In dem mehrwöchigen Prüfungsprozess seien vom Landeskirchenrat neben der Einschätzung des aktuellen Bauzustandes des Wildbades auch Stellungnahmen des Wildbad-Leiters, der Mitarbeitervertretung, der Synodalen des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg, des Beirates und des Dekanatsausschusses einbezogen worden, teilte die Pressestelle der Landeskirche jetzt mit. Die mediale Begleitung des Prüfungsprozesses und eine Unterschriftenaktion seien ebenfalls zur Kenntnis genommen worden. Den Mitgliedern des Landeskirchenrats sei die "hohe Wertschätzung und die feste Verwurzelung des Wildbads im evangelischen Leben in der Region" deutlich geworden. Auch die hohe Motivation der Mitarbeitenden habe man zur Kenntnis genommen.

Im Prüfungsprozess habe sich außerdem herauskristallisiert, dass eine Kooperation mit einem Käufer als nicht machbar eingeschätzt wird: Der Charakter des Hauses hätte sich derart stark verändert, dass Freizeiten und Veranstaltungen kirchlicher Gruppen nicht mehr vorstellbar gewesen wären, lautete der Tenor vor Ort. Der landeskirchliche Finanzchef Erich Theodor Barzen verteidigte das Vorgehen der Kirche gegen die Kritik der vergangenen Wochen. Das Angebot eines Unternehmers, der kirchliche Gruppen weiter willkommen heißen, hohe Investitionen in das Gebäude tätigen und Arbeitsplatzgarantien mit kirchlichen Tariflöhnen abgeben wollte, habe man ehrlich und genau prüfen müssen, sagte Barzen.

Oberkirchenrat Barzen erläuterte, Ausgangspunkt der Prüfung sei die "immobilienwirtschaftliche Großwetterlage" der Landeskirche gewesen. Die Vielzahl der landeskirchlichen, zum Teil historischen Gebäude, habe die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern veranlasst, den mittel- und langfristigen Instandhaltungsbedarf zu erheben. Man werde zukünftig entweder - zulasten anderer kirchlicher Aufgabenfelder - mehr Mittel in den Erhalt dieser Gebäude verwenden müssen. Oder man werde den Gebäudebestand dort reduzieren, wo sich eine vernünftige Möglichkeit bietet, kirchliche Inhalte auch ohne Immobilienbesitz fortzuführen, sagte Finanzchef Barzen. Beim Wildbad war letzteres offenbar nicht denkbar.

Die Reaktionen über die Entscheidung fielen positiv aus. Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski sagte, sie sei erleichtert über die Entscheidung. Verantwortlichen und Mitarbeitenden werde sie ein Ansporn sein, "das Haus auch weiterhin wirtschaftlich und inhaltlich gut und profiliert zu führen". Der Vizepräsident der Landessynode und Ansbacher Dekan Hans Stiegler sprach von einem "fairen Prozess". Die Kirchenleitung sei "ehrlich und offen mit den Entscheidungsträgern vor Ort umgegangen". Rothenburgs Dekan und Beiratsvorsitzender Hans-Gerhard Gross dankte für den Zuspruch aus kirchlichen und weltlichen Kreisen für die kirchliche Tagungsstätte in den vergangenen Wochen.

Wildbad-Leiter Pfarrer Herbert Dersch sprach von einer "turbulenten Zeit" für die Mitarbeitenden und die Leitungsebene. Der Vorsitzende des Finanzausschusses der Landessynode, Joachim Pietzcker, zeigte für das Vorgehen der Kirchenleitung Verständnis: "Wir sind darauf angewiesen, dass die landeskirchlichen Instandhaltungsaufwendungen auch künftig insgesamt im Rahmen bleiben." Im Falle Rothenburgs sei eine Prüfung unbedingt geboten gewesen, sagte Pietzcker. Nach einer Begehung mit mehreren Bauexperten ist nach epd-Informationen nun zwar klar, dass keine großen Baumaßnahmen unmittelbar bevorstehen. Sollte aber eine größere Maßnahme nötig werden, werde diese wohl sehr teuer.

Die Landeskirche hat in den beiden Jahren 2015 und 2016 je 500.000 Euro aus ihrem laufenden Haushalt für den Bauunterhalt des Wildbades eingesetzt. Im Schnitt der Jahre 2011 bis 2016 seien es jährlich um die 279.000 Euro gewesen. Vor 2011 seien deutlich weniger Mittel für den Erhalt der Bausubstanz aufgewendet worden. Nicht eingerechnet in diese Zahlen sind die Abschreibungen von 124.000 Euro jährlich für das Gebäude. Unabhängig vom Bauunterhalt bezuschusst die Landeskirche den laufenden Betrieb des Wildbades mit rund 500.000 Euro jährlich.