"Das Schönste im Leben ist die Liebe."
Von welchem deutschen Politiker stammt wohl dieses schöne Zitat? Nein, es ist ausnahmsweise nicht Robert Habeck. Sondern: Der Bundeskanzler Olaf Scholz. Nein, das ist kein Scherz.
In welchem Kontext könnte der oft als Scholz-O-Mat verspottete, spröde Kanzler so eine romantische Aussage treffen? Nun, er hat es im Zusammenhang mit der vieldiskutierten Hochzeit von Christian Lindner gesagt. Bei einem Bürger*innendialog war er gefragt worden, ob diese angesichts der krisenhaften Lage nicht unangebracht sei.
Viele Christ*innen empört über Lindner
Unangebracht fanden die Hochzeit tatsächlich viele. Neben dem Aspekt, dass sie viel Geld gekostet haben wird, spielte dabei auch die Tatsache eine Rolle, dass sie in einer Kirche stattfand. Aufgeregt hat das: Vor allem Christ*innen. Denn weder der Finanzminister noch seine Ehefrau sind Kirchenmitglieder.
Unerhört, sagen nun viele. Wer in der Kirche heiraten will, muss auch Kirchensteuern zahlen. Man sieht schon an diesem Argument, dass es sich nicht um klassische FDP-Wähler*innen handelt, die sich hier empören. Oder zugespitzt: Was erwartet man denn von einem Liberalen, wenn nicht, dass er gemeinschaftliche Leistungen in Anspruch nimmt, aber sich weigert, die entsprechenden Steuern zu zahlen?
Lasst ihn doch heiraten
Doch Spaß beiseite. Die Politik Lindners kann und soll man kritisieren, seine Hochzeit bitte nicht. Seine Frau und er haben sich für eine kirchliche Trauung entschieden. Die Pfarrerin vor Ort hat sich mit ihnen unterhalten und offenbar keine Bedenken gehabt. Spekulationen über die wahren Motive verbitten sich eigentlich.
Und selbst wenn Herr Lindner hauptsächlich deshalb in einer Kirche heiraten möchte, weil das eben ein bürgerlicher Brauch ist – na und? Ich war schon bei vielen kirchlichen Hochzeiten, wo das Brautpaar zwar aus Kirchenmitgliedern bestand, aber nicht durch intensives Interesse am christlichen Glauben aufgefallen ist.
Gott verlangt keine Beweise
Das ist ja auch gar nicht der Punkt. Gott verlangt doch keinen Beweis dafür, dass jemand ein*e gut*e Christ*in ist, um eine Liebesverbindung zu segnen. Solche Forderungen nach Strenge und grundsätzlichem Misstrauen kennt man aus dem Neuen Testament, sie stammen meistens von den guten, alten Pharisäern.
In diesem Sinne: Lasst den Lindner doch heiraten, wo er mag. Als ob es der Kirche irgendeinen Schaden zufügen würde, wenn Menschen sich das Ja-Wort in ihren heiligen Hallen geben wollen.
Oder, um nochmal den Kanzler zu zitieren:
"Wenn zwei sich finden und heiraten wollen, sollte man ihnen nicht allzu viel reinreden."
Amen.