Ich bin seit ein paar Jahren wieder Single und verbringe deshalb viel Zeit online, um nach einem Partner zu suchen. Ich weiß, dass viele diese Partner­websites komisch finden (oder sich nicht trauen, zugegeben, dass sie sie auch nutzen), aber für mich ist das gerade richtig, weil ich eher schüchtern bin. Ich fühle mich zu Hause wohl, aber es ist für mich richtig schwierig, Leute irgendwoanders zu treffen.

Ich sehne mich so danach, endlich wieder zu zweit zu sein. Aber irgendwie laufen diese Kontakte immer gleich ab: Ich chatte oder telefoniere mit jemandem wochenlang, wir lernen uns kennen, ich finde ihn eigentlich ganz nett, und dann meldet er sich auf einmal nicht mehr. Oder wir vereinbaren endlich mal ein Treffen und merken dann, dass es auch nicht stimmt. Ich frage mich langsam, ob ich noch normal bin. Aber den Gedanken, in Kneipen und auf Partys zu gehen und dort rumzuflirten, nur um jemanden kennenzulernen, den finde ich noch schrecklicher.

Frau K. (42)

Neulich hat mir jemand in Ihrem Alter gesagt: "Endlich bin ich zu alt, um meine Abende in Clubs und Kneipen zu verbringen!" Es scheint auch bei anderen die Sehnsucht zu geben, in der Sicherheit der eigenen vier Wände auf Partnersuche zu gehen. Man erfährt ein bisschen was vom anderen (jedenfalls das, was der oder die zeigen möchte), man vertieft den Kontakt vielleicht sogar durch Telefongespräche. Aber irgendwann muss man dann "ausprobieren, ob man sich auch riechen kann" (so hat mir das eine Freundin erklärt) – und das geht eben übers Internet nicht.

Online-Partnerkontakte sind kein Ersatz für Real-Life-Begegnungen, sie bahnen sie nur an.

Deshalb könnte es klug sein, von Anfang an deutlich zu machen, dass Sie eigentlich keine Lust haben auf lange "Gespräche" via Internet, ohne dass bald auch mal ein Treffen möglich ist. Denn diesen Moment lange hinauszuzögern führt nur zu Illusionen, vor allem, wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, die sich hinter ihrem Internet-Kontakt verstecken wollen.

Echte Kontakte sind durch nichts anderes zu ersetzen. Aber wer sagt denn, dass es die nur in Clubs und Kneipen gibt? Vielleicht denken Sie doch noch mal nach, wie Sie Ihre Kontaktmöglichkeiten auch jenseits von Partys erweitern können: Die Freundinnen aus der Jogginggruppe haben ja zum Beispiel auch Kollegen und Brüder und entfernte Bekannte …

Ich habe noch eine kleine, verwegene Idee. Flirten bedeutet ja nicht, verzweifelt nach Kontakten zu suchen, sondern, so habe ich neulich gelesen, "mit sich selbst vergnügt zu sein in der Gegenwart von anderen".

Wenn das stimmt, dann könnten Sie ja mal versuchen, mit Bildern, die Ihnen im Museum gefallen, zu flirten, mit Babys in der U-Bahn, mit der Kassiererin im Supermarkt oder sogar mit dem missmutigen Nachbarn, den Sie morgens beim Bäcker treffen.

Und dann ist mir auch noch ein Gesangbuchvers eingefallen: "Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt…" (EG 369,3) Was für eine Einladung, sich mit sich selbst wohlzufühlen und deshalb freundlich und neugierig mit anderen in Kontakt zu kommen!