Die Porträtmalerei hatte ihre Blüte in der Renaissance. Maler wie Pisanello, Perugino oder Botticelli entwickelten darin höchste Virtuosität und malerische Perfektion. Ihnen gelang es – und das war neu –, dem Porträt die Bedeutung eines Charakterbildes zu geben, in welchem das ganze Wesen des Dargestellten zum Ausdruck gelangt.

Caravaggio, Rafael, Michelangelo, Tizian! Unter den Niederländern Rubens, van Dyck und Rembrandt, aus der spanischen Schule Velázquez. Sie waren Hofmaler, die Porträts im Auftrag von Fürsten und Königen malten, von Adligen, Bankiers und reichen Kaufleuten. Im Zeitalter des Barock wurde die Porträtmalerei vom Klerus zur Standesrepräsentation genutzt.

In dieser Tradition steht der Leipziger Maler Michael Triegel.

Im Auftrag des Bistums Regensburg durfte Triegel 2010 ein Porträt von Papst Benedikt XVI. anfertigen. Jetzt hat der Künstler verraten, dass sein Werk im Vatikan zunächst auf wenig Begeisterung stieß.

Der Sekretär des damaligen Papstes, Georg Gänswein, habe ihn gebeten, das Bild umzuarbeiten, sagte Triegel dem Kölner Stadt-Anzeiger. Gänswein habe kritisiert, ihm sei es nicht gelungen, »die jugendliche Frische Seiner Heiligkeit« zu treffen. (Man darf nun an dieser Stelle nicht verschweigen, dass der Papst zu dieser Zeit gerade einmal 83 Lenze zählte.)

Das habe er natürlich abgelehnt, sagte Triegel. Konkret habe sich Gänswein daran gestoßen, dass der Mund des bayerischen Papstes offen und leicht schief stehe und dass Teile der liturgischen Kleidung unangemessen verrutscht seien.

Vielleicht wollte Triegel einfach ein Charakterbild nach Art der Renaissancekünstler malen, nur sollte er Kirchenkunst liefern. »Kirchenkunst ist leider oft nur Kirchenkitsch«, sagte Triegel, der sich selbst im Jahr 2014 katholisch taufen ließ.