Die Kaffeetasse auf dem Schreibtisch neben der Bibel, Tasse, Buch und Deko in Pastell-Tönen gehalten – so inszeniert sich Jasmin Neubauer auf Instagram. Die 28-Jährige nennt sich dort "Liebe zur Bibel", über 72.000 Menschen folgen ihrem Profil. Vor kurzem ist sie von Hamburg in die Nähe vom Schwarzwald gezogen. In ihrem "Liebe zur Bibel"-Online-Shop verkauft sie ihre eigene Bibel – "mit breitem Schreibrand" – sowie zahlreiche selbstgeschrieben Studien zu einzelnen Büchern der Bibel, pastellfarbene Bibel-Startersets, Bibelvers-Lernkarten für Kinder oder das Kinderbuch "Jesus und Gender".

"Ich glaube daran, dass die Bibel das von Gott inspirierte Wort Gottes ist. Sie ist wahr und zeitlos", heißt es in ihrer Selbstbeschreibung. "Ich möchte das weitergeben, was der Heilige Geist mich lehrt & mein Umfeld positiv beeinflussen."

Jasmin Neubauer und Jana Hochhalter

Über 69.000 Menschen folgen dem Instagram-Profil der 26-jährigen Jana Hochhalter, die sich dort Jana Highholder nennt. Von 2018 bis 2020 war sie als Youtuberin im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterwegs, angefangen hat sie als Poetry Slammerin und Buchautorin. Hochhalter lebt in Koblenz, ist Ärztin und arbeitet unter anderem in der Ästhetischen Medizin und in der Palliativmedizin. "Ich glaube, die beste und die wichtigste Entscheidung ist die, sein Leben mit Jesus zu verbringen", sagt sie in einem kürzlich auf Instagram veröffentlichen Video. 

Bibelstudieren mit Kaffeetasse bei liebezurbibel
Eine mit vielen Lesezeichen und Anmerkungen versehene Bibel auf dem Schreibtisch neben der Kaffeetasse (oder dem Kaffeeglas) und alles ist in Pastellfarben gehalten - ein sehr häufig wiederkehrendes Motiv auf dem Instagram-Profil von Jasmin Neubauer.

Beide Frauen haben auf Instagram deutlich mehr Follower als alle Mitglieder des evangelischen Content-Netzwerkes "Yeet", das vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) unterstützt wird. Seit März 2024 haben sie auch einen gemeinsamen Podcast unter dem Namen "Jana und Jasmin – In Zeiten wie diesen".

"Meines Wissens sind die beiden zumindest auf Instagram die christlichen Influencerinnen mit der größten Reichweite im deutschsprachigen Bereich", sagt Martin Fritz, wissenschaftlicher Referent bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin. Außerdem predigen sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz regelmäßig in freikirchlichen Gemeinden. "Ich würde Jana und Jasmin rechtsevangelikale Christfluencerinnen nennen", sagt Fritz.

Was macht den Erfolg der beiden Frauen aus? 

Der größte Teil ihrer Beiträge dreht sich um das große Themenfeld Liebe und Familie – um Dating, Sex, Ehe und die gesellschaftlichen Rollen von Frauen und Männern. Um Fragen, die alle jungen Menschen irgendwann beschäftigen. Zu jedem dieser Themen machen die Frauen klare und eindeutige Aussagen. "Warum Sex vor der Ehe dich zerstört", heißt es etwa in einem Post von Neubauer. "Such dir einen Mann aus, der deiner Unterordnung würdig ist", bei Hochhalter. 

Klare und eindeutige Antworten zu geben, ist der Anspruch der beiden Frauen. Hochhalter bringt es in ihrer Profilbeschreibung auf Instagram auf den Punkt: "Clarity in a world of confusion" (Klarheit in einer Welt der Verwirrung) steht dort. Im Einleitungstext zum Podcast heißt es: "In Zeiten wie diesen gibt es auf alle möglichen gesellschaftlich relevanten Fragen 1000 Antworten. Wir glauben, nur eine davon ist wahr." Die Grundlage für ihre Aussagen ist dabei immer die Bibel. 

"Dass die Bibel durchgängig wörtlich ausgelegt werden muss und dass sie in dieser Auslegung die höchste Autorität über das eigene Leben hat, sind zwei Grundmerkmale des Biblizismus", sagt Fritz. Die Fundamentalisten schrieben der Schrift darüber hinaus noch "Irrtumslosigkeit" in Sachfragen zu und nicht nur in religiösen Fragen.

