Auch sein Tod zog eine Show nach sich: Als William Cody – besser bekannt als Buffalo Bill – vor 100 Jahren in Denver starb, pries ihn Ex-Präsident Theodore Roosevelt als »den Amerikaner schlechthin«. Mindestens 25000 Menschen erwiesen dem aufgebahrten Leichnam im Kapitol des US-Bundesstaats Colorado die letzte Ehre: Freimaurer, Veteranen des Bürgerkriegs, außerdem Buffalo Bills letzter Schimmel McKinley. Seine Wildwestshows, mit denen er auch in Deutschland gastierte, hatten ihn weltberühmt gemacht.

Ausgerechnet die indianischen Ureinwohner des Pine-Ridge-Reservats, denen er unzählige Büffel und damit die Existenzgrundlage weggeschossen hatte, widmeten ihm einen bewegenden Nachruf: »Ihr sollt wissen, dass das Volk der Sioux in Buffalo Bill einen guten und treuen Freund gefunden hatte.« »Pahaska«, das »Lange Haar«, wie sie ihn nannten, starb am 10. Januar 1917. »Unser Herz ist schwer von Trauer über seinen Verlust«, bekundeten die Sioux.

Dabei war Cody Chef-Scout der 5. Kavallerie, er tötete und skalpierte den Cheyenne-Häuptling Yellow Hair. Dass die Sioux dennoch mit großer Wertschätzung von ihm sprachen, erklärt der Frankfurter Ethnologe und Nordamerika-Experte Christian Feest so: »Cody sah sie als Menschen, deren kulturelle Eigenheiten und persönliche Tugenden er respektierte. Sie dankten ihm seinen Respekt mit Zuneigung.«

Buffalo Bill Cody und der Oglala-Lakota-Häuptling Iron Tail demonstrieren die Zeichensprache der Plains-Indianer. Der Film entstand kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts.

William Cody kam am 26. Februar 1846 auf einer Farm im Iowa-Territorium zur Welt. Als er elf war, wurde sein Vater – ein leidenschaftlicher Gegner der Sklaverei – ermordet. Der junge Cody arbeitete fortan als Kutscher bei den Trecks, die nach Westen rollten, später verdingte er sich als Reiter beim Pony-Express.

Gegen Ende des Bürgerkriegs ließ er sich kurz als Kundschafter für die Nordstaaten anwerben, ging aber gleich nach Kriegsende wieder seinem Handwerk als Jäger im Westen nach – wohl auch, um dem Ehealltag mit seiner kultivierten Frau Louisa zu entrinnen. Zu seinem Spitznamen »Buffalo Bill« kam er, weil er die Arbeiter der Kansas-Pacific-Eisenbahn mit Bisonfleisch versorgte.

General Philip Sheridan erkannte sein Talent und setzte ihn als Guide für einflussreiche Prärie-Reisende und ausländische Großwildjäger ein. An der Seite europäischer Adliger entwickelte er eine Weltgewandtheit, die ihm später in der Show-Manege hilfreich sein sollte.

Bisonjagd in Buffalo Bill's Wild West Show (ca. 1900).
Bisonjagd in Buffalo Bill's Wild West Show (ca. 1900).

Der nächste Schritt zum schillernden Showman kam 1869: Cody lernte den Journalisten Ned Buntline kennen, der einen Helden für seine Groschenromane suchte. Buntline und seine Nachahmer produzierten insgesamt 557 Geschichten über den Präriehelden Buffalo Bill – der sich selbst darin kaum wiedererkannte. Dennoch schloss sich Cody einer Künstlertruppe an und trat in einem Stück von Buntline in Chicago auf. Sechs Jahre lang ging er später mit Wildweststücken auf Tournee. Der Skalp von Yellow Hair begeisterte sein Publikum.

Berauscht von Beifall und finanziellem Erfolg, gründete Cody 1883 seine legendäre eigene Freilichtshow. Mit wechselnden Produzenten, echten Cowboys und berittenen Indianern tourte er mit »Buffalo Bill’s Wild West« durch den amerikanischen Osten. Zu seinen Attraktionen gehörte die Scharfschützin Annie Oakley, die später Kaiser Wilhelm II. die Zigarrenspitze abschoss. Auch der berühmte Lakota-Führer Sitting Bull, heute Symbolfigur für den Kampf gegen die Entrechtung der amerikanischen Ureinwohner, trat auf.

Die Show wurde auch in Europa ein Erfolg: Mit 18 Büffeln und 180 Pferden ging Cody 1887 in England an Land, um das 50. Regierungsjubiläum von Königin Victoria zu krönen. 1889 schiffte er sich nach Frankreich ein, von dort reiste die Show nach Italien, wo Papst Leo XIII. die mitgereisten Indianer segnete.

»1891 war es sicher ein Segen für die Anführer des Geistertanzes, dass sie mit ihm nach Europa reisen durften, anstatt in einem Fort der Armee interniert zu werden«, sagt Feest. Der Geistertanz des späten 19. Jahrhunderts war eine indianische Erweckungsbewegung, die von den US-Behörden gefürchtet war und bekämpft wurde.

In Deutschland tourte Cody mehrfach, zeigte seine Show unter anderem in München, Stuttgart, Dresden, Karlsruhe und Berlin: Cowboys und Pony-Postreiter, Indianer-Überfälle auf einen Siedlertreck und eine Postkutsche.

Allein sechs Millionen Besucher lockte er 1893 anlässlich der Weltausstellung von Chicago an. Dennoch war er stets knapp bei Kasse. Großzügig verteilte er seine Einnahmen unter die Familie und stürzte sich in Bauprojekte wie die nach ihm benannte Stadt Cody in Wyoming, wo bis heute das Buffalo Bill Historical Center an sein Leben und die Indianerkriege erinnert. Die Schulden zwangen ihn, bis zuletzt im Sattel zu bleiben. Cody starb an Herz- und Nierenversagen und wurde im Juli 1917 auf dem Lookout Mountain westlich von Denver beigesetzt.

Buffalo Bill's Wild West Show 1890 in Rom.
Auf Tournee in der alten Welt: Nicht nur in Italien wie auf diesem 1890 in Rom entstandenen Bild, sondern auch in Deutschland feierte Buffalo Bills Wildwestshow Publikumstriumphe. In München war die Show auf der Theresienwiese 18 Tage in Folge ausverkauft. Als Buffalo Bill in Dresden gastierte, war auch Karl May unter den Zuschauern.
Mit Plakaten wie diesem warb Buffalo Bills Wildwestshow für sich.
Mit Plakaten wie diesem warb Buffalo Bills Wildwestshow für sich. Was sie bot, gehörte mit zum Packendsten, was die Zeit an Unterhaltung zu bieten hatte.
Das Leben Buffalo Bills in einer US-amerikanischen Fernsehdokumentation - zu sehen sind auch Bewegtbilder aus seiner Wildwestshow.