"Ein gesegnetes neues Jahr!" Dieser Wunsch stand auf vielen Weihnachtskarten, die ich in den letzten Tagen geschrieben und erhalten habe. Dass das Wort "Segen" in diesem Wunsch vorkommt, finde ich schön - und angemessen. Es weist darauf hin, dass es vieles  in unserem Leben gibt, was wir nicht beeinflussen oder kontrollieren können. Vielleicht ist es sogar der größere Teil von dem, was wir jeden Tag, jede Woche erleben, den wir nicht beeinflussen können.

Wir können nicht kontrollieren, ob ein Sturm unser Haus oder Auto beschädigt oder ob klirrende Kälte uns das Leben schwer macht. Wir können auch nicht kontrollieren, ob wir krank werden, und wie unser Körper mit dieser Krankheit fertig wird. Ebenso wenig haben wir unter Kontrolle, wie die Menschen sich verhalten, mit denen wir zu tun haben.

Natürlich können wir einiges tun, um gut mit unseren Mitmenschen zusammenzuleben, aber kontrollieren können wir sie nicht. Wenn wir um Segen für das neue Jahr bitten, dann ist das Ausdruck des tiefen Wissens um die Unkontrollierbarkeit unseres Lebens. In manchen Situationen können wir nur vertrauen.

Als Christen vertrauen wir auf Gott. Wir vertrauen darauf, dass der, der uns geschaffen hat, uns auch begleitet auf unserem Lebensweg. Wir vertrauen darauf, dass diese so sehr von Hass und Gewalt erschütterte Welt nicht in einem dunklen Nichts endet, sondern auf einen neuen Himmel und eine neue Erde wartet, in dem alle Tränen abgewischt werden und in dem kein Leid, kein Geschrei, kein Schmerz mehr ist. Weil wir auf einen Gott vertrauen, der in Jesus unser Bruder geworden ist, glauben wir, dass der Blick, mit dem Gott auf uns schaut, ein Blick der Liebe ist. Deswegen schauen wir als Christen mit Zuversicht in dieses neue Jahr.

Wie jedes Jahr gibt es einen Vers aus der Bibel, eine Jahreslosung, die uns dabei begleitet. In diesem Jahr steht sie im Buch der Offenbarung in Kapitel 21 Vers 6:

"Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst" 

Dieses Wort sagt: Gott stillt unseren Segensdurst. Gott wird uns die Kraft geben, die wir brauchen, um mit dem umzugehen, was im neuen Jahr auf uns wartet.

Nicht alle Wünsche werden 2018 in Erfüllung gehen. Aber: "Es gibt erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche". Der Satz stammt von Dietrich Bonhoeffer, aus einem Brief vom 19. März 1944 aus dem Gefängnis. Ich glaube, dass er uns auch in unseren Alltagsfragen helfen kann.

Es hilft, wenn wir mit unseren Sehnsüchten und Wünschen immer wieder den Kontakt mit Gott suchen. Es hilft, wenn wir das, was uns bewegt, in Gottes Hand legen, und spüren, dass Gott mit uns geht in den guten und in den schweren Zeiten. Es hilft, wenn wir Frieden finden mit Gott und mit uns selbst.  Das alles macht ein erfülltes Leben aus.

Deswegen kann ich das wirklich aus ganzem Herzen wünschen: Ein gesegnetes neues Jahr!

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.