Der Prophet Nathan gehört für mich zu den faszinierendsten Gestalten der Bibel. Was mich an ihm besonders beeindruckt, ist seine Unerschrockenheit gegenüber den Mächtigen. Eine Unerschrockenheit, die nichts von der moralistischen Besserwisserei oder der klerikalen Bevormundung hat, die den Kirchen heute – nicht immer ganz zu Unrecht – manchmal vorgehalten wird. Sondern eine Unerschrockenheit, die gleichzeitig in einer tiefen Verbundenheit wurzelt. Nathan ist ein "verbundener Kritiker" ("connected critic"), wie der amerikanische Philosoph Michael Walzer die alttestamentlichen Propheten genannt hat.

Wir wissen nicht sehr viel über Nathan. Sein Name kann als "der Geschenkte" übersetzt werden. Nathan war ein Prophet zur Zeit des Königs David, von dem es vielleicht längere (nicht mehr erhaltene) Berichte gegeben hat (1. Chronik 29, 29). Von ihm sind einige wirkungsreiche Auftritte bekannt. Als sich David mit dem Gedanken trug, ein Heiligtum in Jerusalem zu bauen, wandte sich Nathan dagegen, sagte David aber eine Dynastie ("Haus" im übertragenen Sinn) zu (2. Samuel 7, 5.11-16)

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