Mennonitische Christen aus aller Welt treffen sich am Wochenende (Samstag, 11. Februar) in Augsburg. Rund 90 Vertreter der Mennonitischen Weltkonferenz (MWK) eröffnen im Haus St. Ulrich die Dekade "Renewal 2027" ("Erneuerung 2027"). Die auf zehn Jahre angelegte Veranstaltungsreihe soll an die Anfänge der Mennoniten vor 500 Jahren erinnern. Sie diene gleichzeitig der "Erneuerung und Vertiefung des von der Täuferbewegung geprägten christlichen Glaubens", teilte das Exekutivkomitee der MWK mit.

Täuferbewegung der Reformationszeit

Die Mennoniten gehen auf die Täuferbewegungen der Reformationszeit zurück. Diese lehnten die Säuglingstaufe ab. Mit "Renewal 2027" wolle man ausloten, "was die Täuferbewegung für die Gemeinden heute bedeute, und wie sie sich neu ausrichten können", sagte Liesa Unger, Organisatorin der jährlich stattfindenden Weltkonferenz, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wie in anderen Kirchen auch gebe es in den mennonitischen Gemeinden Europas einen starken Mitgliederschwund, erläuterte Unger. Daher wolle man überlegen, "welche Werte in unserer Kirche wichtig sind und welchen gesellschaftlichen Beitrag wir damit leisten können".

Renewal 2027 ist ökumenisch ausgerichtet

Der Präsident der Weltkonferenz, der US-amerikanische Pastor Nelson Kraybill, betonte die ökumenische Ausrichtung der Jubiläumsdekade. Es gehe bei "Renewal 2027" auch um "die Versöhnung mit anderen Kirchen - darum, das Gemeinsame im Glauben an Jesus Christus herauszufinden", sagt Kraybill dem epd.

Die Jubiläums-Dekade wird am Sonntag (12. Februar) in Augsburg mit einer Konferenz zur Bedeutung der Bibel eröffnet. Dazu werden rund 200 Teilnehmer erwartet. Die Ergebnisse sollen dann in den mennonitischen Gemeinden weiter erörtert werden, erklärte Kraybill. Für die kommenden Jahre werde es dann jeweils andere Themenschwerpunkte geben.

Die Veranstaltung am Sonntag, 12. Februar, mit dem Titel "Verändert durch das Wort: Die Bibel lesen aus täuferischen Perspektiven" ist öffentlich. Sie beginnt um 9.30 Uhr im Haus St. Ulrich.

Stichwort: Mennoniten

Der Name Augsburg, sagt Nelson Kraybill, sei ihm schon seit seiner Kindheit ein Begriff. Schon als ganz junger Mensch hat der heutige Präsident der Mennonitischen Weltkonferenz gelernt, dass es vor knapp 500 Jahren die "Augsburger Märtyrersynode" gab. Im Jahr 1527 trafen sich in der Stadt etwa 60 Täuferführer aus Süddeutschland, der Schweiz und Österreich. Sie kamen dort zusammen, um Übereinstimmung bei ihren unterschiedlichen Lehrauffassungen zu finden.

Die Täuferbewegung war 1525 in Zürich entstanden. Die Täufer sahen - wie Luther und Zwingli - die Bibel als entscheidende Quelle des Glaubens an. Sie lehnten jedoch die Säuglingstaufe ab und setzten sich stattdessen für eine bewusste Taufe und eine selbstgewählte Kirchenmitgliedschaft ein. Außerdem forderten sie radikale soziale Reformen und galten daher als "linker Flügel" der Reformation.

Das machte sie in den Augen der katholischen Kirche, aber auch der anderen Reformatoren gefährlich. Die Täufer wurden daher schon früh verfolgt. Die in Augsburg versammelten Täufer etwa sandten am Ende ihres Treffens Missionare in die verschiedenen Regionen und Länder aus. Die meisten von ihnen wurde jedoch gefangen genommen und starben schließlich den Märtyrertod. So wurde das Augsburger Täufertreffen zur "Märtyrersynode".

Unter anderem wegen der damaligen Ereignisse wählte die Weltkonferenz der Mennoniten jetzt das Jahr 2027 als Endjahr für ihre Erneuerungs-Kampagne "Renewal 2027" - 500 Jahre nach der Märtyrersynode. Die Mennoniten sind die Nachfahren der Täuferbewegung. Der Name stammt vom niederländisch-friesischen Theologen Menno Simons (um 1496-1561). Der katholische Theologe konvertierte 1536 zur Täuferbewegung und nahm dort schon bald eine führende Rolle ein.

Im 19. Jahrhundert wanderten viele Mennoniten aufgrund rechtlicher Beschränkungen und Verfolgungen in die USA und nach Kanada aus. Dort leben heute etwa 660.000 Mennoniten. Weltweit sind es etwa zwei Millionen. In Deutschland gibt es gut 42.000 Mennoniten in 200 Gemeinden.