"Was in der Bibel steht, ist dann absolute Vorgabe und hat absolute Gültigkeit – dem hat man sich unterzuordnen", sagt der Theologe.

Die in Deutschland allgemein verbreitete Lehrmeinung sei es dagegen, dass die Bibel historisch-kritisch auszulegen sei. Demnach müssen die Aussagen in den historischen Kontext ihrer Entstehung gesetzt werden und können nicht eins zu eins für die Gegenwart übernommen werden. 

Martin Fritz (EZW)
PD Dr. theol. Martin Fritz ist Theologe und wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.

Hochhalter und Neubauer berufen sich in ihren Posts immer wieder darauf, dass es auf alle aktuellen gesellschaftlichen Fragen nur eine richtige Antwort gibt. "Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann stehe ich dahinter. Dann ändere ich meine Werte nicht nach Lust und Laune, je nachdem, was gerade gut ankommt. Ist es überhaupt Glaube, wenn er nicht radikal ist?" fragt Neubauer in einem Post auf Instagram.

Eine Folge des Podcasts "Jana und Jasmin" trägt den Titel "Warum wir lieber Atheisten statt liberale Christen wären". "Ich glaube, wir werden alle gerichtet werden entsprechend dessen, was wir wussten und wie wir in Anbetracht dessen, worüber wir Offenbarung gehabt haben, entschieden haben zu leben", sagt Hochhalter dort. 

Klarheit, Ordnung, Wahrheit, Eindeutigkeit: Das sind Merkmale eines fundamentalistischen Weltbildes. "Das Erfolgsrezept des Fundamentalismus ist: Man ist davon überzeugt, dass man die Wahrheit auf seiner Seite hat", sagt Gert Pickel, Professor für Religions- und Kirchensoziologie am Institut für Praktische Theologie an der Universität Leipzig. "Und was will man dagegen haben? Das ist ja das Beste und Sicherste, was es gibt."

Klare Vorgaben zu Familienstrukturen oder Geschlechterrollen können für jüngere Menschen "sehr hilfreich sein", sagt der Soziologe

Immer mehr Menschen erleben heute ein Gefühl von Unsicherheit und Kontrollverlust. Gerade bei den großen beherrschenden Themen wie Klimawandel, Kriege oder Inflation haben viele Menschen das Gefühl, machtlos zu sein. Umso mehr sehnen sie sich nach klaren Vorgaben und Strukturen.

"Unsere Weltanschauung und unsere sozialen Normen, also die Überzeugung von dem, was sich gehört und was nicht, all das vermittelt uns ein Gefühl der Kontrolle", sagt die Psychologin Isabella Uhl-Hädicke von der Universität Salzburg im kürzlich in der ZEIT erschienen Artikel "Woher kommt die Wut?"

Hier bedienen Hochhalter und Neubauer also ein großes Bedürfnis: Gerade für jüngere Menschen können klare Vorgaben zu Familienstrukturen oder Geschlechterrollen "sehr, sehr hilfreich" sein, sagt Pickel. Wenn etwa klar ist, dass es nur zwei Geschlechter gibt und wie deren Rollenbeschreibungen aussehen, muss man sich nicht mehr mit Fragen dazu auseinandersetzen. "Gerade, wenn ich unsicher bin, ist das natürlich eine Möglichkeit, dieser Unsicherheit zu entfliehen."

Gert Pickel (Universität Leipzig)
Prof. Dr. Gert Pickel ist Professor für Religions- und Kirchensoziologie am Institut für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig.

Die Familie, der persönliche Nahbereich, sei das Wichtigste für Menschen, die dementsprechend religiös sind, sagt Pickel. Und Menschen mit einer fundamentalistischen religiösen Einstellung seien für ein relativ patriarchales Verständnis von Ehe, für die Vater-Mutter-Kind-Struktur, die als gottgegeben angesehen werde.

"Das ist eigentlich der Kern einer fundamentalistischen Religiosität in der Gegenwart. Gleichzeitig gibt es eine extrem starke Gegenwehr gegen Abtreibung, gegen andere Formen als Mann und Frau und natürlich auch andere Formen der Heirat."

