Endlich kann in den Kirchengemeinden wieder richtig Konfirmation gefeiert werden. Worauf Eltern und Jugendliche achten sollten bei der Konfirmation, erklärt Tobias Bernhard. Der Diakon arbeitet in der evangelischen Servicestelle für Konfi-Arbeit "Konfi-Lab" in Nürnberg. Sein wichtigster Tipp lautet: "Entspannt bleiben und sich freuen".

Wie wird die Konfirmation 2022? Können Gemeinden und Familien wieder feiern wie vor der Pandemie?

Tobias Bernhard: Es läuft alles wieder relativ normal. Die Kirchen können wieder besetzt werden, die Familien können zum Feiern in die Lokale gehen oder in den eigenen Garten. - Aber wir haben immer mehr Anfragen von Jugendlichen, bei denen deutlich wird, dass die Pandemie doch Auswirkungen hatte. Denn vieles in der Konfi-Arbeit konnte in diesem Jahr nicht stattfinden. Selbst im Frühjahr sind viele Konfi-Freizeiten ausgefallen, und damit fehlten auch gruppenpädagogische Momente. Es gibt einzelne Jugendliche, die nicht richtig in der Konfigruppe integriert sind. Das Ziel der Konfirmation muss sein, dass die Feier der richtige Moment für die Jugendlichen ist – mit dem passenden Ort und den richtigen Leuten.

Konfirmation 2022: Der Knigge für Eltern und Jugendliche


Ihr Tipp an die Konfirmandinnen und Konfirmanden?

Bernhard: Ich würde sagen: Lachen, fröhlich sein und die Feste so gut und groß feiern. Jetzt ist die Zeit, wo wir wirklich feiern und genießen können, was wir lange nicht hatten. Es gibt viele Familien, die sich lange nicht gesehen haben. Die Konfirmation ist ein wunderbarer Anlass, um zusammenzukommen.

Was können die Eltern tun für ein gelingendes Fest?

Bernhard: Sie sollten die Jugendlichen lassen. Es gibt ja so Momente, wo dann die Oma kommt und sagt "Ach Mensch, Kind, du hast ja gar nichts auswendig gelernt". Die Zeiten in den letzten Jahren waren durch die Pandemie bestimmt, manches hat sich verschoben, und das ist aber auch an vielen Stellen gut gewesen. Jetzt geht es darum, das gut abzuschließen. Jetzt stehen die Jugendlichen in der ersten Reihe. Um die geht es und nicht darum, alte Sachen aufzuarbeiten oder besser zu machen. Die Jugendlichen sind super, so wie sie sind. Das ist die Zusage, die Gott ihnen gibt. Und das ist das Ja, das sie laut aussprechen.

Immer wieder wird über Geschenke diskutiert. Gibt es hier eine Empfehlung?

Bernhard: Finden Sie das Passende. (lacht) Das ist schwierig bei 14-Jährigen. Wir wissen aus Studien und den Rückmeldungen von Jugendlichen, dass Geschenke gar nicht so sehr im Fokus stehen, sondern tatsächlich der Segen und die Familie. Also meine Empfehlung wäre es, lieber Zeit zu schenken und die Zeit auch gut zu nutzen - mit der Familie und für den Gottesdienst. Als jetzt zu sagen, da müssen die großen Geschenke her. Das freut Jugendliche auch, aber es ist gar nicht die Hauptsache, um die es geht.

Was tun gegen Nervosität und Aufregung?

Bernhard: Na, Gott sei Dank sind die Jugendlichen aufgeregt, würde ich sagen, weil das zeigt, dass die Konfirmation etwas Besonderes ist. Oft hilft es, sich vorher noch mal mit den Freundinnen und Freunden zu treffen und sich zu freuen, dass man in einer Gemeinschaft unterwegs ist und diesen Gottesdienst feiern kann. Und dann tief durchatmen. Ein Lachen schenken. Und dann wird es schon gut. Es ist ein Gottesdienst, kein Bühnenauftritt.

