Der 58-Jährige Hanns-Hinrich Sierck war von 1991 bis 1997 als Pfarrer im südafrikanischen Harburg tätig, kam anschließend nach Donauwörth und unterrichtete zuletzt an drei Realschulen im Raum Ingolstadt. Ein Krebsverdacht brachte den gebürtigen Hessen vor sieben Jahren zur Kontemplation. Sierck ist mit einer Ärztin verheiratet und hat vier erwachsene Söhne.

Was heißt Spiritualität für Sie?

Sierck: Spiritualität bedeutet für mich, täglich in der Gegenwart Gottes zu leben, in der Stille auf Gott zu hören und danach zu handeln. Ich meditiere seit sieben Jahren jeden Abend 30 Minuten auf meinem Taizé-Hocker. Davor habe ich Exerzitien im Alltag praktiziert. In St. Martin möchte ich Menschen begleiten, die auf der Sinnsuche sind. Mein Herz brennt mit einer großen Weite für den christlichen Glauben. Ich bin neugierig auf viele offene Begegnungen im Spirituellen Zentrum.

Sie übernehmen mit St. Martin ein Haus mit eigener Prägung und laufendem Programm: Haben Sie schon Ideen, was Sie einbringen werden?

Sierck: Herzensgebet und Martinsmesse sind weiterhin Schwerpunkte, auch die Angebote in Meditation und Kontemplation laufen weiter. Zusätzlich möchte ich nach Wegen für Kinder- und Jugendmeditation suchen – ich möchte ihnen gern Alternativen zur digitalen Welt anbieten. Auch das Thema Heilung beschäftigt mich: Wie können Menschen einen Heilungsweg in ihrem Inneren finden? Dazu soll es Salbungsgottesdienste mit Handauflegung geben. Außerdem würde ich zusätzlich zu den Pilgerreisen gern auch spirituelle Reisen ins Programm nehmen: Es gibt beeindruckende spirituelle Zentren in Südafrika, an denen man zum Beispiel in Kontakt kommt mit dem Ahnenkult der Medizinmänner.

Sie sind auch Beauftragter für geistliche Übung in Südbayern. Worum geht es Ihnen dabei?

Sierck: Ich möchte mehr Pfarrer für einen spirituellen Weg begeistern. Ein Stück Innerlichkeit zu pflegen bereichert das Leben. Gerne biete ich auch Kurse z. B. für das Herzensgebet in Gemeinden an. Es ist mir ein Anliegen, dass sich mehr Pfarrer für eine geistliche Begleitung öffnen.

Spirituelles Zentrum St. Martin

Das Spirituelle Zentrum St. Martin versteht sich als Ort für Menschen, die Stille und geistliche Begleitung suchen. Es wurde 2004 von der bayerischen Landeskirche eingerichtet und befindet sich seit 2007 in Trägerschaft des Vereins St. Martin. Neben christlichen Meditationswegen bietet es auch Übungen aus der orthodoxen oder fernöstlichen Spiritualität an. Insbesondere das altkirchliche Herzensgebet findet seit dem ersten Tag seinen festen Platz. Außerdem bietet das Zentrum Jakobspilgern Herberge und ein Domizil für regelmäßige Treffen und Austausch.
Seit 2011 ist der Leiter von St. Martin zugleich auch Beauftragter der Landeskirche für Geistliche Übung in Südbayern und soll die »spirituellen Kompetenzen« von Gemeinden und Pfarrern stärken.

Das Herbst-/Winterprogramm von St. Martin lädt zu zahlreichen regelmäßigen Veranstaltungen ein:

  • Jeden 2. bis letzten Sonntag wird von 18 bis 19.30 Uhr Martinsmesse gefeiert – mit angeleiteter Meditation.
  • Montags und freitags von 6.30 bis 7.30 Uhr startet St. Martin mit Schweigemeditation »Still in den Tag«.
  • Jeden Donnerstag treffen sich Menschen zum »Sitzen in Stille« (19 bis 20.30 Uhr).
  • Beim »Sacred Harp - All Day Singing« am Samstag, 30. September, von 11 bis 16 Uhr finden auch Ungeübte schnell ihre Stimme.
  • Am Sonntag, 1. Oktober, wird Hanns-Hinrich Sierck beim Gottesdienst um 16 Uhr als Leiter von St. Martin eingeführt.
  • Beim »Visionstag St. Martin« am 7. Oktober von 10 bis 17 Uhr geht es um die Zukunft des Zentrums.
  • Labyrinth-Experte Gernot Candolini stellt am Montag, 9. Oktober, um 19 Uhr sein Buch »Die Kathedrale – Heimat für die Seele« vor.
  • Am 9. Oktober startet auch ein neunteiliger Kurs für die »Praxis des Herzensgebets«.