Immer wieder kommen seit vielen Jahren der Nürnberger Rezitator und Autor Michael Herrschel sowie die Fürther Organistin, Pianistin und Kirchenmusikdirektorin Sirka Schwartz-Uppendieck zu Projekten in Kirchen zusammen. Das eigentlich mit romantischer Musik von Komponistinnen in der Fürther Auferstehungskirche geplante Konzert wird nun aber bald online ausgestrahlt. Bereits auf seinem YouTube-Kanal zu finden sind drei Videos des jungen Fürther Filmemachers Lukas Miller, den die Gemeinde St. Paul engagiert hat, um Aufnahmen mit geistlicher Musik zu erstellen.
Sirka Schwartz-Uppendieck sieht die Idee, kurze musikalische Momente per Video zu übertragen, positiv: "Ich denke, in einer Zeit, wo nichts außer Haus möglich ist, ist das wirklich eine Chance, Menschen neu und anders zu erreichen. Auch diejenigen, die nur selten ins Konzert kommen können", erklärt die Dekanatskantorin.
So erreiche sie sogar ihre Mutter in Hamburg. "An den positiven Rückmeldungen sehe ich, dass die Videos gerne angenommen werden. Der Funke springt über, auch online", meint Schwartz-Uppendieck.
Ihr Kreativpartner Herrschel hat gerade eine Lyrik-CD ("Graphics in Music & Poetry") veröffentlicht und zeigt sich als Freiberufler sehr dankbar für die neuen Projekte. "Und zugleich freue ich mich auf die Zeit, wo wieder beides möglich ist: Studio und live, digital und analog", ergänzt er.
Nein, nicht Corona gehört die Welt
Pfarrer Thomas Hofmann aus Lauf hat mit seinem Song "Nein, nicht Corona gehört die Welt" eine schmissige Rockballade mit eingängigem Mitsing-Refrain kurz vor Ostern ins Netz gestellt. "Es sollte ein Bekenntnis der Hoffnung und ein Oster-Geschenk werden", erklärt er. Das Video zum "Corona-Mutmach-Lied" (bit.ly/2RwztMc) enthält kurze Bewegtbild-Einblendungen mit Hofmann als Sänger, lebt aber ansonsten von Landschaftsaufnahmen und einigen Motiven aus den privaten Alben. Unter www.lauf-evangelisch.de kann man den Song kostenlos herunterladen. Hofmann bittet um Spenden für den Sozialverein SCH-LAU e. V., der nach der Aussage des Pfarrers finanziell mit der Corona-Krise zu kämpfen hat.
Crowdfunding-Kampagne #CultureContinued
Mit dem Ziel, jeden Tag einen Beitrag auf Facebook und YouTube zu veröffentlichen, bis für Künstler aus Nürnberg und darüber hinaus wieder eine gewisse Normalität herrscht, haben die aus Schweden stammende Mezzosopranistin Solgerd Isalv und Anna Körber, Referentin an der Nürnberger Hochschule für Musik, die Crowdfunding-Kampagne #CultureContinued ins Leben gerufen.
"Dass sich nun auch Künstler aus anderen Regionen an der Aktion beteiligen, hat einerseits mit unserem internationalen Netzwerk zu tun. Andererseits haben sich Kollegen aus anderen Teilen Deutschlands und Europas gemeldet", freut sich Anna Körber über die vielen Beiträge. Zur Nominierung hatten die Organisatorinnen ihre beruflichen und freundschaftlichen Kontakte angefragt.
"Wir wollten einen tagesaktuellen Bezug schaffen und zeigen, dass auch wir in Zeiten gesellschaftlicher Krisen unsere Verantwortung für die Gesellschaft wahrnehmen können und die Kunst als Seismograf und Sprachrohr einsetzen", meint Körber. Zur Entlohnung durch die Spenden wurde ein Berechnungskonzept ausgearbeitet.
Wie viel Geld die Künstler erhalten, hänge davon ab, wer am bedürftigsten ist. "Einige haben jetzt schon auf ihren Anteil verzichtet, da sie entweder fest angestellt sind oder durch digitalen Musikunterricht gerade trotzdem einigermaßen durchkommen", erklärt Körber.
Song und Video "Alles wird gut"
Und dann gibt’s noch Leute wie Axel "Addi" Manseicher: Der Pfarrer und Religionslehrer aus Neuendettelsau hat mit seinem Song und Video "Alles wird gut" einen "Schlachtengesang" komponiert, der sein Motivationsstück ebenso sein könne.
"Mir war aufgefallen, dass bei den meisten der bisherigen musikalischen Beiträge zur Lage eine gewisse Schwere vorherrschte. Man versuchte, der eigenen Betroffenheit mit eher langsamen Tempi und vielen Moll-Anteilen Ausdruck zu verleihen. Mich hat das manchmal eher runtergezogen als ermutigt", erklärt der Theologe und Musiker.
Wenn durch seinen Song einige krisengebeutelte Menschen tatsächlich neuen Mut gewonnen haben, dann hätte das Lied sein Ziel erreicht.