Nachdem Martin Luther vor 500 Jahren seine 95 Thesen veröffentlicht hatte, wurde auch das Medium Theater im heftig ausbrechenden Religionsstreit zum Einsatz gebracht. Lutherische Studenten inszenierten Laienspiele, an deren Ende der Papst in die Hölle fahren musste.

Die Gegenpartei blieb nichts schuldig und schickte in pamphletischen Stücken den Reformator als »Luder« ins ewige Feuer. In der deutschen Theatergeschichte aber wurde der zum Sieger, immer wieder verherrlicht und missbraucht als Nationalheld bis in die Nazizeit. Im Jubiläumsjahr nimmt sich nun erneut das Theater des Themas an, freilich unter ganz anderen Aspekten, gerne auch im Musical-Stil.

Am Theater Münster wurde soeben das Schauspiel »Martinus Luther – Anfang und Ende eines Mythos« des renommierten Autors John von Düffel uraufgeführt. Gezeichnet wird der Reformator auf dem Weg vom jungen Zweifler zum kämpferischen Revolutionär und schließlich verbitterten, machtversessenen alten Mann. In von Düffels eigenwilliger Sicht entwickelt sich ein ehrlich um den Glauben ringender Junge zum intoleranten Hassprediger. Die Produktion geht nun auf Tournee und wird unter anderem im März in Kronach und Weiden sowie im April in Nördlingen und Immenstadt zu sehen sein.

»Luther! Das klare Wort« in Ansbach

In Bayern hat das Stadttheater Fürth den Anfang gemacht mit dem von der Kritik gelobten Musical »Luther – Rebell Gottes«. Auch diese Inszenierung geht nach der Uraufführung im Stammhaus und den dort inzwischen gelaufenen Aufführungen auf Reise. Gastspiele sind angesagt im März in Vöhringen und Schweinfurt, im April in Gütersloh, Worms und Friedrichshafen. Für den November ist eine Wiederaufnahme im Stadttheater Fürth zum Abschluss des Jubiläumjahrs geplant.

Auch das Theater Ansbach ist mit von der Partie. Am 4. März soll das Schauspiel »Luther! Das klare Wort« von Friederike Köpf in der Schwanenritterkapelle der Gumbertuskirche uraufgeführt werden. In Bayern schließen sich ab 15. Juni die Kreuzgangspiele Feuchtwangen an mit der freien Dramatisierung des Luther-Films von Eric Till aus dem Jahr 2003.

Das Pop-Oratorium »Luther«, eine Produktion in Kooperation mit der EKD, hat soeben in Hannover eine Deutschlandtournee gestartet, wobei immer »gigantische« Chöre aus den jeweiligen Regionen zur Mitwirkung eingeladen sind (das Sonntagsblatt berichtete ausführlich in der letzten Ausgabe). Das Event ist am 18. März in der Münchner Olympiahalle zu erleben – die einzige Station in Bayern.

Einfallslosigkeit in der Reformationsstadt Augsburg

Weniger aufwendige Angebote: Die Freilichtspiele Schwäbisch Hall wollen ab dem 17. Juni einen Beitrag zum Jubiläumsjahr leisten mit einem Stück über den lokalen Reformator Johannes Brenz, gespielt auf der Großen Treppe vor St. Michael. Das Landestheater Eisenach kündigt als Premieren an für den 8. April das Ballett »Reformation« und für den 5. Mai das Musical »Luther. Rebell wider Willen«. Ferner tourt seit 2014 das musikalische Zweipersonenstück »Play Luther« durch die Lande. Am 21. Februar soll es in Weiden gezeigt werden.

Möglicherweise wird auch ein alter Hut noch einmal aufpoliert: Dieter Fortes »Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung«. Das 1970 uraufgeführte Spektakel hatte seinerzeit großes Aufsehen erregt und wurde auf zahlreichen Bühnen gespielt. Der Tourneeveranstalter Euro-Studio Landgraf kündigt nun eine Neuauflage in Kooperation mit dem Alten Schauspielhaus Stuttgart an, vermerkt aber, die Vertragsverhandlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Und was macht man in dem mit der Reformationsgeschichte so eng verbundenen Augsburg? Den Städtischen Bühnen dort ist zum Thema nicht anderes eingefallen als eine »Schauspielstadtführung«.