Sie bringen die Bitte um Vergebung ihrer Schuld vor Gott. Freilich soll dies die Haltung des Menschen überhaupt gegenüber Gott widerspiegeln: Das ganze Leben soll von der Bitte um Versöhnung mit Gott und den Nächsten geprägt sein. Der Buß- und Bettag soll dies besonders ins Bewusstsein rufen.

Buß- und Bettag in Deutschland ist kein Feiertag

Seit 1995 ist der Buß- und Bettag in Deutschland mit Ausnahme des Freistaats Sachsen kein gesetzlicher Feiertag mehr. 1994 beschloss die Politik, ihn für die Finanzierung der Pflegeversicherung zu opfern. Die bayerische Landeskirche sammelte damals 250.000 Unterschriften, damit der Feiertag nicht abgeschafft wird.

Die Schüler in Bayern haben am Buß- und Bettag nichtsdestotrotz schulfrei. Kirchengemeinden feiern den Tag bis heute mit Gottesdiensten. Viele Kindergärten bringen das Thema von Schuld und Vergebung schon den Jüngsten nahe. Und mancherorts sind die Gottesdienste am Buß- und Bettag jetzt sogar besser besucht als früher oder als jene an »freien« Feiertagen wie Epiphanias.

Diskussion um Wiedereinführung des Buß- und Bettags

2012 entbrannte allerdings eine ernst zu nehmende Diskussion über die Wiedereinführung der früheren Regelung in Bayern. Stimmen aus dem Evangelischen Arbeitskreis der CSU/EAK in Bayern forderten, wie auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dass der Feiertag wieder eingeführt wird.

Nun herrscht zwar heute nicht unbedingt das gesellschaftspolitische und mediale Klima für weitere kirchliche Feiertage; doch es gibt positive Signale aus der CSU-Führung zu dem Vorschlag.

Der Buß- und Bettag hat Zukunft. Doch er sollte nicht zum Politikum werden. Die Wiedereinführung als staatlich geschützter Feiertag wird nicht einfach durchzusetzen sein. Und es gibt durchaus liturgisch mögliche und theologisch legitime Alternativen zum bisherigen Termin, etwa einen Sonntag in der Passionszeit oder den 2. Advent, der in der evangelischen Kirche der Siebenbürger Sachsen als landesweiter Bußtag begangen wird.

Der Versuch, den früheren Status wiederherzustellen, lohnt allemal. Der Wunsch muss aber gut begründet sein: Es darf nicht der Eindruck entstehen, es handle sich kirchlicherseits um ein Nach-Tarocken zur Diskussion von 1994. Und letztlich stimmen die evangelischen Christen jedes Jahr auch mit ihren Füßen darüber ab, was ihnen dieser Feiertag wirklich bedeutet.

Unser Autor Jürgen Henkel ist Pfarrer in Selb-Erkersreuth (Oberfranken) und Publizist. Er leitete bis 2008 die Evangelische Akademie Siebenbürgen.