1821: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war in Deutschland und weit darüber hinaus längst ein Star und mit seinen rund 70 Jahren bereits der »Dichterfürst«, als der er noch heute gilt. Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) dagegen zählte erst zarte zwölf Lenze, galt aber wegen seiner hohen Musikalität und Virtuosität schon seit einigen Jahren als »Wunderkind«. Als die beiden sich während eines Besuches mit Mendelssohns Lehrer Carl Friedrich Zelter in Weimar trafen, kam es daher zum Gipfeltreffen zweier Genies.

Nun, heutzutage würden solche Zusammenkünfte vielleicht in einem gemeinsamen Werk münden, eine Kollaboration entstehen. Damals jedoch gingen solche großen Geister noch anders aufeinander zu und miteinander um. Das wurde beim Würzburger Mozartfest in den Lesungen deutlich, die der Schauspieler Dominique Horwitz zwischen den Sätzen der beiden dargebotenen Quartetts für Violine, Viola, Violoncello und Klavier in f- und h-Moll einstreute und deren Texte vom Fauré-Viola-Spieler Sascha Frömbing extra für diesen Crossover-Projekt ersonnen worden waren.

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Mix aus Musik und Text passte

Goethe bewunderte den jungen Musiker: »Was er jetzt schon leistet, mag sich zum damaligen Mozart verhalten, wie die ausgebildete Sprache eines Erwachsenen zu dem lallen eines Kindes«, notierte er in sein Tagebuch, dessen Aufzeichnungen Frömbling als eine der Quellen seiner kurzweiligen Stücke dienten. Dem Teenager gegenüber bot sich Goethe etwas zugeknöpfter: »Mache mir ein wenig Lärm«, soll er den Musiker aufgefordert haben, ihn mit seinem Spiel zu unterhalten. Außerdem legte der Geheimrat dem aufstrebenden Genie Handschriften von Mozart und Beethoven vor, auf dass er diese am Klavier sofort umsetze - was dieser augenscheinlich schaffte und den alten Goethe damit umso mehr verblüffte.

Mendelssohn wiederum ließ sich von diesen Neckereien nicht beeinflussen, widmete Goethe sogar sein drittes Streichquartett und besuchte ihn in den kommenden Jahren noch ein paar Mal. Leider war die Lebensreise für den Komponisten im Alter von 37 Jahren zu Ende. Was da noch alles hätte kommen können, davon ließen die beiden gespielten Stücke, die Mendelssohn im Alter von 12 beziehungsweise 14 Jahren bereits auf der Höhe seiner kompositorischen Fähigkeiten zeigte, nur etwas erahnen.

Die Mischung aus Musik und Lesung passte jedenfalls. Dass das Fauré Quartett und Horwitz ein gutes Team sind, hatten sie schon in einigen Aufführungen ihres Projekts bewiesen. In der Residenz spielten sich die Karlsruher Musiker über der hoch romantischen Musik zu wahren Höhenflügen auf. Ein sichtbar mitgerissener Horwitz, der mit sonorer Stimme seine Texte rezitierte und auf seine Weise den richtigen Ton traf, machte das musik-literarische Erlebnis zu einem besonderen.