Ich liebe die Weihnachtszeit. Es gibt vielleicht Weihnachtstypen und Anti-Weihnachtstypen und ich bin ganz klar ersteres! Ich liebe die Gerüche, ich liebe Schenken und Beschenktwerden, ich liebe Punsch und Lebkuchen und Bach und Frank Sinatra und Schnee und Lichterketten und Astrid Lindgren und Zimtschnecken und alles, was dazu gehört.

In meiner Kindheit verbinde ich so viele schöne Erinnerungen mit dieser Zeit, es ist schwer zu sagen, was mein schönstes Erlebnis war. Wobei: Natürlich! Die Geburt meiner Schwester, das war das schönste und beste und wertvollste Geschenk, das ich in meinem ganzen Leben zu Weihnachten bekommen habe. Aber meine Schwester ist ja selbstverständlich das ganze Jahr über ein Segen.

Was mich aber immer wieder aufs Neue erstaunt, das ist der Zauber, der zu dieser besonderen Zeit in der Luft liegt. Ein gesteigertes Wahrnehmungsbewusstsein für Wunder vielleicht, ein Sichtbarwerden der innersten Bedürfnisse, ein klein wenig mehr Liebe, ein bisschen mehr Bereitschaft zur Vergebung und Nächstenliebe und der kleine Funke, der im restlichen Jahr so oft fehlt, wenn sich Fremde begegnen.

Man kann das Heuchelei nennen, man kann auf die elf anderen Monate verweisen, in denen immer wieder Hass und Gier und Neid die Oberhand erkämpfen oder aber man erfreut sich dran. Es sind die kleinen Begegnungen, die ich so gerne erlebe, die freundlich lächelnden Gesichter in der Bahn, die helfenden Hände in den Suppenküchen, die gesteigerten Verkaufsquoten der MOTZ und die kleinen, fast unmöglichen Wunder, die ich zur Weihnachtszeit nicht übersehe.

Wenn sich dann - vielleicht nur aus Einsamkeit und Platznot heraus - zwei Menschen im besten Alter beim S-Bahnfahren finden, dann lächle ich in mich hinein, schreibe mit und denke: Das ist überhaupt das Beste an Weihnachten. Dass so etwas möglich ist! Dass zwei sich finden, einfach so. Vielleicht, weil sie an Weihnachten nicht allein sein wollen, vielleicht, einfach weil es passt. Fast ein Wunder, fast eine Weihnachtsgeschichte und für mich das Beste an dieser Zeit!

Fee alias Felicia Brembeck (23), Poetry-Slammerin und Autorin aus München.

 

Und noch ein Stück zum Anhören gibt es hier:

Poetry-Slammerin Fee