Wie klingt Schokolade? Und wie Vanille? Alan Büching ist dieser Frage jüngst intensiv nachgegangen. Büching ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Diedorf – und er ist Musiker. Mit seiner Geige tritt er in verschiedenen Bands auf. Er setzt sie neuerdings aber auch in Musik- und Filmproduktionen ein. So kann man Büching und sein Instrument in einem Spot hören, mit dem ein bekannter Münchner Kaffeeröster die neuesten Geschmacksrichtungen seiner bunten Kaffeekapseln bewirbt – eben Schokolade und Vanille.

Eingespielt hat Büching die Geigen-Stücke für David Hüger. Der junge Komponist und Produzent hat Popmusik mit Schwerpunkt Musikproduktion in Berlin studiert. Neben Werbespots schreibt und arrangiert der 27-Jährige Songs für andere Künstler. Zusammen mit seinem Partner Florian Lüttich bildet er das Münchner Musikproduzenten-Team "Apollo 21", das Musik für Filme, Tanz- oder Multivisionsshows macht. Für viele dieser Produktionen benötigt Hüger den warmen, natürlichen Klang einer Geige. "Und Alan Büching hat einfach einen sauguten Ton", sagt Hüger.

Alan Büching: "Das hat etwas Meditatives"

So kommt es, dass Büchings Geigenton schon in der Sat.1-Sendung "It‘s Showtime" zu hören war. Für den dortigen Auftritt der Tanzformation "Team Recycled" hat Apollo 21 die Musik produziert. Die Tänzer gewannen. Und auch in der Multivisions-Show "Meran 007" wirkte Büching mit. Hüger und Lüttich haben sie zusammen mit dem Südtiroler Produzenten Manfred Schweigkofler und dem italienischen Videodesigner Christoph Grigoletti zur 700-Jahr-Feier Merans entworfen.

"Für mich ist das eine ganz neue Welt, in die ich immer mal für kurze Zeit eintauchen darf", sagt der Pfarrer, der David Hüger über seine Kirchengemeinde kennt: "Da komme ich raus aus dem Alltag. Das hat etwas Meditatives." Dafür opfert Büching gerne zwei, drei Stunden seiner Freizeit im Monat. Seine Aufgabe besteht meist darin, einzelne Melodien auf der Geige einzuspielen. Das Produzenten-Team mischt die Sequenzen dann zusammen. Das fertige Ergebnis klingt, als wäre ein ganzes Orchester am Werk. "Wir könnten auch Studiomusiker dafür engagieren", erläutert Hüger. Aber für die seien solche Produktionen häufig nur einer von vielen Jobs. "Was da oft fehlt, ist die Leidenschaft und das Herz, die Alan Büching mit seiner Geige einbringt."

Geige mit besonderer Vergangenheit

Büchings Geige ist dabei etwas Besonderes. Das Instrument gehörte einst Maximilian von Montgelas. Der Münchner Graf war Anfang des 18. Jahrhunderts Minister unter Maximilian I., dem Kurfürsten und späteren König von Bayern. Montgelas war eine treibende Kraft hinter der Säkularisation in Bayern, bei der unter anderem kirchliche Besitztümer durch den Staat eingezogen und Klöster aufgelöst wurden.

Die Geige des Grafen gelangte in Büchings Besitz, weil seine Großtante in jungen Jahren Kindermädchen im Haus Montgelas war. Da sie Violine spielte, bekam sie bei ihrem Abschied die Geige geschenkt. Sie selbst gab das Instrument an Alan Büching weiter, als dieser sieben Jahre alt war. "Damals konnte ich die Geige nicht spielen", sagt Büching: Für einen Siebenjährigen war das Instrument zu groß. Es ist eine feine Ironie der Geschichte, dass die Violine des einstigen Kirchenschleifers Montgelas heute einen Pfarrer bei seinen Auftritten begleitet.

Musik als religiöse Erfahrung

Musik sei für ihn "die religiöse Erfahrung schlechthin", sagt Alan Büching. Und in gewisser Weise verbindet ihn das mit dem jungen Musikprofi: Für David Hüger ist es wichtig, "dass am Ende von dem was ich mache etwas bleibt. Etwa indem man Musik schafft, die so noch nie zu hören war".

Dieser Gedanke steckt auch hinter dem neuesten Projekt von Apollo 21. Zusammen mit Manfred Schweigkofler entwerfen Hüger und Lüttich gerade ein Sound-Konzept für das geplante "Museum für Bergfotografie". Es entsteht derzeit auf dem 2275 Meter hohen Kronplatz in den Südtiroler Alpen. Für das Klangkonzept hat Alan Büching bereits einige Takte eingespielt. Sie seien "rhythmisch äußerst anspruchsvoll" gewesen, berichtet er. Kein Wunder: denn die neuen Klänge, erläutert David Hüger, sollen nicht weniger als die Frage beantworten: "Wie klingt das Museum der Zukunft?"