Der katholische Pfarrer von Bülach im Schweizer Kanton Zürich stellt jedoch eine Bedingung. "Einmal im Jahr müssen die Paare zu mir zum Service in die Garage kommen, egal ob es bei ihnen gut läuft oder ob schon kleine Störungen zu spüren sind." Der Service ist nichts anderes als ein intensives Beratungsgespräch - und gratis.

Überzeugende Bilanz

Vor fünf Jahren startete der gebürtige Pole seine Initiative - und Pfarrer Dudas Ehe-TÜV weist bis jetzt eine hervorragende Bilanz auf: Alle 44 Paare, die er traute, führen bislang ihren Bund fürs Leben ohne schwere Unfälle. "Kein Paar ließ sich scheiden oder trennte sich", sagt der Theologe, der in München studiert hat.

Die Idee des Bülacher Seelsorgers sprach sich schnell herum, inzwischen müssen auch Dudas Diakon und ein Sozialarbeiter beim Eheservice mit anpacken. Andere katholische Pfarrer wollen von Bruder Jaroslaw in die Kniffe der Paargarantie eingeweiht werden. Auch Protestanten zollen dem Eheberater, der im Zölibat lebt, ihren Respekt: "So ein Service für Ehepartner dürfte ein sehr originelles Verfahren sein", urteilt Simon Weber, Sprecher des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes.

Dass in der Schweiz ein Bedarf an Eheberatung besteht, belegen die Zahlen: In der Alpenrepublik wird rund jede zweite Ehe geschieden, im Durchschnitt nach sieben bis acht Jahren. Die Paarkonflikte sorgen auch für Andrang bei den konventionellen Schweizer Beratungsstellen. "Wir haben das Haus immer voll", sagte Anita Keller. Sie ist Leiterin der Zentralstelle für Ehe- und Familienberatung der Stadt Zürich. "Mann und Frau können nicht 50 Jahre verliebt sein. Irgendwann müssen sie begreifen: Wir sind ein Team, das die Unternehmen Ehe und Familie zusammenhalten sollte", sagt die Eheberaterin.

Ähnlich sieht Pfarrer Duda das steile Auf und das langsame Ab einer Paar-Beziehung: "Wenn die Paare sich trauen lassen, schwärmen sie von der großen Liebe, haben große Pläne." Doch er habe einige Trennungen erleben müssen. "Das hat mir sehr wehgetan, da wollte ich helfen."

Klartext ohne zu verletzen

Und so startete er seinen Eheservice, bei dem die Paare regelmäßig zu Duda ins Pfarrhaus kommen. Bei Kaffee und Kuchen geht es dann zur Sache: "Die Eheleute und ich müssen Klartext reden, ohne dass man sich verletzt. Wir klappern die Problemfelder ab und suchen nach Lösungen."

Der Geistliche beobachtet immer wieder die gleichen Probleme: Hektik und Stress im Alltag, die Eheleute sind mit Beruf, Kindern und anderen Verpflichtungen überfordert. Einige Paare weihen den Seelsorger auch in Schwierigkeiten ihres Sexuallebens ein - Tabus kennt Duda nicht.

"Das wichtigste ist, dass sich Mann und Frau gegenseitig Zeit zum Zuhören geben, sie müssen die Bedürfnisse des Anderen verstehen", sagt der Pfarrer. "Viele Paare schenken sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr die nötige Wertschätzung, dann kann Liebe schnell in Ablehnung, ja Hass umschlagen."

Dazu soll es in Dudas Welt nicht kommen. Wer 15 Jahre Partnerschaft als Mann und Frau geschafft hat, dem bietet der Pfarrer aus Bülach an, sein Eheversprechen in einer feierlichen Zeremonie zu erneuern.

Falls es in der Ehe doch mal kriseln sollte, hilft Ihnen vielleicht unser THEMA-Magazin "Ehe in der Krise" weiter, um wieder zueinander zu finden.
THEMA Ehe in der Krise