Die evangelische Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat den scheidenden Forchheimer Dekan Günther Werner am Sonntag mit einem Festgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Wegen der Coronaauflagen hat die Verabschiedung eher im kleineren Rahmen stattgefunden.

Darüber war Werner schon ein wenig traurig, wenn man "nach all den Jahren nicht einfach alle einladen konnte", sagt Werner, aber fügt dann typisch fränkisch hinzu: "Was will mer denn machen?" Werners Amtsverständnis sei es gewesen, nah bei den Menschen in den Gemeinden zu sein, sagte Greiner:

"Dein Ziel war, dass du jährlich in jeder Gemeinde einmal Gottesdienst hältst und mit den Menschen dort danach ins Gespräch kommst."

Dieses Nahbeim-Menschen-Sein vermisste Werner in den vergangenen zwei Jahren. Wegen Corona musste vieles entfallen oder erschwerte die Arbeit, "das macht mir jetzt den Abschied leichter". Werner war seit 2010 Dekan in Forchheim und hat dort vor allem die ländlichen Strukturen genossen. Im Gespräch mit dem Sonntagsblatt verwies Werner auf das weitverzweigte Dekanat, das sich bis in die Fränkische Schweiz erstreckt. Für ihn war es wichtig, sein Dekanat genau zu kennen und war daher viel unterwegs.

"Mir hat es immer Spaß gemacht mit Menschen zu reden, für sie da zu sein und neue Menschen kennenzulernen."

Insgesamt habe sich viel verändert in den vier Jahrzehnten, in denen Werner für die evangelische Kirche gearbeitet hat. Den Vertrauensvorschuss, den man als Geistlicher vor 40 Jahren erhalten hatte, als man in eine neue Gemeinde kam, "den muss man sich jetzt hart erarbeiten, die Offenheit und das Grundvertrauen", so Werner.

Als "Forchheimer Bub" war es ein wenig einfacher, da man sich ja kannte aus gemeinsamen Schulzeiten: "Wir waren damals schon ziemliche 'Fregger' (oberfränkisch für gewitzte und listige Jugendliche), aber das ist ja heute nicht anders. Wir waren vielleicht noch ein wenig schlimmer", lacht Werner. Für den Ruhestand hat sich Werner vorgenommen, einfach mehr von dem zu machen, was bisher zu kurz kam: Motorradfahren und Familienzeit.

Neue heimat Vestenbergsgreuth

Vestenbergsgreuth ist die neue Heimat der Werners. Oder auch die alte, denn das Ehepaar Werner zieht in das ehemalige Wohnhaus seines Großvaters. "Jetzt ist erst mal ganz viel Gartenarbeit angesagt, das haben sonst ja meistens die Nachbarn gemacht", erzählt Günther Werner lächelnd. Die Kinder der Werners wohnen alle im Nürnberger Raum, und für die beiden Enkel sind auch schon viele "Hintergrunddienste" angefordert worden. Gerade bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sieht Werner Nachholbedarf in Sachen Religion.

"Dass Eltern wie bei der Taufe versprochen eine christliche Erziehung leben", das sehe er nur sehr selten. Das sollte auch der Ansatz sein, das Bewusstsein stärken, dass es da noch was anderes gibt. Die Kirche befände sich gerade in einer Umbruchphase, und "als Pfarrer befindet man sich immer auf einer Gratwanderung, Neues zu wagen, aber den traditionellen Kern nicht zu verschrecken". Das sieht er als Herausforderung für die nächste Pfarrergeneration: einen Weg zu finden zwischen dem formalen Glaubensbekenntnis und dem Bekenntnis des Glaubens im Alltag.

Werner war früher EBZ-Leiter in Pappenheim

Vor seiner Zeit als Dekan in Forchheim war Werner als Leiter des Evangelischen Bildungszentrums (EBZ) in Pappenheim tätig. Die damalige Landesvolkshochschule sei Ende der 1990er Jahre in desolaten finanziellen Zustand gewesen, sagte Greiner. Aber Werner sei es gelungen, das Haus in einen soliden finanziellen Zustand zu bringen. Für den Ruhestand hat sich Werner vorgenommen, einfach mehr von dem zu machen was bisher zu kurz kam: Motorradfahren und Familienzeit.

Das Dekanat Forchheim bekommt vorerst nur einen vertretungsweisen Dekan: Für längstens drei Jahre soll Pfarrer Enno Weidt das Amt übernehmen. Der 58-Jährige war bisher geschäftsführender Pfarrer der Forchheimer Kirchengemeinde St. Johannis und schon Werners Stellvertreter. Hintergrund ist, dass die Dekanatsgremien in dieser Frist die Veränderungen der aktuellen Landesstellenplanung sowie andere Strukturfragen für das Dekanat durchdenken wollen.