Der Münchner Großgastronom und Yogalehrer Michi Kern (51) lädt am 1. November 18 Kinder und Jugendliche aus der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen in sein Projekt "The Lovelace - A Hotel Happening" zum Übernachten ein.

In dem ehemaligen Bankgebäude in der Münchner Innenstadt hat Kern, der als Jugendlicher selbst fünf Jahre in der heilpädagogischen Einrichtung der Inneren Mission gelebt hat, mit seinem Team für zwei Jahre eine Art Pop-Up Hotel und Kreativprojekt ins Leben gerufen. Bei veganem Essen, täglich neuen Performances und Musik sollen hier Menschen der Stadtgesellschaft zusammen kommen können - auch Kinder.

Herr Kern, Sie waren auch für einige Zeit ein "Heimkind". Welche Erfahrungen haben Sie in der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen gemacht?

Michi Kern: Ich bin nicht sicher, ob Heimkind der richtige Begriff ist. In Feldkirchen leben Kinder mit und ohne Eltern. Ich selbst habe noch beide Eltern, meine Mutter war aber alleinerziehend. Ich kam mit elf Jahren und sehr pubertär nach Feldkirchen und habe mich nach zwei Tagen sehr wohl gefühlt.

Ich habe das Leben dort als Wohngemeinschaft mit Jungs und Mädels empfunden, in der man sich total austoben konnte. Ich war sehr schlecht in der Schule und habe es dort geschafft, richtig gut zu werden, die Gruppe hat mich mitgezogen. Ich habe mich jedenfalls nie als Heimkind gefühlt.

Was haben die Kinder davon, im Hotel Lovelace zu übernachten?

Michi Kern: Ich stelle mir vor, dass die Kinder rauskommen in eine andere Situation, raus aus der Routine und den eigenen vier Wänden. Sie sehen was Neues und machen was anderes als sonst. Wir hoffen, dass es hier für die Kinder ein tolles Erlebnis wird. Auf der anderen Seite möchten wir auch zeigen, dass man mit relativ wenig Aufwand viel machen und Berührungsängste nehmen kann.

Wie sehen Sie als Szenegastronom den Gegensatz zwischen dem Luxus auf der einen Seite und dem Leben von Kindern in Einrichtungen wie in Feldkirchen auf der anderen Seite?

Michi Kern: Der Gegensatz ist sehr groß! Es tut einem richtig leid, dass nicht mal in einer Stadt wie München mehr gegeben wird für Kinder. Es gibt nicht genügend Möglichkeiten für Schulessen und nicht genügend Kita-Plätze, das macht mich wirklich ratlos! In meinem Leben spielen Kinder eine große Rolle.

Ich selbst habe zwei und meine beiden Geschäftspartner haben jeweils sieben Kinder. Mit der Einladung ins Lovelace möchten wir auch erreichen, dass die Menschen einen schärferen Blick bekommen für die Probleme der Kinder und sich vielleicht irgendwann selbst engagieren.

Jugendhilfe

Diakonie München

Die Evangelische Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen ist eine heilpädagogische Einrichtung. Wir bieten Hilfen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit sozialen, psychischen und/oder familiären Schwierigkeiten an.

Dazu gehören drei heilpädagogische Wohngruppen innerhalb und fünf Wohngruppen außerhalb des Stammhauses - zwei davon für Jugendliche -, sechs sozialpädagogische Gruppen, eine teilbetreute Wohngruppe, eine Clearinggruppe, zwei Heilpädagogische Tagesstätten, Erziehungsstellen in Familien, Betreutes Wohnen, ambulante Erziehungshilfen und zwei Intensivpädagogische Wohngruppen.