Der langjährige Journalist der Süddeutschen Zeitung, Hans Leyendecker, blickt mit gemischten Gefühlen auf die Entwicklung seines Berufszweigs. "Journalismus war noch nie so schlecht - und er war noch nie so gut wie heute", sagte der 68-Jährige mit Blick auf Einsparungen, Druck in Redaktionen, aber auch auf neue Konzepte und guten Nachwuchs.

Er wolle keine einseitig negative Bilanz ziehen, da er eine Gleichzeitigkeit feststelle, betonter Leyendecker in einem Interview für ein Heft der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Pressefreiheit (hier geht es zum Download des Heftes als PDF).

Pressefreiheit verändert sich im Journalismus

Der Investigativ-Journalist Leyendecker erklärte, früher sei Berichterstattung viel ideologischer aufgeladen und politischen Lagern zuzuordnen gewesen. »Das hat sich geändert.« Leyendecker lobte zudem Kooperationen über Grenzen und Kontinente hinweg zu Skandalen im globalen Maßstab wie Waffenhandel, Steuerbetrug und Massenüberwachung.

Es habe keine Zeit gegeben, in der so produktiv zusammengearbeitet worden sei und so viele gute Journalisten unterwegs gewesen seien. »Die jungen Kolleginnen und Kollegen sind viel besser, als wir es zu meiner Generation gewesen sind«, sagte er.

Lokalzeitungen leiden unter Einsparungen

Auf der anderen Seite beklagte Leyendecker, dass insbesondere in Regional- und Lokalredaktionen »brutal eingespart und das angestellte Personal entlassen« werde. Im Fernsehen beobachte er einen »enorm verrohten Journalismus«, zugleich gebe es aber auch dort so viele gute Beiträge wie nie zuvor.

Leyendecker ist Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2019 in Dortmund. Glauben helfe dabei, kritisch auf sich selbst zu sehen, sagte er. Er verachte im Journalismus eine »Jägermentalität«, bei der Menschen »medial zur Strecke« gebracht werden sollen. »Als Christenmensch kann ich das nicht«, sagte Leyendecker.

Internationaler Tag der Menschenrechte

Die EKD hat anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte (10. Dezember) ein Heft veröffentlicht, in dem der Fokus auf die Pressefreiheit gelegt wird. In einem Vorwort schreibt der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, wie kein anderes Grundrecht stünden Meinungs- und Pressefreiheit für den demokratischen Rechtsstaat. Der bayerische Landesbischof forderte, international für Pressefreiheit einzutreten: »Unser Recht, den Mund auftun zu können sollte uns Verpflichtung sein, für diejenigen einzutreten, die stummgemacht werden.«

EKD-Heft Pressefreiheit

»Tu Deinen Mund auf«

»Tu Deinen Mund auf« - Das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit lautet der Titel der EKD-Handreichung.  Die knapp 60-seitige Publikation enthält verschiedene Interviews und Stimmen von Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt und enthält die Rangliste der Pressefreiheit.

Das Heft richtet sich an Gemeinden und enthält Vorschläge für die Predigt, liturgische Bausteine, Lieder und Kollektenvorschläge. Das PDF »Tu Deinen Mund auf - Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit« kann hier heruntergeladen werden.

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.