Adventskalender sind eigentlich eine schöne Sache, vor allem für Kinder. Aber es ist wie mit so vielen Dingen heute: zu viel, zu teuer, zu übertrieben. Als Leiterin der Weihnachtspostfiliale in Himmelstadt habe ich da einen guten Einblick. In immer weniger Briefen der Kinder an das Christkind spielt der christliche Kern des Festes, der Sinn des Advents oder auch Dankbarkeit eine Rolle - es geht meistens nur um materielle Geschenke, um Konsum. Heute stecken ja in vielen Adventskalendern schon teurere Geschenke als früher an Heiligabend verschenkt wurden!

Meine Kinder haben bis ins Teenageralter Adventskalender bekommen. Allerdings waren da nicht immer Süßigkeiten oder kleine Geschenke drin, sondern oft auch mal ein kleines Bild oder ein paar liebe Worte zum Tag. Ich finde, das kommt heute viel zu kurz. Viele Eltern haben ja auch keine Ahnung mehr von den christlichen Festen - wie sollen sie das dann ihren Kindern weitergeben? Der Adventskalender soll das Warten für Kinder leichter, erträglicher machen. Aber es soll ja weiterhin ein Warten sein auf Heiligabend und kein Geschenkmarathon vom 1. bis 24. Dezember.

Ich selbst habe schon lange keinen Adventskalender mehr bekommen. Früher haben mir meine vier Kinder natürlich auch mal einen gebastelt. Freuen würde ich mich aber schon. Da müssten auch keine Geschenke oder Schokolade drin sein - mir würden ein paar liebe Worte viel besser gefallen. Aber eigentlich schenke ich viel lieber als beschenkt zu werden. Und deshalb hatte ich mir vorgenommen, dieses Jahr meinem Mann zum ersten Mal einen Adventskalender zu basteln. Mit kurzen Impulsen und Notizen aufs nahende Weihnachtsfest. Das hat mir viel Spaß gemacht.

Ein richtig verstandener Adventskalender ist also eine tolle Sache. Er kann eine Art Rückbesinnung auf die eigentlichen christlichen Werte und den Sinn des Weihnachtsfestes sein. Von solch einem Adventskalender bleibt auch bei den Kindern viel mehr hängen, als wenn es nur Süßzeug ist, das man gar nicht so mag oder das werweißwievielte Spielzeug. An so etwas erinnern sich die Kinder auch 20, 30 Jahre später noch gerne zurück. Das sind echte Kindheitserinnerungen. Zumindest bei meinen ist das so. Und sie machen es heute ganz ähnlich mit ihren Kindern.

Rosemarie Schotte (77) ist Leiterin der Weihnachtspostfiliale im unterfränkischen Himmelstadt (Kreis Main-Spessart).