Mit einem festlichen Gründungsgottesdienst hat das neu gebildete evangelische Dekanat Bayreuth-Bad Berneck am Sonntag seinen Zusammenschluss gefeiert. Dort teilen sich künftig zwei Dekane die Leitungsaufgaben in zwei Regionen. Mit rund 73 000 Evangelischen in 40 Kirchengemeinden ist der neue Dekanatsbezirk der größte der jetzt 15 Bezirke im Kirchenkreis Bayreuth.

Bei dem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche Neudrossenfeld betonte Regionalbischöfin Dorothea Greiner, dass mit dem Zusammenschluss "keine neuen Strukturen um der Struktur willen" geschaffen worden seien. "Wir tun das, damit wir bestmögliche Rahmenbedingungen haben, um die biblische Botschaft, die Lehre der Apostel weiterzutragen." Im Vorfeld hatte sie bereits von einer "echten Win-win-Lösung" gesprochen. Denn der kleine Dekanatsbezirk Bad Berneck mit rund 12 800 Evangelischen sei nicht vom etwa viermal größeren Nachbarn Bayreuth einfach "geschluckt" worden.

Der Zusammenschluss sei keine Reaktion auf Sparzwänge, auch Stellenkürzungen seien nicht geplant, so die Regionalbischöfin. "Zum einen wird der Dekantssitz in Bad Berneck gefestigt; die Region Nord hat eine lebensfähige Größe erhalten. Zum anderen werden die Leitungsaufgaben des Dekans der Region Süd mit Sitz Bayreuth auf ein menschliches Maß reduziert, sodass die bisherige strukturelle Überforderung abgebaut wird."

Umsetzung in Rekordzeit

Für beide Dekane gibt es neben ihren regionalen Aufgaben als Dienstvorgesetzte für die Pfarrerinnen und Pfarrer klare Zuständigkeiten für bestimmte Arbeitsbereiche wie Diakonie, Verwaltung oder Kirchenmusik. Im Detail müssen die genauen Zuschnitte (Nord und Süd) noch organisiert werden. Der weitere Prozess, bei dem sich etwa die Dekanatssynode neu konstituieren muss, wird von der Gemeindeakademie Rummelsberg begleitet.

Umgesetzt wurde die regionale "Strukturreform" in rekordverdächtiger Zeit. Nur rund sechs Monate vergingen von den ersten Vorgesprächen bis zum juristischen Vollzug der Dekanatsvereinigung am 1. Februar. Und die geschah "vertrauensvoll, vorausschauend und aus freien Stücken", wie der zuständige Oberkirchenrat im Landeskirchenamt, Hans-Peter Hübner, bekräftigte: "Es war kein Beschluss, der am grünen Tisch in München gefällt wurde." Nahezu einstimmig (bei einer Enthaltung in Bayreuth) votierten die Dekanatsausschüsse für den Plan, ebenso die beiden Bezirkssynoden.

Oberkirchenrat Hübner sieht die Neuorganisation als einen wichtigen Beitrag zum laufenden Entwicklungsprozess in der bayerischen Landeskirche, der im vorigen Jahr unter dem Titel "Profil und Konzentration" angestoßen wurde. Als Stichwort nannte Hübner hier die "Verdichtung der Zusammenarbeit in den kirchlichen Räumen", wie sie bereits in den vergangenen Jahren in den Nachbardekanaten Bayreuth und Bad Berneck erfolgreich praktiziert worden sei. Nach Ansicht Hübners kann dieses freiwillige Modell durchaus auf andere Regionen Bayerns übertragbar sein. Gute Erfahrungen mit solchen "Tandemlösungen" mit zwei oder mehr Dekanen in einem Bezirk gibt es nach Worten des Oberkirchenrats unter anderem schon in Coburg oder Fürth. Dies könne ein Modell für benachbarte Dekanate sein, "die sich schon in der Vergangenheit gut verstanden haben", sagte Hübner dem Sonntagsblatt.

Einen "Fahrplan" für eine landeskirchliche Strukturreform der Dekanatsbezirke gebe es in der bayerischen Kirchenleitung derzeit zwar nicht. Nach Einschätzung Hübners wird die Rolle der Dekanate als "mittlere Ebene" in Zukunft jedoch stärkeres Gewicht bekommen, um die Zusammenarbeit in regionalen Räumen zu organisieren. "Da kann es durchaus sein, dass weitere Dekanatsbezirke zu der Idee kommen, einen Zusammenschluss herbeizuführen."