Eine wachsende Nachfrage nach fremdsprachigen Bibeln registriert der Gideonbund in Bayern. Derzeit verteilten die "Gideons" ihre kostenlosen Neuen Testamente in rund 20 verschiedenen Sprachen, sagte der bayerische Gideon-Gebietsseelsorger Horst Eichner aus Nürnberg. "Ohne Fremdsprachen geht beispielsweise in Justizvollzugsanstalten gar nichts mehr", so Eichner. Aber auch bei Besuchen in Schulen, Universitäten oder Krankenhäusern würden nicht mehr ausschließlich Bücher in deutscher Sprache weitergegeben.

Im Vorfeld der Jahrestagung der 35 bayerischen Gideon-Gruppen am vergangenen Wochenende im oberfränkischen Heiligenstadt (Landkreis Bamberg) sagte Eichner, im vergangenen Jahr seien rund 100.000 kostenlose "Gideonbibeln" allein in Bayern verteilt worden. Darunter waren nach seinen Worten 75.000 Büchlein, die an Schülerinnen und Schüler ausgegeben wurden. Dagegen sei die Zahl der Exemplare beispielsweise für Bundeswehrangehörige rückläufig, nachdem in den vergangenen Jahren bayernweit zahlreiche Standorte geschlossen worden seien. Die an ihrem grünen Einband erkennbaren Minibücher enthalten die Texte des Neuen Testaments und die Psalmen.

Als "echten Service" würdigte die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner die Arbeit des Gideon-Bunds und schlug vor, im Rahmen der Krankenhausseelsorge neben Bibeln auch Exemplare des Korans bereitzuhalten. "Das wäre gut, wenn ein frommer Muslim danach fragt", sagte Greiner bei der Jahrestagung.

Allerdings dürfe mit dem Argument einer "egalitären Praxis für alle" nicht die Auslegung von Bibeln in Krankenzimmern verhindert werden. Gerade in Krankenhäusern oder Gefängnissen bräuchten Menschen Licht im Dunkel ihrer Lebenssituation. "Gut, wenn ihnen eine Bibel zur Verfügung steht, in der sie Psalm 23 finden oder die Bergpredigt mit dem Vaterunser", so Greiner.

Nach wie vor zählen auch Hotels zu den traditionellen Abnehmern von - meist mehrsprachigen - Gideonbibeln. Doch auch hier macht Eichner eine bemerkenswerte Beobachtung. Besonders in Häusern mit niedrigen Übernachtungspreisen werde signalisiert, dass für das Neue Testament im Nachtkästchen kein Bedarf bestehe. "Je teurer die Hotels sind, desto offener sind sie für unser Angebot", sagte Eichner.

Die über 750 ehrenamtlichen Mitglieder in den bayerischen Gideon-Gruppen kommen Eichner zufolge aus verschiedenen evangelischen Gemeinden von Landeskirche, Freikirchen und Gemeinschaften. Ziel ihres Engagements sei keine "Mission in eigener Sache", sondern die Menschen für deren Gemeinden vor Ort zu interessieren.