Jakob, Florian (beide 6) und Lea (3) heißen die drei »Tester«, mit denen sich Burgführer Maximilian Keck bei unserem Besuch auf die »Kinder-Tour« begibt. Regelmäßig werden auf der Cadolzburg museumspädagogisch aufgebaute Kinder- und Jugendführungen unter dem Motto »HerrschaftsZeiten!« angeboten. Kollegin Monika Dreykorn hat mit dem Mitmach-Buch »Zu Gast bei den Kurfürsten« sogar eine zielgruppenorientierte Publikation verfasst.

Die hat das Kinder-Trio bereits im Vorfeld studiert und ist neugierig geworden: Auf den Duft in der Burgküche, wo es immer noch ein bisschen nach Ochsenbraten riecht, wie ihn die Hohenzollern gern verspeist haben. Einer der Kurfürsten hatte sogar ein Faible für kandierten Kümmel. Jakob und Florian dürfen kosten. »Schmeckt komisch«, bekennen die beiden, aber Maximilian Keck hat gleich wieder eine weitere interessante Station. »Was glaubt ihr, wieso dieser Erker in der Burgwand ist«, fragt Keck und zeigt auf eine Ausbuchtung in der Wand, in der ein ungewöhnlicher Holzsitz steht. Das Geräusch, das beim Eintreten von der Lichtschranke ausgelöst wird und über versteckte Boxen tönt, erkennt Lea sofort: »Stinki gemacht.«

Kettenhemden und Gummischwerter - auch für Erwachsene

Auf der ersten Etage tanzen gerade ein paar Burgherren und -fräulein als Projektion an der Wand. Nebendran sind Gewänder aufgehängt, wie sie die Kurfürsten trugen. Schnell reingeschlüpft und nachgetanzt, per Kamera kann man sich dabei sogar filmen und danach abspielen lassen, wie man sich beim höfischen Tanz so geschlagen hat. Ein Riesenspaß, auch für die Großen. »Wir verstehen unser Museum als Erlebnis- und Reflexionsort. Man soll so richtig in das Mittelalter eintauchen und nachempfinden können, wie die Menschen auf einer Burg einst gelebt haben«, sagt Keck. Einen Stock höher findet man alles, was ein Ritter so brauchte: Kettenhemd, Rüstung, Helm, auch gerne zum Anfassen und Anziehen.

Während Lea sich für das ausgestopfte Pferd mit Rüstung in der Vitrine interessiert, sind Jakob und Florian schon einen Raum weiter, haben sich »Schwerter« aus Gummi geschnappt und versuchen in Anlehnung an ein Ritterturnier an einer LED-Wand flirrende Kreise aufzuspießen.

Zeit zum Ausruhen: entweder im für heutige Gewohnheit viel zu kurzen Bett, in dem der Kurfürst seine Beine zum Schlafen anwinkeln musste, oder nebenan auf dem Strohsack, auf dem es sich Jakob gemütlich gemacht hat und am liebsten gleich – wie einst die Hofknechte – ruhen würde.

Kanonen-Animation fasziniert die Kinder

Natürlich wird bei den Führungen auch die Krypta im Untergeschoss besucht, in deren schummerigem Licht es einem gespenstisch vorkommt. Was alle Kinder wissen wollen: »Liegt hier wirklich jemand begraben?« »Nein«, versichert Keck und führt die Gruppe genau eine Etage höher in die Kapelle mit dem charakteristischen Altar, in der auch heute noch evangelische Gottesdienste gefeiert werden. An der Decke ist ein Fenster – vom Raum darüber aus kann man in die Kapelle blicken.

Oben wurde ein Extra-Raum eingerichtet, der sich mit Kirche und Kunst der Zollern beschäftigt. Hier erfährt der Besucher auch einiges über die Streitigkeiten zwischen Markgraf Kasimir (1481-1527), der noch streng katholisch war, und seinem Nachfolger Georg (1484-1543), auch »der Fromme« genannt, der 1533 die brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung mit einführte.

Aber diese Dinge interessieren die Kinder weitaus weniger als der Touchscreen mit der Kanonen-Animation, über die man seine Kugeln in virtuelle Welten schießen kann. Immerhin: Für die reichhaltige Erlebniswelt der Burg Cadolzburg konnten Jakob, Florian und Lea schon begeistert werden. Sie werden sicher wiederkommen, wenn sie größer sind.

Fernseh-Tipp

Einen Film zu diesem Artikel und der Kinderführung mit Jakob, Florian und Lea finden Sie in der Sendung vom 24. August in der Mediathek von Frankenfernsehen.