Patriarchales Familienverständnis der Parteien

In den Parteiprogrammen finde sich ein solches patriarchales Familienverständnis heute fast nur noch bei rechtspopulistischen bis hin zu rechtsextremen Parteien, sagt der Soziologe und Politikwissenschaftler Pickel. "Sie vertreten ein ähnliches Bild wie die religiösen Fundamentalisten, aus einer völkischen Perspektive heraus." Die anderen, selbst konservativen, Parteien, hätten etwa mit dem Thema Homosexualität längst ihren Frieden gemacht. 

Durch diesen starken Fokus auf das Thema Familie und Geschlechter entstehe eine Nähe von religiösen Fundamentalisten zu rechten Parteien. Dass diese Parteien auch Dinge propagierten, die nicht unbedingt dem eigenen Glauben entsprächen, würden sie dabei in Kauf nehmen, sagt Pickel. Hauptsache, jemand setze ihre Vorstellungen in Bezug auf traditionelle Familien- und Geschlechterbilder um.

Als "Ketzer der Neuzeit" macht Leonard Jäger Youtube-Videos, in denen er queere Menschen lächerlich macht oder Ressentiments gegen Migranten verbreitet

Auch für Leonard Jäger, alias "Ketzer der Neuzeit", scheinen Menschen, die nicht in traditionelle Geschlechtervorstellungen passen, das größte Reizthema unserer Zeit zu sein. Der Mitte-20-jährige Berliner hat auf Instagram 170.000 Follower, auf Youtube sind es sogar 444.000. Sein Markenzeichen sind scheinbar harmlose Straßenumfragen, gerne bei LGBTQ- oder Antifa-Veranstaltungen, die er dann in provokanter Art und Weise kommentiert und zusammenschneidet, um zu polarisieren und Debatten zu diesen Themen immer wieder neu zu befeuern.

Seine Videos heißen etwa "Das absurde neue Selbstbestimmungsgesetz. Aber was halten andere Menschen von diesen wilden Trans-Gesetzen?", "Mannheim oder Sylt – Was war schlimmer?" oder "So landen wir in einer Klima-Diktatur". Jäger versucht darin meist einfache Antworten auf Fragen zu finden, die nicht mit einem Satz zu beantworten sind – offenbar mit dem Ziel, Menschen, die er als "Feministen", "Linke" oder "Klima-Aktivisten" bezeichnet, öffentlich bloßzustellen und ihre Anliegen abzuwerten.

Angefangen Videos zu drehen hatte Jäger während der Corona-Pandemie, die sich vor allem gegen die Impfung richteten, heute positioniert er sich gegen Migranten, stellt den Klimawandel in Frage und greift immer wieder das Thema Geschlechtsidentität auf. Alles Themen, die auch in rechten, verschwörungsideologischen Kreisen präsent sind.

Leonard Jäger und Jasmin Neubauer

Seit einigen Jahren sind er und Jasmin Neubauer befreundet. Durch sie hat er zum Christentum gefunden, wie sie gemeinsam im Frühjahr 2023 in mehreren Youtube-Videos ausführlich erzählen. Mittlerweile hat er sich taufen lassen, in seinem Instagram-Profil steht: "Ich bin Leo, ich bin Christ und ich mach mein Ding."

Bei seinen Straßenumfragen trägt er oft einen Pullover mit dem Bibelzitat "God created them male and female, Gen 5:2" (Gott schuf sie als Mann und Frau) und dem Slogan "Truth over pride" (Wahrheit über Stolz), den er neben weiteren Pullovern und T-Shirts mit der Aufschrift "Ketzer" in seinem Online-Shop verkauft. Gerade haben die beiden gemeinsam ein Label für "christliche Mode" gegründet.

Leonard Jäger alias "Ketzer der Neuzeit"
Leonard Jäger alias "Ketzer der Neuzeit" trägt in seinen Videos oft einen selbst entworfenen Pullover mit der Aufschrift "God created them male and female".

Aufsehen erregte die Zusammenarbeit von Leonard Jäger und Jasmin Neubauer besonders im Januar 2023, als Jäger ein Video über einen queeren Berliner Universitätsgottesdienst dreht und Jasmin in dem Video immer wieder zuschaltet, während sie Zitate aus der Bibel zum Thema Geschlecht und Sexualität vorliest: "Was wir sehen, ist, dass Gott ganz klar Mann und Frau geschaffen hat und auch noch einen Auftrag hat und gesagt hat, hey, seid fruchtbar und mehret euch. Und diese biologische Fortpflanzung funktioniert ausschließlich zwischen Mann und Frau. Das ist das, was die Bibel sagt." Ein christlicher Verlag kündigt daraufhin die Zusammenarbeit mit Neubauer. 

