Vom 11. bis 15. Mai zittern Hobbygärtner*innen jedes Jahr: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie stehen im Kalender – besser bekannt als die Eisheiligen. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Um einen reinen Mythos handelt es sich jedenfalls nicht: Meteorolog*innen sprechen von einer Singularität und meinen damit eine Witterungslage, die statistisch gesehen häufig auftritt.
Langjährige Messreihen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) belegen: In knapp 40 Prozent der Jahre sinken die Früh‑Maitemperaturen tatsächlich auf etwa 10 °C oder darunter. Kalte Polarluft strömt nach Mitteleuropa, nachts droht Bodenfrost.
Übrigens gibt es regionale Unterschiede: In Norddeutschland gehen die Eisheiligen vom 11. bis 13. Mai (Mamertus, Pankratius und Servatius). Im Süden und Südosten Deutschlands kommen noch der 14. (Bonifatius) und der 15. Mai (kalte Sofie) hinzu, dafür zählt der 11. (Mamertus) hier nicht dazu.
Historischer Hintergrund und Klimawandel
Das Phänomen ist seit dem Mittelalter dokumentiert. Damals konnten Spätfröste die gesamte Ernte vernichten – sicherlich ein guter Grund, die Heiligen als himmlische Schutzpatrone anzurufen. Mit der Kleinen Eiszeit (15.–19. Jahrhundert) häuften sich Kälterückschläge, die dem Volksglauben zusätzlich Nahrung gaben.
Und der Klimawandel? Seit den 90er‑Jahren werden Spätfroste seltener und milder, weil die Vegetationsperiode früher beginnt. Trotzdem registriert der DWD weiterhin ein‑ bis zweimal Bodenfrost im Mai in der Mehrheit der Jahre. Die Eisheiligen sterben also nicht aus – sie werden nur launischer.
Prognose 2025: Trend zu milder, aber turbulenter Witterung
Seriöse Langfristprognosen sind schwierig; aktuelle Modelle deuten für 2025 jedoch auf ein wechselhaftes Muster: milde Tage um 18–22 °C, gefolgt von kurzen, markanten Kaltluftschüben.
Der populäre Hundertjährige Kalender erwartet sogar ein schnelles Temperaturgefälle – von frühsommerlich auf Einstelliges. Verlässliche Frostwarnungen wird es aber erst Anfang Mai geben.
Doch selbst wenn 2025 keine rekordtiefen Werte bringt: Extreme Wetterlagen nehmen zu. Klimaforschende raten daher, sich nicht allein auf die Eisheiligen zu verlassen, sondern den gesamten Mai im Blick zu behalten.
Die Eisheiligen bleiben also ein wetter-klimatisches Mini‑Drama: mal harmlos, mal zerstörerisch. Wer Gemüse und Zierpflanzen liebt, tut jedenfalls gut daran, die alten und kühlen Heiligen ernst zu nehmen – und die Wetter‑App mindestens bis Mitte Mai mehrmals täglich zu konsultieren.
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Der Hundertjährige Kalender…
Der Hundertjährige Kalender ist Esotherikmüll und hat mit seriöser Wettervorhersage nichts zu tun.