Ihr Werk über Katharina von Bora erscheint als innerer Monolog, bei dem biografische und fiktive Momente ineinander greifen. Wie haben Sie sich in die "Lutherin" hinein versetzt?

Herrschel: Die erste Frage war für mich: Wie hätte sie sich eigentlich gefühlt, wenn sie all die fantastischen Festivitäten 2017 erlebt hätte? Hätte sie mitgejubelt - oder eher mit der Faust auf den Tisch geschlagen und gesagt: Bitte hört mir mal zu, jetzt erzähl ich euch, wie ich das Ganze erlebt habe? Genau das liegt ja im Dunkeln: Es gibt kaum "Originaltöne" von Katharina! Und deshalb ist "Katharina.Schatten.Spiel" auch kein dokumentarischer Text, sondern ein Gedankenspiel, ganz frei und subjektiv.

Wieso lohnt es, sich mit Katharina von Bora so intensiv zu befassen?

Herrschel: Die Konflikte ihres Lebens erscheinen hochaktuell. Sie bricht aus einer vorgegebenen Lebensform aus und sucht sich eine neue. Sie wehrt sich gegen eine "arrangierte" Ehe. Sie kämpft um Selbstbestimmung, auch wirtschaftlich - zum Beispiel, als sie nach Luthers Tod einen "Vormund" akzeptieren muss, obwohl sie eine erwachsene Frau ist. Was würde sie dazu sagen, dass es so etwas immer noch auf unserer Welt gibt?

Beim "Silvestertusch" (31. Dezember um 19.30 Uhr in der Auferstehungskirche Fürth) werden Sie das Buch im Gepäck haben. Wie genau kommt Katharina in diesem Konzert zu Wort?

Herrschel: Mit ganz kurzen, knackigen Zitaten! Denn die Hauptsache beim Silvestertusch ist natürlich die Musik: Sirka Schwartz-Uppendieck spielt Jazzorgelchoräle und Klaviertangos, und die mixen wir mit Kabarett-Chansons von Brecht/Weill bis Georg Kreisler. Dazwischen gibt es einen fiktiven sms-Austausch zwischen Katharina von Bora und einer ebenso prominenten Jenny (Anmerkung: Karl Marx Ehefrau), von der im kommenden Jahr viel die Rede sein wird.

 

Buchtipp

Katharina von Bora

Michael Herrschel, Katharina.Schatten.Spiel, edition promenade ISBN 978-3-944897-16-5 14,80 Euro

Internet: www.edition-promenade.de