"Vermählung von Rechtspopulismus und evangelikalem Christentum"

In einem Video ein paar Monate später versichern sich Jäger und Neubauer gegenseitig, wie wichtig ihre "Arbeit" sei: "Danke, dass du das tust, was du tust und nicht, wenn Gegenwind kommt, sagst, wie die Fahne im Wind wechseln wir jetzt mal die Seiten", sagt Jäger. "Sondern dass du dich sogar wieder mit mir triffst." "Und ich wurde sogar gewarnt: ‚Mach’s nicht!‘", sagt Neubauer lachend. 

"Die beiden verkörpern sozusagen die Vermählung von Rechtspopulismus und evangelikalem Christentum", sagt der Theologe Fritz von der EZW. Das von den beiden propagierte Christentum sei "eine Form von reaktionärem, antimodernem Christentum, das eben auch einen scharfen Drive in Richtung Rechtspopulismus hat und deswegen demokratieschädlich ist. Aber Christentum ist es leider trotzdem, wenn auch ein anderes als das, was die meisten Kirchenmitglieder vertreten."

Zu viele Freiheiten und Wahlmöglichkeiten überfordern manche Menschen 

Immer wieder machen Jana Hochhalter und Jasmin Neubauer deutlich, dass die Freiheiten, die eine demokratische Gesellschaft jedem Einzelnen bietet, für sie kein Gewinn, sondern etwas Negatives sind. Hochhalter warnt in einem Video vom April:

"Es gibt in der heutigen Zeit keine größere Lüge als die, dass unsere Freiheit das höchste Gut ist und damit meine ich, dass wir frei sind zu tun und zu lassen, was wir wollen, dass wir sein können, wer wir wollen, dass wir schlafen können mit wem wir wollen, dass wir uns selbst kreieren und ausleben dürfen. (…) Diese Freiheit hinterlässt uns, wenn wir sie ausleben, mit komplett zerbrochenen Selbstbildern, mit zerbrochenen Herzen, die erstmal heilen müssen."

"Man hat heutzutage eben sehr viele Wahlmöglichkeiten", sagt der Soziologe Pickel. "Das bedeutet aber auch: Man muss eine Wahl treffen, niemand anderes übernimmt das für einen. Das ist genau das Problem, weil es auch ein Risiko beinhaltet. Die einen sehen eher die Wahlmöglichkeiten, die anderen eher das Risiko, dem man sich aussetzt und die Vielzahl an Möglichkeiten, etwas falsch zu machen."

Wie gefährlich sind diese radikalen Ansichten für eine Demokratie? 

"Es ist natürlich für eine Demokratie nicht besonders günstig, wenn wir eine größere Zahl an Fundamentalisten haben", sagt Pickel. Aufgrund des starken Fokus auf das traditionelle Familienbild wählten diese Menschen eher rechte oder rechtsextreme Parteien. Eine eventuelle Sorge um die Demokratie hielte sie davon nicht ab. 

"Momentan ist die Zahl der fundamentalistischen Personen in Deutschland eher eine kleinere. Gleichwohl ist es natürlich eine Gruppe, um die man sich Sorgen machen kann. Wir sehen ja, was passieren kann, wenn diese Gruppen größer werden, etwa in den USA. Dort haben wir mittlerweile knapp 25 Prozent, die eine solche Einstellung haben und genauso wählen." 

Ansätze der Landeskirchen

Wichtig sei, dass die Landeskirchen in ihren eigenen Reihen über Themen wie Familienmodelle oder Homosexualität diskutierten und nicht versuchten, diese Themen zu vermeiden, sagt der Religionssoziologe.

"Man muss dann als Kirche auch deutlich machen, warum man bestimmte Gruppen anerkennt, dass das etwas mit Nächstenliebe zu tun hat. Und dass das natürlich nicht bedeutet, dass jeder selbst homosexuell werden muss."

Man müsse auch sagen dürfen, ‚ich kann damit vielleicht persönlich nichts anfangen, aber jeder soll halt so leben wie er ist‘.  Wenn man das erreicht habe, sei man schon recht weit.

"Das ist die Schwierigkeit der Liberalen: Die Wahrheit ist kompliziert und natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen. Wenn man aber auf der anderen Seite einen quasi monolithischen Block hat, der sagt, ‚wir haben die eine Wahrheit und die sieht genau so und so aus‘, dann ist man relativ schnell im Nachteil als Liberaler", sagt Pickel. 

