Im Schwebezustand heißt es aber dennoch „weiter so“. Und am neuen Standort der Fachstelle freut man sich auf neue Synergieeffekte im Bereich „Kirchliches Leben“.

Jahrzehntelang hat sich das FrauenWerk Stein über die von der bayerischen Landeskirche finanziell unterstützten theologischen Frauenarbeit nach außen hin definiert. „Der spezifische Blick auf die Frau beziehungsweise von ihr aus waren dabei die Kern-Elemente. Dies wird nun wahrscheinlich zugunsten einer eher ganzheitlichen Betrachtungsweise aufgeweicht“, erklärt Michaela Wachsmuth, die erst seit 1. Dezember 2017 im Amt ist und gleich zu Beginn ihres neuen Berufs dicke Bretter bohren muss. Frauen hätten in Stein seit vielen Jahrzehnten nicht nur in körperlicher, sondern eben auch in geistiger Art Kurse und Seminare der Erwachsenenbildung, Familienpflege und der Müttergenesung erleben können, bei denen sie im alleinigen Mittelpunkt standen. Genau um die Planung und letztlich personelle Finanzierung solcher Angebote gehe es nun. Keiner weiß so recht, wie hoch die künftigen Zuschüsse der Landeskirche seien.

Andrea König und ihre Kolleginnen stehen dann zumindest einmal nicht mehr auf der Gehaltsliste. Ihnen wurde angeboten, komplett ins Amt für Gemeindedienst zu wechseln. Die Aufgaben und Zuständigkeiten werden dort dann neu verteilt. König zeigt am Beispiel der Dekanatsfrauenbeauftragten, wie schwierig das sein könne: Diese Gruppe sei erst vor wenigen Jahren in den Zuständigkeitsbereich des FrauenWerks gekommen und erhalte ab dem kommenden Jahr dann wieder einen neuen Anlaufpunkt. „Es herrscht Unsicherheit, ob man überhaupt gewollt werde“, erklärt König.

PuK ist nicht "schuld"

Über dem gesamten Prozess schweben immer wieder die drei Buchstaben PuK. Noch im November hatte Michaela Wachsmuths Vorgängerin Isolde Heine-Wirkner gemutmaßt, die Verlagerung der Aufgaben kirchlicher Frauenarbeit habe mit dem kirchlichen Reformprozess „Profil und Konzentration“ zu tun. Andrea Heußner, Referentin für Zielgruppenarbeit im Landeskirchenamt, widerspricht.

Das Vorhaben, die Zielgruppenarbeit sowie die Gemeindeentwicklung und -beratung besser miteinander zu verbinden, habe lange vor dem PuK-Prozess begonnen. „Wir haben im März 2017 damit begonnen, die Überlegungen konkret zu planen. Als uns im April die Auswirkungen für das FrauenWerk deutlich geworden sind, haben wir die Verantwortlichen sofort über den damaligen Stand der Überlegungen informiert“, sagt Heußner. Ende Juni sei dann im Landeskirchenrat die Entscheidung gefallen. „Veränderungen kommen für betroffene Einrichtungen immer zur Unzeit. Dass die Entscheidung im Jahr des Führungswechsels gefallen ist, hat dieses Gefühl sicher verstärkt. Wir fanden die frühzeitige Klarheit sinnvoll, weil sie allen Beteiligen 19 Monate Zeit gibt, sich auf die Veränderungen einzustellen“, so Heußner weiter.

Zielgruppen gebündelt

Im Amt für Gemeindedienst seien bereits viele Zielgruppen angesiedelt, insbesondere die Männer- und Familienarbeit. Ab 2019 kommen die Aufgaben der kirchlichen Frauenarbeit hinzu. „Das ist ein Schritt auf dem geplanten Weg zu einer vernetzten Arbeitsweise, in der Aufgaben- und Projektorientierung Vorrang vor der bisherigen Zielgruppenorientierung hat. Wir erhoffen uns, dass sich diese Entscheidung nach einer Phase des Übergangs stärkend für die Frauenarbeit und für die anderen Arbeitsbereiche auswirkt.“, so Heußner weiter.

Immerhin versucht man in Stein, in der Krise möglicherweise auch eine Chance zu sehen: Das FrauenWerk unterhält neben der Fachstelle unter anderem Kliniken im Chiemgau und im Allgäu für beispielsweise Mutter-Kind-Kuren, das Tagungs- und Gästehaus in Stein sowie die Familienbildungsstätten in Nürnberg und München und die Familienpflege Nürnberg. „Wer weiß, vielleicht kann man hier etwas Neues verorten?“, blickt Michaela Wachsmuth positiv in die Zukunft.