Der Turm und die Glocken der St.-Mang-Kirche in Kempten haben seit vielen Jahrhunderten ihre Geschichte. Im Lutherjahr wird diese weitergeschrieben: Drei neue Bronzeglocken mit den Namen "Semper reformanda", "Magna Gratia" und "Concordia Mundi" werden nach dem ökumenischen Pfarrfest von St. Lorenz und St. Mang am Nachmittag des 2. Juli in einem festlichen Glockenzug quer durch die Stadt in die ehemalige Reichsstadt gebracht. Dort in der St.-Mang-Kirche können sich die Gläubigen in den Tagen darauf die neuen Glocken ansehen.

Danach folgt der Kraftakt: Über das freigelegte Südfenster im Turm müssen insgesamt mehr als zwei Tonnen Gewicht in die Höhe gehievt werden. Statt drei Glocken wird der Turm ab Sommer fünf beherbergen. Am Reformationstag, dem 31. Oktober, werden dann zum 500-jährigen Reformationsfest um 15.17 Uhr alle fünf ein erstes Mal gemeinsam läuten. Seit Mai hatten die Glocken in St. Mang geschwiegen.

Glocken wiegen insgesamt zwei Tonnen

Drei große Projekte hat die St.-Mang-Kirchengemeinde rund um das Luther-Jubiläum angepackt: Die Restaurierung der Südhalle, die Reinigung und Überholung der Orgel auf der Empore und nun die Sanierung des Glockenstuhls mit Erweiterung des historischen Geläuts. Die Glocken stehen derzeit noch ausgepackt und geputzt in Karlsruhe bei der Glockengießerei Bachert. Die größte hat ein Gewicht von 1134 Kilogramm, die mittlere wiegt 800 Kilogramm und die kleinste bringt immerhin 506 Kilo auf die Waage.

Für sie wird derzeit Platz im Glockenstuhl des St.-Mang-Turms geschaffen. Das Gerüst an der Südseite des Turms ist unübersehbar: "Stück für Stück soll erst mal das Gebälk im Glockenstuhl saniert werden", informiert dazu Pfarrer Hartmut Lauterbach. "Möglichst viele alte Balken sollen erhalten bleiben." Zugleich wird Platz für die neuen Glocken geschaffen.

Friedensglocke wird auf Platz ausgestellt

Aber halt!: Drei Glocken sind im Turm, drei neue sollen kommen. Wo bleibt dann die sechste? Die sechste ist die Glocke "Pax". Sie wird auch als Nachkriegs- oder Friedensglocke bezeichnet. 1948 wurde sie aus Eisen und Metall gegossen. Eine alte Kemptener Bürgerin, Lilo Philipp, erinnerte sich: "Damals wurden Kupferschalen, Zinndeckel, einfach alle möglichen Edelmetalle dafür gesammelt. Ich durfte unsere Kostbarkeiten direkt abliefern und fühlte mich in der Waschküche des Pfarramts, wo alles gelagert wurde, wie in der Schatzkammer von 1001er Nacht."

Gegossen wurde die damals "Neue" in der Glockengießerei Gebhardt in Kempten. Heute gibt es diese Glockengießerei nicht mehr. Als Symbol des Friedens soll die Pax-Glocke künftig auf dem St.-Mang-Platz ausgestellt werden. Dort soll sie auch weiterhin mit ihrem Klang den Frieden anmahnen.

Neue Glocken kosten 200.000 Euro

Grund für die Anschaffung der neuen Glocken war eine fehlerhafte Restaurierung in den 1950er-Jahren. Damals wurden zu harte Klöppel in die historischen Glocken eingesetzt. Jeder Schlag schadete den Glocken selbst, dem Glockenstuhl und dem Turm. Mit der Erweiterung des Geläuts sollen auch die Klöppel saniert werden. Dennoch sollen die historischen Bronzeelemente nur mehr bei besonderen Anlässen angeschlagen werden.

Die Kosten für das neue Geläut belaufen sich auf rund 200.000 Euro, nachdem Kirchenmusikdirektor und Glockensachverständiger Walter Erdt festgestellt hatte, dass die Form der Glocken schwerer als gedacht sein müsse. "Durch das höhere Gewicht werden unsere Glocken nun weicher klingen und das wird sich sehr harmonisch zum Klangbild der historischen Glocken fügen", erläuterte Pfarrer Lauterbach dazu. An Eigenleistung hat die Gemeinde bereits über 160.000 Euro an Spenden aufgebracht.

Gemeindefest und Festzug

DAS ÖKUMENISCHE FEST am 2. Juli 2017 beginnt jeweils um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Lorenz-Basilika und in der St.-Mang-Kirche. Ab 11.30 Uhr startet im Hofgarten dann das gemeinsame ökumenische Pfarrfest. Wichtig: Das Fest im Hofgarten findet nur bei gutem Wetter statt. Um 16.30 Uhr gibt es (bei jedem Wetter) einen festlichen Glockenzug von St. Lorenz zur St.-Mang-Kirche, begleitet von der Stadtkapelle. Um 17 Uhr beginnt schließlich die ökumenische Vesper in der St.-Mang-Kirche mit dem Posaunenchor der St.-Mang-Kirche.