Das wäre natürlich bequem: wenn man sich am Freitagabend nicht noch vor den leeren Kühlschrank stellen und überlegen müsste, was man am nächsten Tag einkaufen muss. Schließlich soll die Familie am Wochenende genug zum Essen haben. Hätten die Läden auch am Sonntag offen: Man könnte einfach losgehen und nach Lust und Laune shoppen.

Der Sonntag als Einkaufstag: Pünktlich zur Adventszeit ist die Debatte um die Sonntagsöffnung wieder da. Die Innenstädte sind voll, die Leute drängen sich an sechs Tagen in der Woche auf den Christkindlmärkten oder in den Geschäften. Da wäre es doch schön, wenn der Handel auch noch die Sonntage nutzen könnte, um seine Umsätze zu steigern.

Aber braucht es das? Nein. Nicht einmal in Bayern: Im Freistaat sind Ladenöffnungszeiten und mögliche Ausnahmen bei der Sonntagsruhe am strengsten geregelt. Doch selbst hier kann man von Montag bis Samstag jeden Abend bis 20 Uhr einkaufen. In den meisten anderen Bundesländern haben die Geschäfte rund um die Uhr offen. Wem das wirklich nicht reicht, dem bleibt immer noch der Gang zur Tankstelle.

Dass Kirchen und Gewerkschaften daher mittlerweile oft gerichtlich gegen die zum Teil inflationär vorkommenden Ausnahmen bei der Sonntagsruhe vorgehen, ist verständlich - auch mit Blick auf die Beschäftigten. Nach wie vor ist der Sonntag als »Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung« vom Grundgesetz geschützt, und das sollte auch so bleiben.

Gerade die Kirchen sollten sich dabei jedoch auch bewusst machen: Wo die Behörden Ausnahmen bei der Sonntagsöffnung zulassen, da kommen in aller Regel auch die Menschen. Verkaufsoffene Sonntage sind in den Kommunen fast immer ein Renner. Während so manche Kirchengemeinde beim Gottesdienst vergeblich auf Besucher wartet, sind die Geschäfte und Innenstädte an Markt- und Verkaufssonntagen voll.

Man kann das als oberflächliche Konsumlust abtun. Es zeigt jedoch auch: Der Sonntag funktioniert nicht von alleine, schon gar nicht für die Kirchen. Wer will, dass die Menschen kommen, muss ihnen Angebote machen, die sie ansprechen. Das bedeutet nicht, Gottesdienste zu bunten Jahrmärkten zu machen. Die Kirchen haben andere Angebote: Sie bieten wortwörtlich jene »Ruhe und seelische Erhebung«, die in der Verfassung steht. Dafür sollten sie noch viel stärker als bisher die Werbetrommel rühren.

Die Sonntagsruhe wurde vor langer Zeit eingeführt, damit die Menschen den Gottesdienst besuchen können. Damit sie das heute noch tun, müssen die Kirchen immer wieder auf sie zugehen und sie dazu einladen.

 

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