Jana Highholder und Jasmin Neubauer Podcast
„Such dir einen Mann aus, der deiner Unterordnung würdig ist“, sagt Jana Highholder in einer Folge des Podcasts "Jana und Jasmin".

Die EKD versucht mit der Plattform "Yeet" bereits, liberale evangelische Stimmen im digitalen Raum zu fördern und den fundamentalistischen entgegenzusetzen.

Der Versuch sei nicht schlecht, sagt der Theologe Fritz von der EZW, aber im Netz funktionierten die einfachen und radikaleren evangelikalen Botschaften leider immer noch besser. Fritz sieht den Religionsunterricht als einen Ort, wo man sich mit diesen Themen auseinandersetzen sollte. 

Entchristlichung der Gesellschaft?

In einem Post vom 2. September, einen Tag nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen mit hohen Wahlgewinnen für die AfD, veröffentlicht Jasmin Neubauer einen Post auf Instagram. "Warum Deutschland sich nach konservativ sehnt" lautet die Überschrift. "Menschen empfinden eine moralische Unsicherheit", heißt es dort. "Konservative werden oft mit der Förderung traditioneller Familienwerte und ethischer Prinzipien in Verbindung gebracht." "In Zeiten des Wandels und der Unsicherheit sehnen sich Menschen nach etwas Beständigem." "Viele Menschen empfinden den Verlust christlicher Traditionen als einen Bruch mit der kulturellen Identität. Was in Deutschland momentan passiert: ‚Entchristlichung der Gesellschaft‘." "Der Mensch sehnt sich nach Erlösung, nach Frieden und göttlicher Ordnung." "Deutschland braucht in erster Linie keine Rückbesinnung auf christliche Werte, es braucht eine Rückbesinnung auf Christus."

In den Kommentaren dazu entbrennt eine Diskussion darüber, ob dieser Post zu diesem Zeitpunkt ein Aufruf zur Wahl der AfD sei. Viele Kommentatoren sind der Meinung, die AfD sei die einzige Partei, die diesen Anspruch noch erfülle.

Anmerkung der Redaktion: Anfragen unserer Redaktion an Jasmin Neubauer, Jana Hochhalter und Leonard Jäger blieben unbeantwortet.

Kommentare

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Florian Meier am Mi, 30.10.2024 - 05:23 Link

Man kann schon ein eher autoritäres und traditionelles Bibelverständnis eher der rechten Hälfte (worunter auch der Konservatismus fällt) nicht unbedingt der rechtsextremen (die Gewalt und völkisches Denken beinhalten würde) zuordnen. Die Frage ist, was das aus kirchlicher und christlicher Sicht bringen soll. Natürlich darf man darauf hinweisen, wenn christliche Symbolik und Sprache für politischen Extremismus als Fasade und Rechtfertigung missbraucht wird. Dafür gibt es durchaus Beispiele. Hier scheinen mir die Belege aber eher dünn zu sein. Getrennt davon kann man auch sogenannte bibeltreue Lesarten der Bibel kritisieren ohne auf politische Kategorien auszuweichen und rein aus den historischen Fakten, literarischen Wissen und Glaubensprinzipien argumentieren in Erkenntnis auch der eigenen Fehlbarkeit. Da muss man auch nicht immer mit Polemik sparen, denn die bekommt man umgekehrt auch serviert. Trotzdem ist es hilfreich erst einmal offen hinzu hören, denn viele aus dieser Fraktion haben durchaus bisweilen eine gute Kenntnis der biblischen Texte (da kann man etwas lernen) und individuelles Glaubensleben zu delegitimieren ist schwierig, denn ich war weder bei jedem ihrer Gebete dabei noch bei ihrer Sozialisation. Auf Widersprüche im Gottesbild und logische Brüche darf man aber schon hinweisen, wenn es der Erkenntnis dient.

