Die sogenannte Break-Out-Challenge muss mindestens 100 Kilometer von Würzburg entfernt sein, und die Kleingruppen zwischen zwei und neun Schülern müssen sich irgendwie auch sozial betätigen. Für Kost, Logis und Reise kriegt jeder Schüler nur 60 Euro, das muss für acht Tage reichen.

Entwickelt hat das Konzept der evangelische Pfarrer und Reli-Lehrer Christian Herpich, der am Dag-Hammarskjöld-Gymnasium stellvertretender Schulleiter ist. Die Tage zwischen Notenvergabe und Ferienbeginn sollen den Schülern Horizonte eröffnen, die es im Schulalltag so nicht gibt. Sie sollen kreativ sein und ungewohnte Lösungsansätze für Probleme finden, sie sollen »raus aus der Komfortzone«, rein ins echte Leben. Sie sollen lernen, dass man in einer Gruppe mehr erreichen kann als allein. Die Jugendlichen sollen bei der Break-Out-Challenge aber auch lernen, dass selbstgewählte Ziele nicht immer erreichbar sind, dass man eventuell auch mal scheitern und sich trotzdem gut fühlen kann – eben weil man’s versucht hat.

Daheim und unterwegs

»Wir machen das nun schon das zweite Jahr in Folge«, sagt Herpich. Der erste Challenge-Jahrgang habe »enorm an Selbstvertrauen gewonnen«. Die Eltern allerdings, erinnert er sich, waren ziemlich ängstlich: Schaffen die Kinder das allein? So weit weg von zu Hause? Ohne Erwachsene? Wobei Letzteres nicht ganz richtig ist. Völlig allein sind die Neuntklässler nicht. Jede Kleingruppe wird von einem Studenten begleitet, der in einem Uni-Seminar von Herpich ausgebildet wurde für die Challenge. »Dieses Jahr waren die Eltern der neuen Neuntklässler regelrecht euphorisch«, erzählt Herpich: »Viele haben es sehr bedauert, dass sie am Schuljahresende früher nur mal Filme schauen durften!«

Insgesamt waren 62 Schüler unterwegs. Die Ideen, die sie seit Anfang Januar entwickelt haben, sind völlig unterschiedlich. Während sich eine Gruppe zum Beispiel bis zum Gardasee nach Italien durchgeschlagen hat, um dort als Aushilfen in einer Surfschule zu arbeiten und dabei das Surfen zu lernen, haben sich andere zum Ziel gesetzt, einen Fallschirmsprung zu machen – oder mit dem Fahrrad bis nach Amsterdam zu kommen.

Und warum machen die Jugendlichen das in der Schulzeit? Wäre das nicht eher was für Ferienlager? Christian Herpich lacht. »Klar, aber der normale Unterricht ist jetzt nicht gerade der Ort, wo man großes Selbstbewusstsein entwickelt – außer man hat nur tolle Noten.« Deshalb, findet der evangelische Theologe, muss Schule den Jugendlichen auch solche Angebote machen: »Zudem ist es wissenschaftlich erwiesen, dass solche kreativen Angebote Areale im Hirn miteinander vernetzen, die sonst einfach nebeneinanderher arbeiten würden.«

Bedeutung des Schabbat

Derweil machten daheim im Würzburger Stadtteil Frauenland die Projekttage »Schabbat – Sonntag – Ruhetag« das Judentum verständlich. Am Ende der vier Tage standen eine beeindruckende Präsentation dessen, was Schabbat in Israel bedeutet und was Sonntag und Ruhetag in unserem Alltag bedeuten könnten. Für die vier interreligiösen Tage hatte Pfarrer Christian Herpich mit Lea Fleischmann eine Referentin gewonnen, die seit vier Jahrzehnten in Jerusalem wohnt, als Autorin und langjährige Schulleiterin auch die deutsche Wirklichkeit kennt.

Daneben machten Schüler eine Umfrage zum Sonntag, geleitet von der Frage, wie es wäre, wenn der Sonntag ein Schabbat wäre. Nämlich: ein autofreier Sonntag, ein medienfreier Sonntag. Ihre Ergebnisse zeigten sie auf Schautafeln. Die Sparkasse Mainfranken und das Kultusministerium förderten die Aktivitäten der Projekttage.

Leben in Israel

Zum emotionalen Schlusspunkt tauchten die Schüler tief in eine Schabbat-Atmosphäre ein. Arie Rosen, 1971 in Frankfurt geboren und 1986 nach Israel ausgewandert, schilderte bildhaft Vorbereitungen, Atmosphäre und Ablauf des Feiertags, zeigte und erklärte die Gebetskleidung und brachte die Aula zum Mitsingen. Auch durch den Magen wurde das Fest nachvollziehbar: Eine Gruppe hatte Schabbat-Brote gebacken.

Es gab viele nachdenkliche Gesichter unter den jugendlichen Zuhörern, nicht nur als Arie Rosen von seinem Militärdienst und seinem Leben im religiösen Stadtteil Kirjat Moshe berichtete. Vor allem fragte er nach der Sinnfindung für den Sonn- und Ruhetag in Europa. Und so mancher überlegte dann doch, ob denn ständiger Medienkonsum nötig ist oder ob der Sonntag nicht viel mehr der Familie gehören solle.