Im Sport existiert der Leistungswille in Reinform. Die Kirchen haben den Sport deshalb lange Zeit als Stiefkind betrachtet. Noch in den 1960er-Jahren etwa hieß es, dass der Besuch eines Fußballspiels am Sonntag unchristlich sei. Die Fastenpredigt-Reihe in der Basilika St. Emmeram in Regensburg greift dieses Thema nun auf. Unter dem Motto "Ohne Fleiß kein Preis" sprechen in den nächsten Wochen fünf Prominente über "das Märchen von der Leistungsgesellschaft".

Den ersten Vortrag halten am 22. Februar der Rekordtorschütze Miroslav Klose und der Chef-Physiotherapeut der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Klaus Eder. Bis zu welchem Punkt sind Leistung und Erfolg wünschenswert und wann sind sie kritisch zu betrachten? Der gläubige Katholik Klose über Disziplin, Ehrgeiz und Fairness im Sport:

 

Herr Klose, es gab diese Klose-Momente: Das Spiel musste gedreht werden, und Sie haben das Ding reingemacht. Was ging da in Ihnen vor?

Miroslav Klose: Das ist sportlicher Ehrgeiz, dass man immer an das Gute glaubt, sprich: an die nächste Chance. Ich habe immer an diesen einen Ball geglaubt. Und wenn ich schon ein Tor gemacht hatte, dann wollte ich schon immer das zweite. Das ist das Feuer, das in meiner ganzen Karriere in mir gelodert hat. So habe ich mich immer selbst motiviert und Kraft daraus gezogen. Aber das ist nichts Besonderes, das müsste eigentlich jeder Fußballer haben.

 

Woher kommt dieser Ehrgeiz?

Klose: Ich habe Zimmermann gelernt und noch kurz als Geselle gearbeitet. Ich weiß also, was harte Arbeit ist. Heutzutage ist der Nachwuchs in Leistungszentren, wo es meistens nur Schule und Training gibt. Als ich vor 20 Jahren angefangen habe, Fußball zu spielen, war das noch eine andere Zeit: Ich wollte immer Fußballer werden, aber von meinen Eltern gab es die Vorgabe, erst einmal einen "Beruf" erlernen zu müssen.

 

Wie hält man das aus, so stark und vor allem so diszipliniert zu sein?

Klose: Ich habe Fußball immer geliebt. Egal, wer mich gefragt hat: Ich sagte, ich werde Profi-Fußballer. Und wurde oft ausgelacht. Aber wenn man eine Vision hat, dann ist es leichter, dafür zu leben und zu Dingen wie Alkohol und Rauchen Nein zu sagen. So ging es Stück für Stück nach oben, bis ich gemerkt habe, ich kann es wirklich schaffen. Dann war ich noch besessener, hatte Blut geleckt und wollte das Optimum erreichen.

 

Miroslav Klose
Miroslav Klose ist erfolgreichster Torschütze der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, für die er bis 2014 spielte.

 

Wie viel Stress, Druck und Schmerz muss man als Fußballer aushalten?

Klose: Es kommen Verletzungen auf einen zu, Stress durch verlorene Spiele. Oder man erlebt Trainingseinheiten, die man nicht so gestalten konnte, wie man es sich vorgestellt hat, weil man sich körperlich nicht gut gefühlt hat oder der Gegner zu stark war. Oder wenn die Presse keine positiven Sachen über einen schreibt. Viele Faktoren spielen im Fußball eine Rolle. Jeder geht anders damit um. Aber letztendlich hat man im Fußball die Möglichkeit, es alle drei Tage besser zu machen und das letzte Spiel, das nicht so gut war, damit vergessen zu machen.

 

Gab es irgendwann in Ihrer Karriere einen Punkt, wo Sie gesagt haben: Stopp, ich kann nicht mehr?

Klose: Nee, nie! Ich habe alle Rückschläge und Verletzungen weggesteckt. Ich war überzeugt, der Körper hat diese Auszeit gebraucht. Ich wusste immer, ich komme stärker zurück. Der Wille, die Mentalität spielen eine wichtige Rolle in diesem Geschäft.

 

Wenn nur noch ein Foul die Rettung ist: Wie wie weit sind Sie gegangen?

Klose: Meine Aktionen gingen immer gegen den Ball. Ich war nie einer, der den Gegner absichtlich umgrätschen wollte. Das gehört sich nicht. Natürlich kann man mal die Notbremse ziehen, jemanden festhalten. Dafür bekommt man auch Gelb oder Rot, aber der Gegner wird an der Torchance gehindert. Ich kann von mir sagen, dass ich nie jemandem absichtlich wehtun wollte.

 

Was sagen Sie Ihren beiden Söhnen, wenn sie einmal nicht perfekt sind oder einen Misserfolg haben?

Klose: Wir reden viel miteinander. Ich habe jetzt mehr Zeit, ihre Trainingseinheiten zu sehen, und kann ihnen etwas mit auf den Weg geben. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich tue mich da wirklich schwer. Ich war immer so ein Perfektionist. Wenn die Jungs, was in dem Alter normal ist, nicht so richtig konzentriert sind, ist es nicht immer einfach. Dann frage ich mich schon, warum das so ist. Ich muss lernen, viel geduldiger zu sein. Ich will zu viel und zu schnell. Aber die Kinder wissen, wie ich so bin. Wenn ich mal nichts sage, dann ist das schon Lob genug. Die Jungs müssen Spaß haben bei dem, was sie tun, nur dann werden sie sich positiv entwickeln.

 

Fastenpredigt-Reihe

Fastenpredigt-Reihe "Ohne Fleiß kein Preis"

Dabei predigen prominente Laien in St. Emmeram in Regensburg. Die Vortragsreihe startet am Donnerstag (22.2.2018), Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.


22. Februar: Ehemaliger Fußballprofi Miroslav Klose und Chef-Physiotherapeut des Deutschen Fußball-Bund (DFB), Klaus Eder
1. März: Clemens Prokop, Ehrenpräsident des deutschen Leichtathletikverbands
8. März: Wolfgang Baier, Präsident der OTH Regensburg
15. März: Buchautorin Ilona Bürgel
22. März: Heribert Prantl, SZ-Chefredaktion