Overath von Fairtrade Deutschland: »Die Versorgung von Kakao in Hülle und Fülle ist keinesfalls gesichert.« Hersteller, die nicht aus sozialen Gründen umdenken, müssten sich früher oder später aus ökonomischer Sicht mit fairem Handel auseinandersetzen.