Eröffnet wird das Musikfestival, das vom 23. November bis 3. Dezember dauert, mit einem Festakt im Toskanasaal der Residenz. Den Festvortrag hält der Musikwissenschafts-Professor Ulrich Konrad. Er wird die Beziehungen zwischen Bach und Telemann beleuchten. Musikalisch umrahmt wird der Festakt von einem Perkussionsquartett, das bearbeitete Werke Bachs und anderer für Marimba- und Vibrafon aufführt.

Musikalisch starten die Bachtage am 25. November um 20 Uhr in St. Johannis mit Georg Friedrich Händels Oratorium "Messias" in der Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Bachchor und das Bachorchester aus Würzburg unter der Leitung von Matthias Querbach, dem künstlerischen Leiter der Bachtage, werden von den bekannten Gesangssolisten Julia Sophie Wagner, Ursula Eittinger, Andreas Weller sowie Felix Rathgeber unterstützt. Ein weiterer Höhepunkt ist das Orchesterkonzert mit der Hochschule für Musik am 28. November.

Zu den Bachtagen gehören auch die beiden Festgottesdienste mit Bachkantaten am 26. November und 3. Dezember um jeweils 10 Uhr. Im ersten Gottesdienst am Ewigkeitssonntag wird die Kantate "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen" erklingen, am ersten Adventssonntag "Herz und Mund und Tat und Leben".

Der Musikwissenschaftler Prof.  Ulrich Konrad war lange Zeit Präsident der Johann Sebastian Bach-Gesellschaft Würzburg. Als eine Wiederwahl nicht mehr den Statuten entsprochen hätte, blieb er Festredner der Bachtage. Die feierliche Eröffnung der Konzert­reihe vor dem Advent hatte er selbst noch als jährlich wiederkehrenden Programmpunkt eingeführt.

 

Seit acht Jahren halten Sie den Einleitungsvortrag zu den Bachtagen. Entwickelt man dabei eine neue Art von Mitverantwortung?

Ulrich Konrad: Es ist wichtig, sich zu Beginn einer Konzertreihe zu besinnen, wo die Mitte liegen soll. Fängt nun eine beliebige Programmfolge an, oder ist die Musik auf etwas hin gerichtet? Der Festakt soll einen wirklichen Startpunkt setzen. Er macht die Musik präsent, indem auch an diesem Abend Künstler auftreten, und er gibt Gelegenheit zur Reflexion über einen Punkt des Programms.

 

Welches Musikpublikum hört sich einen musikwissenschaftlichen Festvortrag an?

Konrad: Die Mitgliedschaft in der Johann Sebastian Bach-Gesellschaft erfüllt, neben der Kunstförderung, in einem überwiegend katholischen Gemeinwesen dezidiert eine Funktion: Sie kann für die evangelischen Teile der Bevölkerung Identität stiften.

 

Wie gestaltet man einen wissenschaftlichen Vortrag festlich?

Konrad: Die Bezeichnung "Festvortrag" verstehe ich mehr als eine Funktionsangabe. Ich versuche, die Balance zwischen der Angemessenheit gegenüber dem Gegenstand, der nicht "billig" popularisiert werden soll, und einer möglichst breiten Verständlichkeit zu halten. Die Leute sollen hinterher nicht sagen: Ich habe nichts verstanden, es muss also bedeutend gewesen sein! Wenn sie stattdessen beim anschließenden Empfang mit einem Glas Sekt in der Hand den einen oder anderen Gedanken des Gehörten erörtern, ist das für mich eine belebende Erfahrung: Man hat zu Menschen gesprochen, die etwas für sich mitnehmen.

Juwelen für das Xylofon

 

Klingt als Motto der Bachtage "Juwelen des Barock" auch in Ihren Ohren sehr kulinarisch?

Konrad: Das Jahresmotto soll nur einen ganz allgemeinen Rahmen abstecken. Statt der bisherigen Motti in der Form "Bach und …" wird diesmal der Fokus auf eine Epoche gelegt. Das Bild der Juwelen soll wohl ausdrücken, dass besonders herausragende, wertvolle Kompositionen aufgeführt werden. Wenn man das kulinarisch nennen will, dann in dem Sinn, dass mit dem "Messias" und dem Weihnachtsoratorium Lieblingsgerichte des Publikums angeboten werden.

 

Was verstehen Sie unter Juwelen des Barock?

Konrad: Die Kostbarkeiten fallen nicht nur unmittelbar ins Auge oder stehen vor dem Ohr. Sie stehen auch auf einem sehr hohen Kunstniveau und sind beileibe kein Fast Food.

 

Wie nimmt sich Georg Philipp Telemann in dieser Konzertreihe aus?

Konrad: Auch zu seinem 250. Todestag steht er immer noch ein wenig im Schatten von Johann Sebastian Bach. Dabei war er zu seiner Zeit hochberühmt und in seiner schöpferischen Kraft unbezähmbar. Er war auch ein Freund Johann Sebastian Bachs und wurde von diesem bewundert – da möchte ich die Verhältnisse etwas zurechtrücken. Auch für die evangelische Kirchenmusik hat Georg Philipp Telemann eine große Bedeutung. Einer seiner Zeitgenossen formulierte, Telemann sei "der Vater der heiligen Tonkunst". So einfach, wie wir uns das seit dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gemacht haben, indem wir den Künstler Bach gegen den Populisten Telemann ausgespielt haben, geht es nicht mehr – hier sollte ein breiteres Nachdenken einsetzen.

 

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