Auf fünf Bühnen werden die Menschen des späten 16. Jahrhunderts mit ihren Gedanken, Freuden, Sorgen und Nöten lebendig, etwa mit der Frage: Woran wollen oder müssen sie glauben - an die althergebrachte Lehre oder an die neue Martin Luthers?

Frei entscheiden konnten sie sich nicht. Nachdem die neue Lehr' fast zwei Generationen lang in Gerolzhofen Fuß fassen konnte, die Stadt also weitgehend evangelisch war, machte der Landesherr Echter mit dem Prinzip des Augsburger Religionsfriedens - cuius regio, eius religio - Ernst und zwang den Menschen am Tor des Steigerwalds die katholische Konfession auf. Was das im Alltag der Gerolzhöfer bedeutete, spiegelt sich in dem doppeldeutigen Titel des Stationentheaters: "Du musst dran glauben".

Die Thesen des Stücks hängen keineswegs in der Luft. Nicht nur ist die Würzburger Autorin Christine Weisner selbst Historikerin und machte sich unter anderem einen Namen mit ihrer Veröffentlichung zur Frauengeschichte ihrer Stadt.

Zudem stellte Prof. Rainer Leng, der Mittelalterexperte am Institut für fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg, der Autorin seine neuesten Forschungsergebnisse zur Verfügung. Und kein geringerer als Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm übernahm die Schirmherrschaft.

Worum geht's beim Wandeln?

Zu den Laien des Kleinen Stadttheaters Gerolzhofen sollen Profidarsteller für die Rollen Luther und Echter treten. Regisseurin Silvia Kirchhof hat mit den Proben bereits begonnen. Erst bei einem Treffen Mitte November gesellten sich 50 neue Interessierte dazu. Die Laien werden intensiv geschult, schließlich gilt es, nicht nur wesentliche tragende Sprechrollen zu besetzen, sondern auch zu tanzen - oder bei der modernen Bühnentechnik zu helfen. Weitere Mitwirkende werden gesucht. Am Dienstag, 29. November, 19.30 Uhr ist noch einmal ein Treff in der Mittelschule am Lülsfelder Weg. Das ist die letzte Gelegenheit, sich dem Team anzuschließen.

Der Ablauf des Wandelstücks, wenn's fertig ist: Zunächst wird an vier Aufführungsorten gleichzeitig gespielt, rund 20 Minuten lang, vor vier Publikumsgruppen zu je maximal 110 Zuschauern. Im Zentrum stehen die Themenkomplexe christliche Wohltätigkeit (Spitalkirche), Hexenprozesse (Echter-Vogtei), Vertreibung der Lutheraner und Missstände der katholischen Kirche. Nach Ablauf der ersten Szene ziehen alle eine Station weiter, wobei es am Wegesrand zu weiteren kleinen Szenen kommt. Zum Finale gehen alle in den Spitalgarten, wo eine überzeitliche Begegnung von Martin Luther und Julius Echter stattfindet. Das unmögliche Treffen erlaubte der Autorin Weisner einen leichten Übergang zu aktuellen Themen heute.

Da die vier Teile des Wandeltheaters nebeneinander stehen und nicht aufeinander aufbauen, spielt die Reihenfolge der Spielsequenzen keine Rolle. Allerdings ist das Wandeltheater nicht barrierefrei. Für alle diejenigen, die die Strecken zwischen den Spielorten nicht laufen wollen oder können, findet extra eine Nachmittagsvorstellung in der Stadthalle statt.