Im Rahmen eines Internationalen Gottesdiensts taufte Regionalbischöfin Dorothea Greiner 17 Männer und drei Frauen, die nach langer Vorbereitung zum christlichen Glauben übergetreten sind. Sie hatten als Erste einen dreimonatigen Taufkurs in der Bayreuther Friedenskirchengemeinde abgeschlossen. Dort bereiten sich derzeit 66 weitere überwiegend erwachsene Geflüchtete aus dem Iran auf ihre Aufnahme in die evangelisch-lutherische Kirche vor, sagte Gemeindepfarrer Hans-Dietrich Nehring dem Sonntagsblatt.

Den mehrwöchigen Taufkurs, in dem die wesentlichen Grundlagen des christlichen Glaubens und der lutherischen Lehre vermittelt werden, hält Regionalbischöfin Greiner für unverzichtbar. "Die Ernsthaftigkeit des Taufbegehrens muss sich bewähren", betont die Theologin. Allen Muslimen müsse bewusst sein, welche Gefährdungen mit der Taufe verbunden sein könnten, vor allem bei einer möglichen Rückkehr in ihr Heimatland. Wünsche nach einer sofortigen Taufe, wie sie von "begeisterten Stimmen" nach einem Gottesdienst vor Ostern geäußert worden seien, habe man deshalb nicht erfüllen können.

Nebenwirkungen einer Taufe

Für den Taufkurs regte Greiner ein Modulsystem an, in dem schwerpunktmäßig Themen wie Abendmahl, die Zehn Gebote oder das Verhältnis von Islam und Christentum behandelt werden. Dafür entwickelte Hans-Dietrich Nehring ein Konzept, das mithilfe eines strukturierten Teilnehmerausweises auch die Fortsetzung des Unterrichts an einem anderen Ort ermöglicht. Der Übertritt zum christlichen Glauben habe indes keinen Einfluss auf das Anerkennungsverfahren für die Asylbewerber: Der iranische Staat, erläuterte die Regionalbischöfin, erlaube nur freiwilligen Rückkehrern die Einreise.

In seiner Predigt betonte Bayerns Diakoniepräsident Michael Bammessel die Bedeutung der Taufe als weltweit verbindendes Symbol der Gemeinschaft aller Christen. Der Glaube an Jesus Christus könne die Menschen aus ganz unterschiedlichen Völkern, Kulturen und Nationen miteinander verbinden, sagte der Theologe in Bayreuth. Damit unterscheide sich das Christentum von Religionen, die ausschließlich mit einem bestimmten Volk verbunden seien und deshalb eine Abgrenzung bewirkten. Bammessel wandte sich zugleich gegen Vorurteile, das Christentum sei eine Religion der reichen "westlichen" Länder: Am Anfang des Christentums seien die ersten Gemeinden nicht in Europa entstanden, sondern in Ländern, die heute zu Asien gezählt würden.

Nicht nur wegen der Mehrsprachigkeit - neben der Heimatsprache der Iraner, Farsi, wurde auch englisch und französisch gesprochen - war der Taufgottesdienst ein ungewöhnliches Ereignis für die Bayreuther Gemeinde. Immer wieder gab es Beifall etwa für die musikalischen Beiträge. Auch jede Vierergruppe der Täuflinge wurde nach der Taufe mit herzlichem Applaus bedacht.

Beckstein freut sich mit

"Extrem gefreut" hat sich auch der Ex-Ministerpräsident und früherere Vizepräses der EKD-Synode, Günther Beckstein, über die Gruppentaufe in Bayreuth. Wenn sich bisherige Muslime für den christlichen Glauben entscheiden, sei das "etwas Positives", sagte er laut einer Meldung der Agentur idea in Schwäbisch Gmünd.

Künftig werden die Iraner, die derzeit in verschiedenen Orten in Oberfranken und in der Oberpfalz leben, formell Mitglied der Bayreuther Friedenskirche sein, sagte Nehring. Allerdings wollen sie sich nach den Worten von Regionalbischöfin Greiner auch in die Kirchengemeinden an ihrem jeweiligen Wohnort integrieren: "Ich bin überzeugt, das wird unsere Gemeinden bereichern." Durchaus vorstellbar sei es, dass manche der neu Getauften auch eine Lektoren- oder Prädikantenausbildung aufnehmen, um etwa Gottesdienste in Farsi zu halten.

Die Reihe der Internationalen Gottesdienste in der Stadtkirche wurde im Dezember 2015 gestartet. Eine Zielgruppe waren von Anfang an nicht christliche Asylbewerber und Geflüchtete. Der nächste Taufgottesdienst ist am 7. August in der Friedenskirche Bayreuth geplant.

Täuflinge sprechen Glaubensbekenntnis auf Farsi
In der Gruppe sprachen die Täuflinge das Glaubensbekenntnis auf Farsi.