Die Tischreihe in dem kleinen Betsaal ist an diesem Montagvormittag wieder voll besetzt. Seit einigen Wochen kommen iranische Flüchtlinge ins Haus der Weidener Dekanatsverwaltung und versammeln sich hier mit Dekan Wenrich Slenczka. Denn sie alle wollen sich taufen lassen und nehmen an einem Taufvorbereitungskurs teil.

Sprachlich geht es dabei zwar nicht babylonisch zu, doch klingen die Worte in verschiedenen Sprachen. Slenczka spricht zwar fließend Russisch, doch hier geht es nicht ohne Dolmetscher, der neben ihm sitzt und seine Erklärungen auf Farsi (Persisch) übersetzt. Zwischendrin wird auch mal Englisch gesprochen und ein paar wenige deutsche Worte fallen ebenso.

Die Bibel übersetzen um sie zu verstehen

Auf den Tischen liegen kleine Büchlein mit einer blauen Aufschrift: Es ist eine Bibelausgabe in Farsi, in einer DIN-A4-Mappe halten die Teilnehmer ihre Unterlagen bereit. Auf einem Bogen ganz oben links steht das Wort "Taufe", in den Spalten darunter folgen Bibelverse und wird der Ablauf eines Taufgottesdiensts stichpunktartig erklärt. Die deutschen Worte übertragen die Teilnehmer in den freien rechten Spalten in ihre Muttersprache. Immer wieder zeigt Dekan Slenczka mit Fingern auf die deutschen Begriffe, um die es gerade geht - wie zum Beispiel ums Glaubensbekenntnis.

Die Übersetzung ist keineswegs immer ganz einfach. So falle es besonders schwer, den dreieinigen Gott als Vater, Jesus Christus und Heiliger Geist in einer Person zu erklären, gesteht der Dekan. Die Rolle Jesu im Christentum hat für die Flüchtlinge besondere Bedeutung, weil er von Ehrlichkeit, Gewaltlosigkeit und Vergebung predigt und sogar davon, auch seinen Feind zu lieben.

"Auch wenn dich jemand schlägt, solltest du nicht zurückschlagen", stellt Malik (Name geändert) aus dem Kurs fest. Das kenne er so vom Islam und anderen Religionen nicht. Ein anderer berichtet, das Lesen in der Bibel habe ihm geholfen, mit schweren Problemen im Leben fertigzuwerden. So sei er Christ geworden, der sich nun taufen lasse wolle.

Selbstgewählte Glaubenslehre

Für den Theologen, aber auch für die Flüchtlinge ist das Ganze eine völlig neue Situation. Denn die Iraner seien nach einem Gottesdienst auf ihn zugekommen und hätten gefragt, ob er sie taufen könne, erinnert sich Slenczka. Und so sammelte er zunächst Material zum Thema Taufkurse für Flüchtlinge, darunter auch eine Handreichung "Zum Umgang mit Taufbegehren von Asylsuchenden" des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), beriet sich danach mit anderen Pfarrern und begann schließlich den Kurs für Menschen, die nun Christen werden wollen.

"Werbung für unseren Glauben musste ich nicht machen", sagt er. Vielmehr würden die Flüchtlinge untereinander erzählen, dass sie zu einen Taufkurs gingen. Und so kämen immer neue Teilnehmer.

Im Kurs und im Miteinander wird schnell klar: Den islamischen Glauben wollten die Flüchtlinge erst gar nicht annehmen, "er ist uns aufgedrängt worden", wie Malik betont. "Wir mussten Muslime sein", aber die islamische Glaubenslehre sei ihm und auch den anderen Kursteilnehmern fremd. Für die iranischen Flüchtlinge ist der Islam als Religion ein Teil des politischen Systems, das sie verlassen haben. Sie behaupten sogar, die Mehrheit der iranischen Bevölkerung wollte lieber Christen sein.

Ein Kursteilnehmer erzählt davon, wie gefährlich es für andersgläubige Menschen in seinem Heimatland sei, sich als Christen zu bekennen. Gottesdienste müssten im Untergrund stattfinden, in privaten Wohnungen werde heimlich zusammen gebetet. Wer als Muslim im Iran zum Christentum konvertiert, begibt sich in Lebensgefahr. "Das ist verboten, darauf steht die Todesstrafe", betont Malik.

"Fürchte ich kein Unglück"

Der christliche Glaube dagegen basiere auf Liebe und Freiheit. "Das erleben wir in Deutschland", sagt Malik und ist begeistert, wie hilfsbereit viele Menschen hier sind. "Wir spüren ihre Freundlichkeit im Herzen", meint er. Er liest immer wieder gern den Psalm 23 (Der gute Hirte), weil ihm das Bild gefällt, "dass Gott auch im finstern Tal da ist und ihn auf den rechten Wege führt".

Nachdem die Flüchtlinge ihre Heimat verlassen haben und nun in Weiden bleiben wollen, bedeutet ein Leben für sie, in Deutschland, in Freiheit leben und auch frei glauben zu können. Das gilt auch für Frauen. Und so nimmt Jasmin (25) als derzeit einzige Frau zusammen mit ihrem Mann an dem Glaubenskurs teil. Später wollen sie ihre Kinder im christlichen Sinn erziehen. Eine Rückkehr in den Iran ist für die meisten der Flüchtlinge aus dem Taufkurs unvorstellbar.

Dossier

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