DAS LAUTMALERISCH GEPRÄGTE WORT Jodeln bezeichnet das Singen ohne Text auf Lautsilben bei häufigem schnellen Umschlagen zwischen Brust- und Kopfstimme, dem sogenannten Registerwechsel. Davon zu unterscheiden ist der Juchzer oder Juchitzer als kurzer, melodiöser (Freunden-)Schrei.

ALS VERSTÄNDIGUNGSART über weite Distanzen in unwegsamen Regionen diente das Jodeln ursprünglich – oder als Lockruf für das Vieh.

Der Jüüzer »d´s Lunis« aus dem Schweizer Muotathal.

DER BEGRIFF "Jodeln" taucht im Alpenraum erstmals 1796 in dem Lied "Die Tyroler san often so lustig und froh" aus dem Volksstück "Der Tyroler Wastl" von Emanuel Schikaneder auf. Die Wortschöpfung verband die mittelalterlichen Begriffe "jolen" (laut und unartikuliert schreien) und "dudeln" (volkstümlich für: instrumentales Musizieren). 

WELTWEIT haben sich verschiedene Formen des Jodelns entwickelt. Sie reichen von rituellen Beschwörungen afrikanischer Pygmäen bei der Jagd über das "Joiken" in Lappland, Singformen in Melanesien, China und Osteuropa bis zum alpenländischen Jodler und Abwandlungen in Jazz- und Country-Musik. 
 

Die Teilnehmer des schwedischen Sami Grand Prix aus dem Jahr 2012.

KUNSTFORM JODELN: Losgelöst von der ursprünglichen Verankerung im Almwesen hat sich das Jodeln zur kunstvollsten Gattung alpenländischer Volksmusik entwickelt. Neben solistischen Ansätzen ist es häufig mehrstimmig angelegt mit kanonischen Führungen, Gegenstimmen und Stimmkreuzungen. Von den Heimatbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts wurde der Jodler zum besonderen Ausdruck alpenländischer Identität hochstilisiert und als beliebtes Show-Element auch im Fernsehen eingesetzt.

DER ALS JODELKÖNIG bekannte Münchner Münchner Franzl Lang (1930-2015) gilt als prominentester Protagonist der frühen Jodelszene...

... die alsbald schon parodiert wurde, zum Beispiel vom bayerischen Kabarettisten Fredl Fesl:

EINE NEUE, WELTOFFENE Interpretation des Jodelns und der alpenländischen Musik vertritt Hubert von Goisern. Er setzte damit vor rund 20 Jahren als einer der ersten zeitgenössische musikalische Akzente in der neuen "Volxmusik". Den Weltrekord im Dauerjodeln hält übrigens die Chiemgauerin Andrea Wittmann mit 15 Stunden und 11 Sekunden.

»Brenna tuats guat« von Hubert von Goisern war eins der Stücke des österreichischen Weltmusikers, die es ins Mainstream-Radio schafften.