Pfingsten ist Geburtstag der Kirche - und Tag der ersten christlichen Predigt.

Ein Fischer predigt Pfingsten

Die erste Predigt der Christenheit ist in zweierlei Hinsicht erstaunlich. Zum einen hielt sie kein Theologe oder Priester, sondern ein einfacher Fischer. Zum anderen hatte sie bei heutigen Predigten ungeahnte Folgen: Sie beeindruckte die Zuhörerinnen und Zuhörer so, dass rund 3000 Menschen sofort Buße ablegten und sich taufen ließen. Der Prediger Petrus "holte die Gemeinde ab", wie es in heutigem Kirchenjargon heißt.

Die Jünger, die da vom Heiligen Geist beseelt redeten, seien betrunken, spotteten einige der Anwesenden. "Diese sind nicht betrunken, wie ihr meint", kontert Petrus; das erstaunliche Pfingstgeschehen sei vielmehr ein Beleg des vom Propheten Joel vorhergesagten Ereignisses: "Es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben."

Dann erklärt Petrus: Der gekreuzigte Jesus wurde von Gott von den Toten auferweckt und ist der "Herr", der "Christus" der Welt. Dafür seien die Christen Zeugen. Den Zuhörern ging diese Predigt "durch das Herz", sie fragen, was sie denn nun tun sollen. "Tut Buße", fordert Petrus von ihnen, und dass sich jeder taufen lassen solle "auf den Namen Jesu Christi". Dadurch würden die Sünden vergeben und der Heilige Geist empfangen.

"Lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen!" (Apostelgeschichte 2, 14-36)

Jesu Predigt in Nazareth

Am Beginn der Wanderpredigerzeit Jesu steht eine Predigt. Jesus hatte gerade in der Wüste teuflische Versuchungen abgewehrt und war in seine Heimatstadt Nazareth zurückgekehrt. Dort besuchte er, wie immer, am Sabbat die Synagoge. Jemand reichte ihm das Buch des Propheten Jesaja; durch Zufall blättert er jene Stelle auf, die heute im 61. Kapitel steht: "Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn." Jesu Auslegung besteht aus einem Satz: "Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren."

"Sie wunderten sich, dass solche Worte der Gnade aus seinem Munde kamen." (Lukas 4, 16-22)

Jesu Bergpredigt

Sie ist die Predigt schlechthin. Allerdings hat Jesus sie nicht in einem Stück gehalten. Der Evangelist Matthäus hat viele Sprüche und Gleichnisse kunstvoll zu einer Rede zusammengebaut. Trotzdem: Als "Bergpredigt" hat sie Weltruhm erlangt. Zu den wichtigsten Passagen gehören die Seligpreisungen und die jesuanischen "Ich aber sage euch"-Worte.

"Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute." (Matthäus 5-7)

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Wie wirken Predigten?

Über die Wirkungen von Predigten gibt es geteilte Meinungen. Sogar ein und dieselbe Predigt finden manche Menschen toll, andere langweilig. Der Prophet Hosea teile die Beobachtung auch heutiger Prediger: "Keiner richtet sich auf", klagte er. Der Apostel Paulus ist da hoffnungsfroher. Der Glaube komme "aus der Predigt", meinte er, "das Predigen aber durch das Wort Christi." (Römer 10, 17; 1. Korinther 1, 6; Galater 3, 2)

"Wenn man ihnen predigt, so richtet sich keiner auf."  (Hosea 11, 7)

Spezial

Was ist die Bergpredigt?

Die Seligpreisungen, die "Goldene Regel", das Vaterunser - die Bergpredigt enthält die Kernstücke des Christentums. In ihr entwirft Jesus die ethische Identität der Christen. Was sich hinter dem Text im Matthäusevangelium verbirgt und warum er bis heute von Bedeutung ist, lesen Sie in unserem Spezial!

Paulus ein Schwätzer?

Mitten in der Denkerstadt Athen lehrt Paulus die Philosophen den Glauben. Seine Rede auf dem Platz "Areopag" baut er rhetorisch geschickt auf. Er zitiert zustimmend griechische Dichter und lenkt behutsam, aber zielsicher auf seine Botschaft hin: Der "unbekannte Gott", den die Athener suchen, sei nun offenbart im Gott Christi. Der Erfolg war durchsetzt: Einige spotteten, andere wollten bei Gelegenheit mehr erfahren, einige wurden Christen.

"Einige von ihnen sprachen: Was will dieser Schwätzer sagen?"  (Apostelgeschichte 17, 22-34)

Gefährliche Predigt I

Die Predigt des Apostels Paulus in Troas muss stundenlang und ziemlich langweilig gewesen sein. Lampen erhellten den Raum in der dritten Etage eines Hauses, in dem Paulus "bis Mitternacht" redete. Einem jungen Zuhörer namens Eutychus fielen zunächst die Augen vor Müdigkeit zu, dann fiel er "vom Schlaf überwältigt hinunter vom dritten Stock aus dem Fenster auf die Straße". Paulus brach seine Predigt ab, eilte auf die Straße und kümmerte sich um den Kirchenschläfer. Dann ging er wieder in die Hauskirche und feierte mit der Gemeinde das Abendmahl, "bis der Tag anbrach".

"Am ersten Tag der Woche predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht." (Apostelgeschichte 20, 6-12)

Gefährliche Predigt II

"Ihr Halsstarrigen mit verstockten Herzen und tauben Ohren!" In einer Predigt las der urchristliche Diakon Stephanus den jüdischen Zuhörern gehörig die Leviten. Sein Vorwurf: Die Juden hätten das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten. Als er dann noch entrückt gen Himmel blickte, wurde es den kritisierten Predigthörern zu viel: Sie trieben Stephanus aus der Stadt und steinigten ihn.

"Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen Gott." (Apostelgeschichte 6, 8-7, 40)