Donald Trump trat bei den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024 zum dritten Mal an: 2016 gewann er für die Republikaner gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton. 2020 unterlag er dem demokratischen Herausforderer Joe Biden.
Ähnlich schillernd wie seine politischen Ansichten sind auch seine religiösen. Für einen ehemaligen US-Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten völlig ungewöhnlich, hat Trump keine Kirchengemeinde, der er sich zugehörig fühlt. Trump wurde als Kind in der protestantischen Presbyterianischen Kirche konfirmiert. Im Oktober 2020 erklärte er jedoch, dass er sich inzwischen als "nicht konfessionsgebundenen Christen" sehe.
Seine Eltern hätten ihm von klein auf beigebracht, wie wichtig Glaube und Gebet seien, fuhr er vage fort. Während der Corona-Pandemie habe er wie Millionen von Amerikaner*innen an mehreren virtuellen Gottesdiensten teilgenommen.
Trump glaubt an Kraft des positiven Denkens
Der presbyterianische Pastor und Autor Norman Vincent Peale (1898-1993) soll laut seinem Biografen Michael D'Antonio einen gewissen Einfluss auf den jungen Donald Trump gehabt haben. Die Familie Trump besuchte dessen Gottesdienste in der Marble Collegiate Church in Manhattan häufiger, so seine Nichte Mary (die ihren Onkel heute politisch bekämpft).
Pastor Peale setzte auf eine uramerikanische Philosophie: die Kraft des positiven Denkens. So lautete auch der Titel seines Bestsellers, den er 1952 veröffentlichte. Mit Selbstvertrauen und positivem Denken, so die einfache Botschaft, lasse sich jedes Hindernis überwinden: "Ich weiß, dass ich mit Gottes Hilfe sogar Staubsauger verkaufen kann".
Mary Trump wiederum zitiert in ihrem Buch "Too much and never enough: How my family made the most dangerous man in the world" Donalds Schwester Maryanne mit den Worten: "Das einzige Mal, dass Donald in die Kirche ging, war, wenn Kameras da waren." Nach Peales Tod soll Trumps Interesse an der Kirche rapide abgenommen haben.
Seine eigenen religiösen Ansichten sind daher schwer zu bestimmen und scheinen eher zufällig zu sein. So soll er trotz seiner protestantischen Prägung ein Faible für die Katholik*innen Mutter Teresa von Kalkutta und Papst Johannes Paul II. haben.
Strategischer Einsatz von Religion
Weniger schwer zu ermitteln ist sein strategischer Umgang mit Religion, sowohl politisch als auch geschäftlich. Obwohl sein eigener Lebenswandel (unter anderem betrog er seine damals schwangere Ehefrau mit der Porno-Darstellerin Stormy Daniels) kaum dem Idealbild konservativer evangelikaler Christ*innen entspricht, halten diese ihn teilweise für eine Art Heilsbringer. Die Religionswissenschaftlerin Dorothea Lüddeckens sagte, sie sähen in ihm "ein Instrument Gottes".
Auch bei katholischen Wähler*innen kommt Trump durchaus an. Beide, Evangelikale wie Katholik*innen, schätzen seine klare Positionierung gegen das Recht auf Abtreibung. Was der Katholischen Kirche allerdings weniger zusagt, sind Trumps Aussagen über Migrant*innen und Muslim*innen. Tatsächlich wollte ihn auch die Presbyterianische Kirche 2015 genau deswegen ausschließen – und stellte dann fest, dass Trump gar kein Mitglied (mehr) war.
Auch Geld lässt sich mit Religion verdienen. Trump verkauft seit Ostern 2024 seine eigene Bibel. Diese kostet stolze 60 US-Dollar und hört auf den klangvollen Namen "God Bless the USA"-Bibel. Sie erscheint nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem Country-Musiker Lee Greenwood, dessen Hit "God Bless the USA" auf jeder Wahlkampfveranstaltung Trumps gespielt wird.
In einer Videobotschaft, in der er für seine Bibel wirbt, betont Trump, dass das Christentum und die Religion das seien, was den USA am meisten fehle. Amerika habe "die Religion verloren" - er glaube fest daran, dass der Glaube den Menschen zurückgegeben werden müsse. Jeder Amerikaner müsse eine Bibel zu Hause haben. "Und ich habe viele, es ist mein Lieblingsbuch", sagte Trump. Tatsächlich sammelt der Ex-Präsident Bibeln.
Wenig überraschend ist seine Interpretation des Christentums die eines apokalyptischen Kulturkämpfers: Christliche Werte, auf denen die USA gegründet worden seien, würden angegriffen wie nie zuvor, Christen würden "belagert" - dagegen gelte es, Widerstand zu leisten.
Rücksichtslose Inszenierung
Trumps widersprüchliches Verhältnis zu Religion und Glauben lässt sich vielleicht am besten mit einer Anekdote illustrieren. Im Juni 2020, auf dem Höhepunkt der Proteste gegen die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch weiße Polizisten, ließ sich der damalige US-Präsident bei einer Demonstration in Washington fotografieren.
Er hielt eine Bibel in der Hand, stand vor einer Kirche und einer Statue von Papst Johannes Paul II. Um das Foto zu ermöglichen, mussten friedliche Demonstranten vor dem Weißen Haus mit Tränengas vertrieben werden. Bei Kirchenvertreter*innen kam diese Inszenierung gar nicht gut an. Der Hauptvorwurf: Trump benutze die Kirche nur "als Kulisse". Lassen wir das mal so stehen.
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