Magnolie am Di, 29.10.2024 - 20:59 Link

Einiges, was Jana von sich gibt, z. B. den Satz mit der Unterordnung, finde ich befremdlich. Man muss die Bibel im Kontext Ihrer Zeit interpretieren und da erschließt sich für mich eindeutig, dass Jesus bestrebt war, den Frauen mehr Rechte einzuräumen als zu der damaligen Zeit üblich. Jesus hat die Frauen erhöht und nicht erniedrigt. Übertragen in die heutige Zeit kann ich mir nicht vorstellen, dass Jesus sagen würde, liebe Frauen, ihr seid nur für KKK zuständig und ordnet Euch mal hübsch Euren Männern unter. Bezeichnender Weise stammen die Äußerungen von der Unterordnung vom Apostel Paulus und nicht von Jesus selbst.
Trotzdem finde ich es nicht gut aufgrund einiger Diskrepanzen die beiden Frauen ins schlechte Licht zu rücken und als rechts zu bezeichnen. Die beiden werden gewissermaßen aufgrund Ihres Bibelverständnisses an den Pranger gestellt. Die beiden Frauen versuchen, das Wort Gottes zu verkündigen. Wieso sind beim Sonntagsblatt konsequent alle biblischen Inhalte hinter einer Paywall versteckt, währenddessen die Posts Jana und Jasmin niedrigschwellig für alle zugängig sind? Inwieweit geht es der evangelischen Kirche noch um die Verbreitung christlicher Inhalte? Und wenn es darum offentsichtlich nicht mehr geht, um was geht es dann ?

AndyA am So, 27.10.2024 - 21:05 Link

Hab erst durch diese "rechten" Influencerinnen erfahren daß es das Sonntagsblatt gibt. Ich war früher mal in der evangelischen Kirche. Aber diese "toten" leb - und lieblosen Gottesdienste die ich in um unserer Nähe erlebt habe, haben mich absolut nicht abgeholt (sagt man heutzutage glaube ich). Dabei hätte ich es echt gebraucht. GOTT sei Dank bin ich samt Ehefrau und Kindern heute in einer Freikirchlichen Gemeinde. Wir sind sehr offen doch Bibeltreu. Mit der Hilfe und den Gebeten meiner Geschwister haben wir lebendigen Glauben erfahren. Halleluja! Jesus lebt! Möge der Herr euch segnen und wieder auf den richtigen Weg führen. Das Wort Gottes gilt in Ewigkeit. Amen

Kind Jesu am So, 27.10.2024 - 16:24 Link

Schmähungen von Bibeltreuen Christen.

Die Amtskirchen und ihre Begleitmedien flippen wohl zusehends aus und veröffentlicht eine „Schmähschrift“ gegen Bibeltreue und somit aus meiner festen Überzeugung auch gegen das Wort Gottes. Der Artikel ist in typischer Zeitgeist-Manier verfasst und den Rahmen dazu bilden 2 christliche Influencerinnen mit Bekenntnis zur Bibeltreue.

Hieraus modelliert die Autorin eine Art 'psychologisches Gutachten', um bibeltreuen Christen 'Rückständigkeit' und 'Demokratiefeindlichkeit' anzudichten.
Garniert wird das „Pamphlet“ von Experten u. Theologen, die die etwaige Gefährlichkeit der Bibeltreue untermauern, mit der Allzweckwaffe "Rechtsradikal" künftig womöglich auch weiter geframt.

Dazu fällt mir folgender Vers aus 2. Tim 4,3-4 ein, der sehr gut zu dieser „Schmähschrift“ passt

"Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden".

PeterG am So, 27.10.2024 - 14:19 Link

Ok, wer nicht historisch-kritisch arbeitet, ist ein Fundamentalist. Der weitaus größte Teil der Christen sind das.
Wer konservative Werte vertritt, wie es die Lutheraner früher auch taten, ist rechts. Ich habe im Artikel keine Begründung dafür gefunden.
Die deutschen Kirchen sind mit ihrer Theologie eine unbedeutende Randerscheinung auf dieser Welt. Sie vertritt ihre Meinung fundamentalistisch, zeigt z. T. ein postkolonnialistisches Herrschaftsverhalten über andere Menschen.

