Was skurril klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Andreas Fröba, Heilerziehungspfleger bei der Rummelsberger Diakonie, unternimmt mit den Jugendlichen aus der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Bürgerspital regelmäßig therapeutische Lamaspaziergänge. Viele der jungen Geflüchteten haben schreckliche Erlebnisse hinter sich. Die Begegnung mit den Lamas hilft ihnen.

Die Delfine der Weide

»Die Tiere sind besonders sanftmütig, deswegen werden sie auch ›Delfine der Weide‹ genannt«, erklärt Fröba. Der 25-Jährige hat eine Ausbildung im tiergestützten Coaching. Ein- bis zweimal im Monat packt er Lama Mokka und Huarizo Gino – eine Kreuzung aus Lama und Alpaka – auf seinem Hof in Neustadt bei Coburg in den Anhänger und nimmt sie mit nach Kronach. Sehr zur Freude der Jugendlichen aus der Wohngruppe. »Gino und Mokka sind meine Freunde«, sagt Amir. Der 16-jährige Afghane ist sofort Feuer und Flamme, als Andreas Fröba zum therapeutischen Lamaspaziergang einlädt. Und das trotz strömenden Regens.

Der Weg führt zum Landesgartenschau-Gelände. Während des Spaziergangs wird bewusst nicht gesprochen. »Die Jungen sollen sich ganz auf das Zusammensein mit dem Tier konzentrieren«, sagt Heilerziehungspfleger Fröba. »Lamas spiegeln das Verhalten des Menschen«, erklärt er. Einige der jungen Flüchtlinge sind traumatisiert.

In der Gegenwart der Tiere entspannen sie sich.

Auch Amirs dunkle Augen strahlen, während er neben Mokka herläuft. Ab und an streichelt er dem Hengst behutsam über das weiche, dunkelbraune Fell am Hals. Seine Eltern hatten einen Bauernhof in Afghanistan; er liebt es, mit Tieren zusammen zu sein. Und dass auch die beiden Hengste sich wohlfühlen, verrät ein surrendes Geräusch. »Lamas summen, wenn sie entspannt sind«, erklärt Fröba.

Eine halbe bis dreiviertel Stunde dauern die Spaziergänge meist. Manchmal stellt Andreas Fröba den jungen Menschen kleine Aufgaben. Im Sommer zum Beispiel hatte er auf dem Landesgartenschau-Gelände ein Labyrinth aufgebaut, das die Jugendlichen jeweils mit ihrem tierischen Partner meistern mussten. Da sind Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt.

Heilerziehungspfleger Andreas Fröba sieht sich dabei eher als Begleiter denn als Therapeut. »Ich greife möglichst nicht ein«, sagt er. Warum auch? Seine beiden tierischen Helfer leisten ganze Arbeit.