Pfarrer Heiko Ehrhardt (Bild rechts) ist Zocker der ersten Stunde. Bereits in den 1990-Jahren fing der 56-jährige Seelsorger aus dem Rheinland mit Computerspielen an. Seit 2005 spielt er "World of Warcraft", das weltweit bekannteste PC-Rollenspiel.

Der Spieler erschafft sich seinen Charakter selbst. "Ich bin ein Schamane", erzählt Ehrhardt. "Ich kann Naturgewalten entfesseln, zum Beispiel Blitze oder Wirbelstürme." Und sein Charakter, den er "Friik" genannt hat, kann die Gestalt wechseln.

Religion bei "World of Warcraft"

Ehrhardts Spielrekord liegt bei zwölf Stunden am Stück, mehrere Tage hintereinander. "Meine Frau war da nicht so begeistert", erzählt er. Doch als Pfarrer sieht Ehrhardt auch eine religiöse Dimension in dem PC-Spiel. "Es geht im Grunde um den Kampf von Gut gegen Böse", sagt er. Der Spieler werde vor die Wahl gestellt, ob er mit den Allianzen zusammenarbeite oder mit der Horde paktiere.

"Es ist immer eine Versuchung", sagt Ehrhardt. "Ich war auch schon mal auf der Seite der Bösen. "Über die religiöse Dimension von "World of Warcraft" hat Ehrhardt für die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) einen Aufsatz publiziert.

Amin Josua (30) ist der Profi unter den sogenannten Gamern. Er zockt nicht nur leidenschaftlich gerne – am liebsten "Kingdom Come Deliverance", wo der Spieler als einfacher Schmied anfängt und sich in der Welt des Mittelalters zum Ritter hocharbeitet. Der 30-jährige Theologie-Doktorand aus Neckargemünd bei Heidelberg entwickelt derzeit auch selbst ein PC- und Videospiel. "1 of 500" heißt der Titel. Es ist das bisher erste PC- und Videospiel, das als Rahmengeschichte die Handlungen des Neuen Testaments verarbeitet. Der Spieler wird ein Fischer sein, der in die Erzählstränge des Evangeliums miteinbezogen ist. Mitbezuschusst wird das Projekt von der Württemberger Landeskirche.

Der Stuttgarter Pfarrer Thomas Ebinger

Der Stuttgarter Pfarrer Thomas Ebinger (46) ist absoluter "Minecraft"-Fan. Das PC-Spiel eines schwedischen Programmierers wurde weltweit schon rund 150 Millionen Mal verkauft. Von den 12- bis 13-Jährigen in Deutschland nennt es laut JIM-Studie jeder Dritte sein Lieblingsspiel. In "Minecraft" geht es darum, sich auf einem unbewohnten Fleck Erde eine Siedlung aufzubauen. Ab und zu taucht ein Monster oder andere Gegner auf. Ebinger spielt nicht nur selbst. Der Dozent für Konfirmandenarbeit in der Württemberger Landeskirche will die Popularität von "Minecraft" für die kirchliche Jugendarbeit nutzen. Er hat sich Aufgaben ausgedacht, mit denen die Konfis das Programm für christliche Inhalte nutzen können. So bauen sie etwa eine Welt, in der die Zehn Gebote gelten – und eine, wo sie nicht gelten.

Die "Gamescom"

In der Computerspiel-Szene ist die "Gamescom" eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres: Die Gamescom ist die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele. Zahlreiche Hersteller aus aller Welt präsentieren hier ihre neuesten Produkte. 2008 wurde die Messe das erste Mal ausgerichtet. Damals noch in Leipzig. Seit 2009 wird die Gamescom jährlich in Köln ausgerichtet – dieses Jahr vom 21. bis 25. August. 1000 Aussteller aus 50 Ländern waren angekündigt, der Veranstalter rechnete mit 500 000 Besuchern. Das Branchenevent wurde am Dienstag, 21. August, von Digital-Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) eröffnet.

Auch die Evangelische Jugend in Köln war vor Ort. Die Gamescom bietet als weltweit größte Messe für interaktive Unterhaltung nach Einschätzung der evangelischen Jugendarbeit Chancen, Vorurteile gegenüber der Kirche abzubauen. "Wir zeigen auf der Gamescom, dass Kirche auch cool sein kann", sagte der Jugendbildungsreferent der Evangelischen Jugend in Köln und Umgebung, Daniel Drewes, dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Auftakt der Messe in Köln. Die Evangelische Jugend war bereits zum fünften Mal auf der Gamescom vertreten. Damit sei ihr Angebot für viele Besucher ein verlässlicher Teil der Veranstaltung geworden, erklärte Drewes.