Ingrid Müller am So, 27.10.2024 - 07:42 Link

Es ist schon rechts wenn ich sage es gibt Mann und Frau.
Es ist schon rechts gegen Abtreibung zu sein.
Es ist schon rechts eine Bibel mit Schreibrand zu haben.
Man kann einiges kritisch sein ,Aber die Kirche ist eben in Mission und Evangelisation nicht präsent.
Sie geht mit dem Zeitgeist und sagt nicht wir als gläubige Christen glauben an den Jesus der für alle gestorben, gekreuzigt und auferstanden ist und unsere Schuld getilgt hat.Das halten wir dich für die Wahrheit.

simius am So, 27.10.2024 - 00:20 Link

Der Artikel ist mir doch zu seicht und enthält zu viel Geraune. Die beiden Damen berufen sich auf die Bibel? Wie können sie nur! Auch könnte man auch mehr darauf eingehen, woran es wohl liegt, dass Yeet wenig erfolgreich ist bzw. warum liberale Christen nicht mehr durchdringen und was sie gedenken dagegen zu tun. So wird nur eine Kontaktschuld postuliert und die allseits beliebte Demokratiegefährdung bemüht. Eine Info und Anmerkung zum obigen Kommentar: Mit der Einstufung des Hasen als Wiederkäuer gibt die Bibel in anschaulicher und allgemein verständlicher Weise die vom Hasen praktizierte Caecotrophie (Wiederaufnahme eines bestimmten Kots) wieder. Insofern ist sie zwar in der zoologischen Systematik nicht korrekt, aber doch sehr exakt.

ute28 am Sa, 26.10.2024 - 10:42 Link

Dieser Artikel zeigt einmal mehr, das die Kirche in Deutschland komplett unbedeutend geworden ist. Schon die Überschrift „… unter dem Deckmantel der Religion…“ ist ungeheuerlich. Und die Verfasser merken noch nicht einmal wie verwaschen dieser Artikel ist. Das „ die Bibel durchgängig wörtlich ausgelegt werden muss….“ haben die 2 Frauen um die es im Artikel geht, nie behaupten. Wer die Bibel wirklich liest, erkennt wann etwas wörtlich gemeint ist und wann nicht. Es werden hier an mehreren Stellen Jasmin Neubauer und Jana Hochhaalter einfach in die rechte Ecke gestellt, in der sie nicht stehen. Das ist das eigentlich Schlimme ! Das passiert zunehmend in Deutschland. Das nennt man glaube ich, Framing.
Als Grund dafür sehe ich auch, dass die Kirche schon seit langem das Evangelium nicht mehr klar verkündigt, es werden nur die Bibelstellen (oder es wird nur über diese Stellen gepredigt) ernst genommen, die in ein gesellschaftliches Gottesbild passen. Das geht nicht! Die Autoren des Artikels scheinen den Zusammenhang nicht zu erkennen, den es in dem gesamten kulturellen Verfall unserer Gesellschaft, unseren politischen Problemen, wirtschaftlichen Problemen, Umgang etc. und dem Verfall der christlichen Werte gibt! Wir haben uns soweit von unseren christlichen Wurzeln entfernt, wir sind uns gar nicht mehr bewusst, was darauf alles aufgebaut hat, das wir es so leicht hingeben und mit dem woken Zeitgeist mitgehen, als Kirche, als Christen. Und diese 2 Frauen sind umgekehrt und weisen hin auf Jesus, der ja damals auch als zu radikal empfunden wurde. Eine Entscheidung treffen heißt immer, dass ich dafür etwas anderes lassen muss,( ist insofern radikal) die Kirche heute will auf mehreren Gleisen fahren, mehreren Herren dienen um den Preis des Glaubens! Steht ja alles schon in der Bibel….
Und dann wird so ein Artikel in einer sich evangelisch nennende Zeitung gedruckt….das macht mich traurig und ich bin einmal mehr enttäuscht von der evangelischen Kirche in Deutschland!!

Nachfolger am Sa, 26.10.2024 - 00:48 Link

Es ist jetzt wohl leider schon so, dass man sich von seiner Kirche als fundamental, rechtsradikal und demokratiefeindlich bezeichnen lassen muss, weil man an Jesus und der Lehre der Bibel glaubt. Ich fühle mich bei solchen Aussagen verletzt - weil ich so nicht bin. Vielleicht sollten die erwähnten Personen die Begrifflichkeiten bzw. Beschuldigungen in ihrer Tiefe mal überdenken.
Ich glaube vielmehr diese Kirche will nichts mehr mit dem Evangelium zu tun haben.
Wahrscheinlich ist auch die Auferstehung und Jungfrauengeburt nur noch was für Zurückgebliebene und Dumme. Früher haben wir gesungen „ sei ein lebendiger Fisch, schwimme doch gegen den Strom…“ Heute schwimmt die Kirche mit dem Strom. Ich habe keinen Zweifel daran - die Kirche schafft sich ab ( oder Gott schafft diese ab) - weil sie eine Schande ist.