Filmen und Fotografien im Gottesdienst – was sagen Sie dazu?

Bernhard: Das regeln die Kolleginnen und Kollegen selbst. Es gibt diesen schönen Spruch "Der Segen lässt sich nicht auf Zelluloid bannen und auch nicht auf dem Smartphone oder der Speicherkarte". Es spricht nichts gegen Familienfotos und Fotos an dem Altar nach dem Gottesdienst. Den Gottesdienst sollte man genießen und sich nicht mit der Kamera beschäftigen. Die meisten Kolleginnen und Kollegen engagieren professionelle Fotografen, die sich darum kümmern.

Tobias Bernhard
Diakon Tobias Bernhard

Konfirmation 2022 - Wie geht es weiter

Wie wird der Gottesdienst trotz Corona-Pandemie gefeiert?

Bernhard: Da gibt es auch noch Unsicherheit: Oft kommt die ganze Familie inklusive der Großeltern zusammen. Die Kirchen sind eng bestuhlt und werden eng besetzt. Hier muss jeder das Richtige für sich finden. In der Kirche geht es um Rücksichtnahme und es ist richtig, wenn an vielen Stellen noch Maske getragen wird. Trotzdem kann es gut werden, wenn man sich entspannt zurücklehnt und Gottesdienst und Familie genießt und diesen Moment wirken lässt. Ganz egal, ob ich jetzt die Maske beim Singen aufhabe oder nicht.

Wie können die Konfis nach dem großen Fest am Gemeindeleben teilnehmen?

Bernhard: Es gibt viele gute Angebote nach der Konfirmation. Meine Empfehlung an die Konfis wäre: Nutzt die Chance, wieder auf Freizeiten zu fahren, mit der Gruppe am Lagerfeuer zu sitzen, raus zu sein, unabhängig von Eltern, Europa zu entdecken. Das ist doch gerade so nötig! Und da gibt es so viele gute Angebote. Konfirmation ist kein Endpunkt. Und die Kirchengemeinde freut sich über jede neue Begegnung, egal ob jemand 15, 16 oder 60 Jahre alt ist.

Für all die, denen die Konfirmation noch bevorsteht: Warum sollte sich ein Jugendlicher heute konfirmieren lassen?

Bernhard: Ich erlebe bei vielen Jugendlichen, dass die Konfirmation tatsächlich eine ganz besondere Zeit ist, wo ich rauskomme aus der Schule, raus auch aus meinem Elternhaus und aus dem Freundeskreis, den ich so habe. Ich habe die Chance, Neues kennenzulernen, andere Menschen kennenzulernen, ich habe Zeit für Themen, die weder die Schule behandeln und die ich auch nicht mit meinen Eltern diskutieren möchte, da passieren coole Dinge und die machen richtig Spaß. Die haben nichts mit Unterricht zu tun, sondern damit, dass wir uns auseinandersetzen mit den Fragen, die für unser Leben relevant sind.

Die Fach- und Servicestelle für Konfi-Arbeit der evangelischen Kirche in Bayern

Die Fachstelle Konfirmation vesteht sich als Dienstleisterin, Trendscout und Impulsgeberin in der Konfi-Arbeit in Bayern. Sie unterstützt Gemeinden und Dekanatsbezirke in der konzeptionellen Entwicklung des Arbeitsfeldes u.a. bei der Arbeit mit Teamer*innen, Kooperationen mit Schulen oder an der Schnittstelle zur evangelischen Jugendarbeit. Sie bietet unterschiedliche Formate und Kurse in der Aus-und Fortbildung von Ehren- und Hauptamtlichen an. Sie nimmt Entwicklungen wahr, entwickelt und erprobt neue analoge und digitale Methoden und Konzepte und berät Gemeinden und Dekanatsbezirke bei deren Umsetzung.

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