Florian Meier am Fr, 01.11.2024 - 12:19 Link

Dieser Zeitungsartikel ist nicht "die Kirche". Auch wenn ich bei weitem nicht alles super finde, was Kirchenmitglieder auch in höheren Positionen sagen und tun, so erlebe ich die Kirche doch vielgestaltig, denn viele Generationen und Individuen kommen noch immer trotz Schrumpfung dort zusammen mit durchaus unterschiedlichen Perspektiven. Für den Artikel ist zunächst einmal die Autorin und die Redaktion verantwortlich. Ich finde auch nicht, dass die Kirche eine Schande ist. Das geht mir viel zu weit genauso wie ich diesen Artikel in seinen Schlußfolgerungen zu weitreichend halte und nicht besonders gelungen. Seltsam finde ich dieses Ausspielen von Bibel versus Kirche als käme das Christentum jeweils ohne das andere aus. Weder ist die Bibel für Christen einfach irgendein beliebiges veraltetes Buch, was vorallem entschärft, gegendert und uminterpretiert werden muss noch können Christen ohne Gemeinschaft (der Kern evangelischen Kirchenverständnisses) wirklich Christen sein und das ist immer mit Konflikten und Meinungsverschiedenheiten verbunden. Einen sollte uns die Suche nach Erkenntnis, Wahrheiten und Gott dennoch. Beidseitig ist mir zuviel Mißachtung und Häme und Rechthaberei im Spiel. Dabei ermahnen uns Kirchenmusik und Schriften zur Bescheidenheit. Man denke etwa an das dieser Tage oft intonierte "Komm in unsere stolze Welt" oder Paul Gerhards etwas ironische Dichtung "der Herr allein ist König ich eine welke Blum" aus "Du meine Seele singe". Deftiger Streit ist zumindest ein Hinweis, dass die Christenheit noch nicht tot oder in Sicherheit entschlafen ist. Das ist immerhin etwas.

Florian Meier am Fr, 01.11.2024 - 12:27 Link

Dieser Zeitungsartikel ist nicht "die Kirche". Auch wenn ich bei weitem nicht alles super finde, was Kirchenmitglieder auch in höheren Positionen sagen und tun, so erlebe ich die Kirche doch vielgestaltig, denn viele Generationen und Individuen kommen noch immer trotz Schrumpfung dort zusammen mit durchaus unterschiedlichen Perspektiven. Für den Artikel ist zunächst einmal die Autorin und die Redaktion verantwortlich. Ich finde auch nicht, dass die Kirche eine Schande ist. Das geht mir viel zu weit genauso wie ich diesen Artikel in seinen Schlußfolgerungen zu weitreichend halte und nicht besonders gelungen. Seltsam finde ich dieses Ausspielen von Bibel versus Kirche als käme das Christentum jeweils ohne das andere aus. Weder ist die Bibel für Christen einfach irgendein beliebiges veraltetes Buch, was vorallem entschärft, gegendert und uminterpretiert werden muss noch können Christen ohne Gemeinschaft (der Kern evangelischen Kirchenverständnisses) wirklich Christen sein und das ist immer mit Konflikten und Meinungsverschiedenheiten verbunden. Einen sollte uns die Suche nach Erkenntnis, Wahrheiten und Gott dennoch. Beidseitig ist mir zuviel Mißachtung und Häme und Rechthaberei im Spiel. Dabei ermahnen uns Kirchenmusik und Schriften zur Bescheidenheit. Man denke etwa an das dieser Tage oft intonierte "Komm in unsere stolze Welt" oder Paul Gerhards etwas ironische Dichtung "der Herr allein ist König ich eine welke Blum" aus "Du meine Seele singe". Deftiger Streit ist zumindest ein Hinweis, dass die Christenheit noch nicht tot oder in Sicherheit entschlafen ist. Das ist immerhin etwas.

Wilfried Knorr am Mi, 23.10.2024 - 16:19 Link

Im vierten Buch Mose steht bei den Speisevorschriften, dass der Hase ein Wiederkäuer ist-wenn jemand also die Bibel wörtlich nimmt, hat er einen Konflikt mit der Biologie. Und sage niemand auf dieses Argument, dass es sich in der Bibel um einen anderen Hasen handelt, als um den, den wir heute kennen-denn dann gäbe es womöglich Evolution und die Schöpfungserzählung ist falsch.
Ich nehme die Bibel lieber ernst, statt wörtlich.